Düsseldorf. Seit 2021 sitzt Zanda Martens aus Düsseldorf im Bundestag. Warum ihr Tag meistens schon um 6 Uhr beginnt - und für welche Menschen sie kämpft.
Wenn im Bundestag Sitzungswoche ist, ist in den Gebäuden des Parlaments im Berliner Regierungsviertel viel los: Tausende Menschen laufen eilig durch die unterirdisch verbundenen acht Häuser. Sie sind unterwegs zwischen Büros, Besprechungsräumen, Sitzungssälen und dem berühmten Plenarsaal im Reichstagsgebäude. Seit Oktober 2021 gehören die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihres Büros dazu.
„Mein Tag beginnt auf der Matte“
Der Tag in Berlin beginnt für die aus Lettland stammende Düsseldorferin früh: „Weil ich mir morgens immer auch die Zeit nehme, Sport zu machen“, erklärt Martens. So sei sie häufig schon um 6 Uhr im Fitnessstudio. „Mein Tag beginnt auf der Matte, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Wenn sie sich – spätestens – um acht an ihre Arbeit als Abgeordnete macht, hat sie bereits eine Stunde Training in den Knochen. Das klingt anstrengend, doch für die Politikerin ist das einer der wenigen Zeiträume, die sie sich während der Sitzungswochen für sich selbst nehmen kann, erklärt sie. Denn die Tage sind eng durchstrukturiert.
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Zu den Terminen als Abgeordnete kommen die Termine ihrer Fraktion. Martens, promovierte Juristin, ist Vorsitzende des Unterausschusses Europarecht und Mitglied im Rechtsausschuss des Bundestages. Da versteht es sich von selbst, dass sie auch in der Arbeitsgruppe Recht ihrer Fraktion sitzt. Für die stehen außerdem Sitzungen der Fraktion und der Landesgruppe NRW an.
Natürlich gehören auch Debatten im berühmten Plenarsaal fest auf den Terminplan. Damit Abgeordnete dieses Arbeitspensum stemmen können, arbeiten in ihren Büros jeweils mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Mittel dafür stehen jedem Parlamentsmitglied zu. Martens wird so im Bundestag von vier jungen Menschen unterstützt, zusätzlich von zwei Mitarbeitern im Wahlkreisbüro.
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Doch mit den Standardterminen ist der Tagesplan längst nicht voll: „Du bekommst jede Menge Einladungen, jeden Tag.“ Abgeordnete nehmen so etwa an Podiumsdiskussionen oder Informationsveranstaltungen Teil. Das stelle für sie auch immer mal wieder eine Gelegenheit dar, den eigenen Horizont zu erweitern, sagt Martens: „Wenn du so voll getaktet bist, wird von dir nur Output erwartet. Oft fällt die Zeit für Input sozusagen hinten runter.“ Der Tag als Abgeordnete geht nicht selten lange nach Sonnenuntergang zu Ende. „Wenn man möchte kann man jeden Abend zu drei Veranstaltungen gehen. Aber irgendwann geht dir einfach die Kraft aus.“ Und wenn die Düsseldorferin einmal in ihrer Berliner Wohnung angekommen ist – das könne auch manchmal erst um 23 Uhr sein – warten häufig noch Dokumente, die es zu lesen gilt, um die nächsten Tage vorzubereiten, erzählt sie.
Wie eine „Lobby für Arbeitnehmer“ im Bundestag aussieht
Zeit für ein Privatleben bleibt in den mehr als 20 jährlichen Sitzungswochen also kaum. Während der Wochen in ihrem Wahlkreis daheim in Düsseldorf hat sie die Termingestaltung stärker selbst in der Hand. Dass die Sozialdemokratin aber auch hier jede Woche eine beachtliche Zahl an Terminen wahrnimmt, kann man tagesaktuell über ihre Facebookseite verfolgen. Hier dokumentiert sie fast jeden Besuch und jede Veranstaltung mit einem kurzen Posting selbst. Und zu all dem kommen seit 2023 ihre Pflichten als Vorsitzende der SPD Düsseldorf.
Die Düsseldorferin und frühere Gewerkschaftssekretärin hatte schon zum Beginn ihres Mandats erklärt, „Lobby für Arbeitnehmer“ sein zu wollen. Das sieht sie auch drei Jahre später noch so : „Mieter kann man dazu nehmen. Da ergreife ich klar Partei.“ Aber wie sieht eine „Lobby für Arbeitnehmer“ in der Praxis aus? „Wenn man das so versteht: eine Politik für die, die von der Arbeit ihrer Hände leben müssen, dann kannst du bei der Verhandlung jedes beliebigen Gesetzes diese Position einnehmen.“
Ein Gesetz, dass sie und ihre Mitarbeiter in diesem Sommer viel beschäftigt hat, ist etwa das „Bürokratieentlastungsgesetz IV“. Aus der Perspektive der Arbeitnehmer betont sie daran besonders einen Aspekt: „Da geht es auch darum, in welcher Form Arbeitsverträge demnächst geschlossen werden können.“ Das könnte bald komplett digital möglich sein, etwa in Form einer E-Mail. „Die Frage ist, wie sieht es für die Arbeitnehmer aus? Wie bekomme ich die Information, wie kann ich sie sichern?“ Besonders im Gerichtsfall sei diese Frage entscheidend. Etwa, wenn der Vertrag in einer Cloud liegt, zu der ein Arbeitnehmer nach einer Kündigung aber keinen Zugang mehr hat. „Das ist nur ein Beispiel. Da müssen wir wirklich aufpassen, ob wir Arbeitnehmerrechte nicht mit Bürokratie verwechseln.“
Martens will „normalen Menschen“ den Alltag erleichtern
Auch im vierten Jahr ihres Bundestagsmandates möchte sie nicht nachlassen: „Ich kämpfe hier im Bundestag nach wie vor für die Mieterinnen und Mieter. Damit sind wir noch lange nicht fertig. Stand heute ist noch nichts umgesetzt, was wir diesbezüglich im Koalitionsvertrag abgemacht haben.“ Auch in Düsseldorf habe sie einige Ziele vor Augen, etwa eine Wohnungsbauoffensive, mehr Pflege- und Kitaplätze. „Wie können wir den Alltag der ganz normalen Menschen erleichtern, die jetzt zunehmend das Gefühl haben, es funktioniert kaum noch was?“ Da sehe sie die Sozialdemokratie in der Verantwortung.
„Ich kann nicht einschätzen, was uns noch gelingen wird“, sagt Martens mit Blick auf das letzte Jahr vor der Bundestagswahl. „Ich weiß nur, dass wir noch weiter kämpfen müssen und weiter kämpfen werden.“ Die Koalition werde am Ende der vier Jahre wohl nicht alles umgesetzt haben, was man sich vorgenommen hatte, erwartet sie. „Ich hoffe, dass wir und auch Wählerinnen und Wähler nach diesen 4 Jahren sagen: in Anbetracht der Jahrhundertkrisen war es doch eine gute Politik, die für uns gemacht wurde.“
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