Düsseldorf. Nach 40 Jahren könnte ein beliebtes Bürgerhaus im Düsseldorfer Süden bald geschlossen werden. Die Pläne des Jugendamtes stoßen auf Entsetzen.
Seit mehr als 40 Jahren bietet das Bürgerhaus Reisholz den Menschen im Düsseldorfer Stadtteil und im ganzen Stadtbezirk 9 einen Ort für Begegnungen, Freizeit und Kultur. Doch aktuell steht eine mögliche Schließung des Bürgerhauses an der Kappeler Straße im Raum. Mitglieder des dazugehörigen Freundeskreises sind entsetzt. Während eine Diskussionsveranstaltung zum Thema bereits angekündigt ist, stellt die Fraktion der Linken nun eine Anfrage im Stadtrat.
Rat stimmte Handlungsempfehlung schon im Juni zu
Der Ursprung des aktuellen Streits liegt schon einige Monate zurück: In der letzten Sitzung des Stadtrates vor der Sommerpause, am 27. Juni, wurde unter anderem über einen Bericht und Handlungsempfehlungen des Amtes für Soziales und Jugend entschieden, die insbesondere die Bürgerhäuser betrafen. Der Rat nahm die Beschlussvorlage mehrheitlich an.
Doch ein Satz aus dem Bericht – beim Überfliegen durchaus zu überlesen – sorgt jetzt für Unmut: Demnach soll die „Notwendigkeit des Weiterbetriebes des Bürgerhauses Reisholz im Rahmen einer Fachplanung geprüft werden“. Hintergrund ist, dass im nahe gelegenen Benrath die Jugend- und Kultureinrichtung Spektakulum an der Kappeler Straße mit mindestens einem großen Bürgersaal neu gebaut wird. So könnte die Einrichtung auch die Funktion eines weiteren Bürgerhauses übernehmen, heißt es in dem Bericht weiter.
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Der Rat nahm die Beschlussvorlage an, ohne vorher etwa noch die Berzirksvertretung anzuhören. Der Freundeskreis Bürgerhaus Reisholz erfuhr die Überlegungen der Stadt, das Zentrum zu schließen als „Schlag ins Gesicht“, so der Verein in einem offenen Brief. Jährlich über 30.000 Besucher locke die Einrichtung an, deren vielfältiges Programm sich an alle Altersgruppen richtet. „Es ist gerade in einem Randgebiet mit Brennpunkt und hoher Einwohnerdichte unersetzlich, es holt Menschen aus der Einsamkeit und schafft einen Ort der Begegnung“, so der Verein weiter. Das Bürgerhaus zu schließen wäre „fatal“, heißt es in dem offenen Brief abschließend.
Zur der – wohl vor allem wegen des Themas – gut besuchten Sitzung der Bezirksvertretung 9 Ende August war auch Jugendamtsleiter Stephan Glaremin gekommen. Glaremin stellte die Beschlussvorlage vor, wies aber etwa auch darauf hin, dass der Mietvertrag des Gebäudes an der Kappeler Straßenoch bis 2029 laufe. Zumindest bis dahin soll das Bürgerhaus Reisholz jedenfalls bestehen bleiben. Wie der Jugendamtsleiter hinwies, ist eine Diskussionsveranstaltung zum Thema am Dienstag, 17. September (17 Uhr), im Bürgerhaus Reisholz geplant.
Linke sehen keine Alternative zum Bürgerzentrum
In der Ratssitzung am 19. September, zwei Tage später, thematisiert die Fraktion der Linken in Person von Ratsfrau Anja Vorspel das Bürgerhaus in einer Anfrage an die Stadt. Zwar wisse man um die Diskussionsveranstaltung, erklärt Linken-Sprecher Christian Jäger, bei der möglicherweise auch von Seiten der Stadt neue Informationen zum Stand der Überlegungen um das Bürgerhaus erklärt werden könnten. „Wir möchten es allerdings gerne ‚schwarz auf weiß‘ haben“, so Jäger. Ein Grund für die Anfrage in der Ratssitzung sei auch, dass der Jugendhilfeausschuss, in dem das Thema sonst behandelt werden könnte, erst wieder im November tagt.
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„Wie begründet die Verwaltung die mögliche Schließung eines für den Stadtteil so wichtigen Angebots und wie will sie die Wahrnehmung eines vergleichbaren Angebots durch die Menschen in Reisholz und Hassels-Nord garantieren?“ fragt Linken-Ratsfrau Vorspel in ihrer Anfrage. Und: „Warum wurden mit dem Förderverein nicht frühzeitig Gespräche über eine drohende Schließung des Bürgerhauses geführt?“ Auch, warum die Stadt von Kaufabsichten bezüglich des Gebäudes und Grundstücks des Bürgerhauses abstand genommen habe, erfragt Vorspel.
„Der neue Quartiersatlas betrachtet Düsseldorf-Reisholz als Stadtteil mit hohem sozialen Handlungsbedarf“, erklärt die Ratspolitikerin. „Wenn es reale Hindernisse für den Weiterbetrieb des Bürgerhauses gibt, muss die Öffentlichkeit diese natürlich auch erfahren.“ Die Linken wollen diesbezüglich Transparenz und eine Lösung gemeinsam mit den Menschen vor Ort, erklärt Vorspel. Die Alternative eines neuen Bürgersaales in Benrath als Ersatz für das Reisholzer Bürgerhaus sehe sie nicht, betont sie „Gerade die Teilhabe mobilitätseingeschränkter Menschen würde durch eine Verlagerung der Angebote des Bürgerhauses nach Benrath verschlechtert. Nähe zählt!“
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