Düsseldorf. Nach drei Wahl-Pleiten treten der Vorstand der Grünen sowie der Grünen Jugend zurück. Ist die Krise auch in Düsseldorf zu spüren? Wir fragten nach.

Nach mehreren Wahlschlappen der Grünen zieht sich deren Parteispitze zurück. Der Bundesvorstand der Grünen Jugend tritt zu Gunsten eines neuen Projektes gleich ganz aus. Wie viel der „Krise“ der Partei spüren die Grünen in Düsseldorf?

Bundestrend zeigt auch in Düsseldorf Einfluss

Dass die Partei in einer Krise steckt, würde sie nicht so sehen, sagt Ratsfrau und Bezirksbürgermeisterin (Stadtbezirk 1) Annette Klinke. „Wir erleben ein Auf und Ab.“ Wobei sie einräumt, dass sie das vielleicht anders sehen würde, wenn sie Bundespolitikerin wäre. Bei der Europawahl etwa haben die Grünen in ihrem Stadtbezirk (Altstadt, Carlstadt, Derendorf, Golzheim, Pempelfort und Stadtmitte) gute Ergebnisse erzielt, betont sie. Dahinter sieht sie auch, dass ihre Partei auf kommunaler Ebene erfolgreich mit ihrem Kooperationspartnern, der CDU, zusammenarbeite – wenn es dabei natürlich auch im kommunalen Herausforderungen gebe. Insgesamt verloren die Grünen aber auch in Düsseldorf deutlich bei der Europawahl. „Natürlich sind auch wir nicht frei vom Bundestrend“, kommentiert Klinke.

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Dieser werde auch zur Kommunalwahl im kommenden Jahr eine große Rolle spielen, die am 14. September 2025 stattfinden sollen – voraussichtlich zwei Wochen vor der Bundestagswahl. Ob die Koalition im Bund bis dahin halten und was sonst passieren werde, wisse sie nicht. In die Kommunalwahl werden die Düsseldorfer Grünen „jedenfalls nicht als ängstliche Häschen“ gehen, sagt sie. Klinke lobt auch, dass es in Düsseldorf eine gute „Brandmauer“ gegen Rechts gebe – etwas, dass sie sich etwa in Bayern mehr wünschen würde.

„Sicherlich ist das eine Krise“, sagt Stephan Engstfeld, Düsseldorfs Grünen-Ageordneter im Landtag NRW. Stimmverluste haben die Grünen nicht nur im Osten hinnehmen müssen, betont er. Engstfeld sieht im Rücktritt des Parteivorstandes einen „richtigen und konsequenten Schritt“, wodurch die scheidenen Vorstandsmitglieder den Weg für einen „Neustart“ frei machen, so der Politiker.

In Düsseldorf und NRW sei die Lage seiner Partei nicht so krisenhaft. Das liege an der erfolgreichen Kooperation der Grünen mit der CDU, sowohl in der Landesregierung als auch im Stadtrat – wenn es auch ein paar Meinungsverschiedenheiten gebe. „Wir haben in NRW und Düsseldorf keinen Mitgliederrückgang, sondern weiterhin einen Mitgliederzuwachs“, betont Engstfeld.

„Ich habe Respekt vor dem Schritt des Parteivorstands“, erklärt der Düsseldorfer Kreisverbands-Sprecher Christian Fritsch. Den Austritt des Vorstandes der Grünen Jugend, um eine „Konkurrenzveranstaltung“ zu gründen, finde er dagegen nicht gut. Doch: „In Düsseldorf ist die Lage ganz anders“, berichtet er. Im Gespräch mit dem Kreisverband habe die Düsseldorfer Grüne Jugend nämlich am Mittwoch versichert, sich in der Partei wohl zu fühlen und auch weiterhin Mitglieder der Grünen bleiben zu wollen.

„Dagegen müssen wir mehr die grüne Fahne hoch halten“

„Von einer Krise kann man in Düsseldorf nicht sprechen“, sagt Fritsch. In der NRW-Landeshauptstadt schaffe es seine Partei weiterhin gut, ihre Kern-Themen zu platzieren, sagt Fritsch. Was den Zuspruch aus der Bevölkerung angeht, sieht er weiterhin viel Rückhalt. Jedoch verweist er auch auf den tätlichen Angriff auf einen Grünen-Wahlkampfhelfer während des Europawahlkampfs. Auch in der Landeshauptstadt habe leider eine gewisse „Verrohung“ gegeben.

Dietmar Wolf, Grünen-Ratsherr und Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 3, sieht eine Krise nicht nur bei den Grünen – und verweist auf die kürzlich starken Wahlergebnisse der AfD. „Man könnte sagen: Deutschland hat eine Krise.“ In Düsseldorf, wo die Partei zwar bei der Europawahl auch Stimmen einbüßte, könne seine Partei weiterhin bei Bürgerinnen und Bürgern mit ihren Themen punkten.

In der Zeit bis zur nächsten Kommunalwahl sieht „der grüne Wolf“ dennoch viele Herausforderungen. Darunter: Die AfD gebe für Social-Media-Inhalte ein vielfaches mehr aus, als alle anderen Parteien zusammen, sagt Wolf. „Dagegen müssen wir mehr die grüne Fahne hoch halten“, meint er. Seine Partei müsse auf Social Media mit ihren Inhalten in Zukunft sehr viel präsenter sein.

„Ich glaube, wir haben keine personelle Krise“, sagt Grünen-Ratsherr Lukas Mielczarek. Es sei nicht so, dass Partei nun „auseinanderfliege“. Hier betont er, dass der Austritt des Grüne-Jugend-Bundesvorstandes nicht im direkten Zusammenhang mit dem Rücktritt des Parteivorstandes stehe. Ersteren findet Mielczarek, mit 24 Jahren der jüngste Ratsherr der Grünen in Düsseldorf, nicht sinnvoll.

Ratsherr betont Bedeutung der Außenbezirke

Die Bezeichnung „Krise“ gehe für die aktuelle Situation überhaupt etwas zu weit. „Es ist nach den vergangenen Wahlergebnissen folgerichtig, jetzt diese personelle Erneuerung an der Parteispitze durchzuführen.“ Die letzte Wahl, bei der die Grünen ein positives Ergebnis einfahren konnten, sei die nordrhein-westfälische Landtagswahl 2022 gewesen, bemerkt er. Mielczarek vertraut darauf, dass es in der Spitze seiner Partei einen Plan dafür gebe, wie man sich neu aufstellen kann.

Bei der Europawahl haben wir in Düsseldorf Stimmen verloren. Was sich aber gezeigt hat, war, dass die Stimmverluste in den Außenbezirken viel stärker waren als im Innerstädtischen.“ Mielczarek denkt deswegen, dass den Außenbezirken zur nächsten Kommunalwahl besonderes Augenmerk gegeben werden sollte. Er selbst versuche, durch seine Arbeit im Stadtbezirk 6 ( Lichtenbroich, Unterrath, Rath und Mörsenbroich) gegen diese Entwicklung zu arbeiten.

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