An Rhein und Ruhr. Der gesamte Parteivorstand gibt auf. An der Basis wird vor allem die schlechte Kommunikation beklagt.

Überraschung. Erleichterung, Frust: Die Ankündigung des Rücktritts des gesamten Bundesvorstands der Grünen wird an der Basis in NRW unterschiedlich bewertet. Weitgehend Einigkeit herrscht darüber, dass Mängel bei der Kommunikation grüner Politik erheblich zu den desaströsen Wahlergebnissen im Osten und den schlechten Umfragewerten im Bund beigetragen haben, die der Auslöser des Vorstands-Rücktritts sind.

Horst Münnich, Vorstandssprecher der Grünen in Wesel, hofft nun „auf neuen Wind“. Komplexe Themen wie die unabdingbare Energiewende müssten besser vermittelt werden. „Hier müssen mehr Fakten in den Vordergrund gebracht werden.“ Trotz der „relativ schlechten Kommunikation“ der Parteiführung ist es für Münnich aber schwer nachvollziehbar, „warum jetzt die Grünen an allem schuld sein sollen. Ich weiß nicht, wie wir in diese Schublade geraten sind“.

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Gudrun Tersteegen, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Moerser Rat, sagt, sie sei vom Schritt des Parteivorstands und vom Zeitpunkt des Rücktritts „komplett überrascht“ worden, da die Wahlergebnisse in Ostdeutschland absehbar gewesen seien. Erfolge seien nicht „scharf genug“ kommuniziert worden, klagt Tersteegen. Grüne Politik habe nach dem russischen Überfall auf die Ukraine einen Energienotstand in Deutschland verhindert. „Es macht mich fassungslos und wütend, dass das nicht verfangen hat.“

Der Rücktritt der Co-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour sei längst überfällig gewesen und komme zu spät, sagt dagegen Michael Bay, Grünen-Ratsherr in Kleve. Die beiden hätten nur „Phrasen von sich gegeben, die nichts mit der Realität der Leute zu tun haben“. Die Bürger interessierten sich weniger für Genderpolitik oder ob die Wagenknecht-Partei BSW von Putin bezahlt werde. „Sie wollen Antworten auf Probleme im Gesundheitswesen, bei der Verkehrsinfrastruktur oder in den Schulen.“

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Die Grünen-Bundesspitze hatte am Mittwoch nach den Misserfolgen der Partei bei mehreren Wahlen und angesichts schlechter Umfragewerte personelle Konsequenzen angekündigt. Die Co-Vorsitzenden Lang und Nouripour erklärten in Berlin, dass der Parteivorstand mit Wirkung zum nächsten Parteitag im November sein Amt niederlegt. Bis dahin werde der sechsköpfige Vorstand geschäftsführend im Amt bleiben.

Als mögliche Nachfolge an der Parteispitze sind unter anderem der Duisburger Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur im Gespräch. Neubaur äußerte sich am Mittwoch nicht zu ihren Plänen, sagte der NRZ aber, es nötige ihre „größten Respekt“ ab, dass Lang und Nouripour in einer für die Grünen „äußerst schwierigen Lage Verantwortung übernehmen“. Es zeichne sie aus, „diesen Schritt - in Verantwortung für die Partei - selbstbestimmt und selbstbewusst zu gehen“. Für dass, was die beiden geleistet hätten, sei sie „zutiefst dankbar“, so Neubaur.