Düsseldorf. Frank Wackers arbeitet seit fast 40 Jahren im Lokal „Im Goldenen Kessel“. Was er in dieser Zeit erlebt hat und welchen Promis er Altbier servierte.
Es dauert keine Minute, bis Frank Wackers die sieben Altbiergläser befüllt hat. Routine für den Zappes im Brauereiausschank „Im Goldenen Kessel“. „Frankie, noch eins, bitte!“, ruft ein Kollege. Frank Wackers nickt und zapft ein weiteres Bier. Er ist in seinem Element. Seit 38 Jahren arbeitet der Düsseldorfer mittlerweile in dem Lokal an der Bolkerstraße in der Altstadt – und dabei wollte er eigentlich nie in die Gastronomie. „Ein Anruf, ich kam und bin geblieben“, sagt Frank Wackers lachend.
Es ist der 16. Juni 1986. Ein Bekannter ruft Frank Wackers, damals 20 Jahre alt, an und bittet ihn um Hilfe. Eine Servicekraft wird dringend im „Goldenen Kessel“ benötigt. Der junge Mann sagt zu. Und dann geht alles ganz schnell: Thea Schnitzler, damalige Inhaberin des Schumacher-Brauereiausschanks, erkennt das Potenzial, das „Schumacher-Gen“, des gelernten Kfz-Mechanikers und bietet ihm ad hoc eine Festanstellung an. „Innerhalb von zwei Tagen hatte ich einen neuen Job. Das war schon ein bisschen verrückt“, sagt Frank Wackers heute.
Zwei Generationswechsel der Familie Schnitzler-Ungermann hat Wackers im „Goldenen Kessel“ schon miterlebt. „Ich bin mehr hier als zuhause. Der Goldene Kessel ist mein Wohnzimmer“, sagt er. Seine Hochzeit hat er im zweiten Schumacher-Lokal, im Stammhaus an der Oststraße gefeiert, die Taufe und die Konfirmationen seiner Kinder ebenfalls. „Ich stehe zu 100 Prozent hinter diesem Haus, hinter dieser Familie.“ Seine Augen strahlen, wenn Frank Wackers von seiner Arbeit spricht.
Kellner in der Düsseldorfer Altstadt: Weit mehr als Bier zapfen
Kellner in der Altstadt sein? Das umfasst weit mehr als am Zapfhahn zu stehen und Bier zu servieren. Frank Wackers ist Zuhörer, Problemlöser, Entertainer und irgendwie auch ein bisschen Psychologe. „Ich kenne die persönlichen Geschichten und Schicksalsschläge vieler Stammgäste.“ Er erzählt von einem Ehepaar, 64 Jahre ist es verheiratet. 2021 berichtet das Paar bei einem Besuch im „Goldenen Kessel“, dass sein Haus in Gerresheim beim Hochwasser im Juli stark beschädigt wurde. Frank Wackers fackelt nicht lange, bot seine Hilfe an und hat nach Feierabend bei den Aufräumarbeiten mitangepackt.
„Ich liebe diesen Job, er ist meine Berufung. Ich bin hier, bis nichts mehr geht.“
Während Corona hat er für Stammgäste den Einkauf erledigt, bis heute fährt er mit Senioren, deren Ehepartner verstorben sind, zum Friedhof, um die Gräber zu besuchen. Kurzum: Wackers ist ein Macher. „Die Dankbarkeit in den Augen der Menschen zu sehen, ist für mich das Größte“, sagt der Düsseldorfer über sein ehrenamtliches Engagement. Manchmal ist es auch nur ein gutes Wort, eine kurze Umarmung. „Viele Stammgäste suchen gezielt das Gespräch.“
Aber dann sind da auch die lustigen Momente im Gastro-Alltag. Einen flotten Spruch hat Wackers immer parat. Manchmal ein bisschen forsch, manchmal ein bisschen frech. „Aber niemals unter der Gürtellinie“, betont der Kellner. Für gute Unterhaltung sorgen, das kann der 58-Jährige. Gerne erinnert er sich an eine Gruppe japanischer Profi-Sumoringer zurück, die vor gut 30 Jahren das Stammhaus an der Oststraße besucht hat. „Plötzlich fuhr dieser Bus vor und immer mehr Sumoringer stiegen aus. Wir waren total überrumpelt und mussten die Sitzbänke mit Bierfässern stabilisieren.“
Frank Wackers servierte Altbier schon an Prinz Harry und Arnold Schwarzenegger
Immer wieder werden auch Promis von Frank Wackers bedient. Prinz Harry und seine Frau Meghan Markle zum Beispiel. Aber auch Arnold Schwarzenegger und Harald Schmidt bekamen von Wackers schon ein Alt serviert. „Für mich sind das ganz normale Menschen, die werden nicht anders behandelt“, sagt Wackers. Zu Schauspieler Jochen Busse („7 Tage, 7 Köpfe“) hat der Köbes, wie Kellner im Rheinland auch genannt werden, mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis. „Jochen kommt privat zu mir zum Kaffee vorbei, wenn er in Düsseldorf ist“, verrät Wackers.
Knapp 40 Jahre in der Gastronomie sind an Frank Wackers allerdings nicht spurlos vorbeigegangen. Der Rücken schmerzt ab und zu, manchmal machen die Knie nicht mehr richtig mit. Ans Aufhören denkt der 58-Jährige trotzdem nicht. „Ich liebe diesen Job, er ist meine Berufung. Ich bin hier, bis nichts mehr geht.“
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So gesellig die Arbeit als Köbes auch ist, mit seinen Gästen trinkt Frank Wackers kein Bier mit. Da hat er seine Prinzipien. „Wenn ich die Schürze, also meine Arbeitskleidung trage, trinke ich nicht“, betont er. Eine Ausnahme wird es irgendwann aber einmal geben: Nämlich dann, wenn Frank Wackers in ein paar Jahren in Rente geht, dann trinkt er an seinem letzten Arbeitstag ein Alt. Während seiner Arbeitszeit. Mit Schürze.
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