Duisburg. In einer ehemaligen Duisburger Kult-Disco hat die Polizei eine Drogenplantage ausgehoben. Jetzt steht eine Bande deshalb vor Gericht.
Das war dreist: Quasi in Sichtweite des Land- und Amtsgerichts betrieb eine Bande ein Jahr lang eine Drogenplantage. Die Duisburger Polizei hob die illegale Gärtnerei in den Räumlichkeiten der ehemaligen Nachtgaststätte und Diskothek „Scotch Club“ an der Claubergstraße im September 2023 aus. Wegen dieses und weiterer Drogendelikte stehen nun sechs Männer und eine Frau kaum hundert Meter entfernt vor dem Gericht.
Die Anklage wirft den fünf Albanern und zwei Italienern aus Duisburg, Düsseldorf, Bochum und England bandenmäßigen Drogenhandel vor. In unterschiedlicher Anzahl und Intensität sollen sie zwischen Anfang 2022 und September 2023 mit Kokain und Marihuana gehandelt haben. Es geht um insgesamt 26 Taten, bei denen Kokain in Mengen zwischen 100 und 500 Gramm und Marihuana im Bereich zwischen zwei und 45 Kilo bestellt, beziehungsweise geliefert, worden sein soll.
Duisburger Polizei überwachte Telefongespräche der Drogenbande
Das Rauschgift soll vor allem für Duisburg und Dortmund bestimmt gewesen sein. Wie viel Drogen die 25 bis 44 Jahre alten Angeklagten tatsächlich verschoben haben sollen, wird der Prozess kaum klären können. Die Anklage beruht vor allem auf abgehörten Telefongesprächen. Die Protokolle der Telefonüberwachung füllen viele tausend Seiten. Doch auch die Anbahnung von Drogengeschäften ist bereits strafbar.
Fünf der Angeklagten bringt die umfangreiche Anklageschrift zudem in strafrechtlich relevante Verbindung mit der Plantage in der Duisburger Innenstadt. Weitere mutmaßliche Mittäter, so den Besitzer des ehemaligen „Scotch Clubs“ und mehrere „Gärtner“ müssen sich zu einem späteren Zeitpunkt vor dem Amtsgericht verantworten. Der Mietvertrag für die Räume des einst bekannten und rege frequentierten Nachtlokals, das seit Jahren leer stand, soll am 1. Oktober 2022 unterschrieben worden sein.
Polizei stellte 885 Cannabis-Pflanzen sicher
Als die Polizei die Plantage fast genau ein Jahr nach Vertragsunterschrift aushob, wurden 537 ausgewachsene Cannabis-Pflanzen und 348 Setzlinge beschlagnahmt. An den Pflanzen befanden sich knapp zehn Kilo Drogenmaterial. Unter der Annahme, dass bereits drei Ernten stattfanden, könnten mehr als 100 Kilo Marihuana mit einem Anteil von fünf bis zehn Prozent des berauschenden Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol produziert worden sein.
Am ersten Verhandlungstag herrschte im Saal 101 des Landgerichts drangvolle Enge. Die 2. Große Strafkammer ist mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffen und zwei Ergänzungsschöffen besetzt. 14 Rechtsanwälte vertreten die sieben Angeklagten, deren Muttersprachen Albanisch, Italienisch und Griechisch sind. Fünf Dolmetscher übersetzen. Da vier der Angeklagten in Haft sitzen, müssen acht Justizwachtmeister sie bewachen. Das sind – einschließlich Protokollführerin – 44 Personen. Viel Platz für Zuschauer bleibt nicht.
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Für das Verfahren wurde der wie ein Klassenzimmer möblierte Saal sogar mit einer in den meisten Verhandlungsräumen des Duisburger Gerichts schmerzlich vermissten Mikrofon- und Lautsprecheranlage ausgestattet. Die Beweislage verbessert das wohl kaum. Dafür spricht jedenfalls die Vielzahl der angesetzten Termine: Bis Ende Januar 2025 sind 29 weitere Verhandlungstage geplant.