Düsseldorf. Drei Blitzer-Anhänger sind in Düsseldorf im Einsatz. Wie viel Geld sie der Stadt einbringen und warum sie das Kennzeichen einer Urlaubsregion haben.
Düsseldorfs Schuldenberg wächst und wächst. Allein die Kosten für Zinsen belaufen sich für 2024 auf über 40 Millionen Euro. Unter diesen Umständen sind Einnahmequellen beliebt – und eine erweist sich anscheinend als Erfolgsgeschichte: Die Blitzer-Anhänger der Landeshauptstadt.
Enforcer-Trailer könnten siebenstellige Bußgeldeinnahmen generieren
Insgesamt hat die Stadt seit Januar 2024 drei Blitzer-Anhänger oder Enforcement-Trailer (deutsch: Durchsetzungsanhänger) im Einsatz. 2023 waren es noch zwei Anhänger, die laut Stadt 84.330 Verkehrsverstöße dokumentiert haben. Leider erhebt die Stadt nicht, wieviel Bußgeld von einzelnen Blitzern generiert wird. Doch eine hypothetische Rechnung kann zumindest die Größenordnung verdeutlichen, um die es gehen könnte: Nimmt man an, dass all diese Verstöße auch zu einem Bußgeld führten dann bedeutet das, die beiden Anhänger in 2023 mindestens 1.686.600 Euro in die Stadtkasse gespült haben könnten.
Im ersten Halbjahr 2024 wurden von den nunmehr drei Anhängern 50.210 Verstöße dokumentiert. Legt man die gleiche Beispielrechnung zugrunde, ergibt sich hier ein Wert von über einer Million Euro. Aus der Statistik ergibt sich außerdem, dass zwar insgesamt mehr Verstöße festgestellt werden konnten, gleichwohl sinkt die Anzahl festgestellter Geschwindigkeitsübertretungen pro Anhänger.
Waren es 2023 noch 42.165 Fotos pro Anhänger, sind es in 2024 hochgerechnet nur noch 33.474 pro Anhänger. Laut Jahresbericht der Verkehrsüberwachung, hat die Landeshauptstadt 2023 13,8 Millionen Euro wegen Rotlichtverstößen und Geschwindigkeitsübertretungen eingenommen. Nebenbei bemerkt: Die Überwachung des ruhenden Verkehrs hat eine gute Million mehr eingebracht.
Wie viel Düsseldorf sich seine Enforcement-Trailer kosten lässt
Die drei martialisch anmutenden Anhänger – die aus der Entfernung an einen abgestellten Transportanhänger erinnern sollen – kosten die Stadt jährlich etwa 313.000 Euro Miete. Dabei sind Wartungskosten und etwaige Schäden durch Vandalismus abgedeckt. Im Fall der Fälle kümmert sich die Betreiberfirma. Geht man von obengenannten Größenordnungen aus, dann ist die Miete gut angelegtes Geld für die Stadt.
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte 2018. Damals hatte die Stadt zwei Enforcement-Trailer zur Probe. Überzeugt von den Geräten, wurde zunächst ein Anhänger dauerhaft angemietet. Laut Medienberichten habe dieser erste Anhänger 2020 – zu Hochzeiten der Pandemie also – bereits über 28.000 Verstöße festgestellt. 2021 kam dann ein zweiter Anhänger. Nun sind es drei, die mit dem Wismarer Kennzeichen an den Straßenrändern stehen.
Darum haben so viele Bliterzeranhänger das Kennzeichen von Wismar
Doch warum haben die Anhänger eigentlich das Kennzeichen HWI? Das hängt damit zusammen, dass die Stadt Düsseldorf die Anhänger lediglich gemietet hat. Zugelassen sind die Anhänger weiterhin auf eine Firma in Wismar, die die Trailer betreibt, wartet und eben: vermietet. Dabei handelt es sich um die Vetro GmbH. Doch die Vetro ist lediglich der Betreiber der Anlagen. Hergestellt werden sie in Wiesbaden von der Vitronic GmbH. Das Unternehmen mit über 150 Millionen Euro Jahresumsatz zeichnet dabei nicht nur für die Enforcement-Trailer verantwortlich, sondern stellt auch die Kontrollbrücken für die LKW-Maut, liefert Systeme für Post und DHL und vieles mehr.
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Poliscan überwacht bis zu vier Fahrspuren
Der Enforcement-Trailer setzt auf das Poliscan-System, das in der Lage ist, bis zu vier Fahrspuren simultan zu überwachen. Die höchste messbare Geschwindigkeit liegt dabei bei 320 km/h. Für die einzelnen Spuren können besondere Kriterien definiert werden, etwa welcher Fahrzeugtyp auf der jeweiligen Spur verkehren darf. Aufgrund der verbauten Akkus ist der Anhänger in der Lage, zehn Tage am Stück eine Verkehrsüberwachung durchzuführen. Sind die Batterien leer, können sie vor Ort ausgewechselt werden.
Dass die Anhänger ein doch eher martialisches Aussehen aufweisen, ist dabei Programm. Die Trailer sollen vor Vandalismus besonders geschützt sein. Das Material ist unter anderem kugelsicher. Grundsätzlich lassen sich die Trailer auch mit zusätzlichen Sicherheitsfeatures ausstatten, etwa mit Überwachsungssensoren oder einer Brandschutzanlage, die etwaig ausbrechende Feuer löscht – und das ohne die Technik in Mitleidenschaft zu ziehen. Ein Enforment-Trailer kostet im Verkauf zwischen 120.000 und 150.000 Euro.
Sichere Datenübertragung zwischen Blitzer und Ordnungsamt Düsseldorf?
Interessant ist, wie die Fotos ans Ordnungsamt kommen. Nimmt ein Enforcement-Trailer ein Foto auf, dann wird daraus, wie ein Stadtsprecher erläutert, „ein verschlüsselter und mit Wasserzeichen versehener digitaler Beweismitteldatensatz angefertigt“. Dieser Datensatz wird per drahtloser Verbindung direkt ins Ordnungsamt übertragen. Selbstverständlich sind die Daten stark verschlüsselt, damit keine Unbefugten auf sie zugreifen können.
Doch nicht nur die Nachricht selbst muss besonders geschützt werden, auch auf der Empfängerseite im Ordnungsamt, können die Daten nicht einfach so eingesehen werden: „Im Ordnungsamt werden die Daten von geschultem Personal ausgelesen und im Rahmen einer Signaturprüfung auf Authentizität und Integrität mit Hilfe eines speziellen Programms ausgewertet.“ Es handelt sich schließlich um sensible Daten.
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Enforcement-Trailer sollen Verkehrssicherheit steigern
Die Enforcement-Trailer sollen in Düsseldorf primär für eine erhöhte Verkehrssicherheit sorgen. Dass Bußgelder Geld in die Kasse spülen mag ein nicht verachtenswerter Nebeneffekt sein. Gleichwohl bedeutet mehr Tempoverstöße auch mehr Verwaltungsaufwand und damit höhere Kosten. Grundsätzlich ist es das Ziel der Stadt, für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr zu sorgen. Und tatsächlich, wenn pro Gerät weniger Temposünder festgestellt werden, kann das durchaus ein Zeichen für wachsende Regeltreue sein. Oder für eine Gewöhnung der Fahrer an die Tarnbemühungen der Anhänger.
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