Düsseldorf. Anwohner kritisieren die vielen Nachtflüge während der Sommerferien und den Fluglärm. Wie der Düsseldorfer Flughafen auf die Vorwürfe reagiert.

Je später der Abend, desto weniger Flugzeuge sind am Düsseldorfer Nachthimmel zu sehen – eigentlich. Denn trotz Nachtflugregeln – ab 23 Uhr dürfen normalerweise kaum noch Flieger am Airport der Landeshauptstadt starten oder landen – sei die Zahl der nächtlichen Flugbewegungen am Flughafen Düsseldorf in den Sommerferien entschieden zu hoch gewesen. Zu diesem Ergebnis kommt der Verein „Kaarster gegen Fluglärm“.

In den sechs Ferienwochen (5. Juli bis 18. August) hat der Verein 410 Starts und Landungen nach 23 Uhr und vor 6 Uhr registriert – ein neuer Rekord. Im vergangenen Jahr zählte der Verein 347 nächtliche Flugbewegungen in den Sommerferien. „Vor allem die 42 Landungen nach Mitternacht seit dem 5. Juli stellen eine besonders starke Belastung für die Gesundheit der Anwohner dar,“ kritisiert der Vereinsvorsitzende Werner Kindsmüller.

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Eine Analyse der Flugbewegungen zeige, so der Verein, dass ein Großteil der Nachtlandungen durch fehlerhafte Planungen der Airlines verschuldet sei. Man habe festgestellt, dass in vielen Fällen die Zeit zwischen der im Flugplan vorgesehenen Landung und dem folgenden Start zu kurz bemessen sei. Dadurch würden bereits tagsüber Verspätungen anfallen, die bis in die Nacht mitgeschleppt würden. Dies bestätige auch eine weitere Zahl: Im Juli seien nur 20 Prozent der Starts am Flughafen Düsseldorf pünktlich gewesen. „Damit ist der Flughafen Düsseldorf noch schlechter als die Deutsche Bahn“, so Kindsmüller.

Flughafen Düsseldorf widerspricht den Vorwürfen

Das stimme so nicht, sagt der Flughafen Düsseldorf auf NRZ-Anfrage. Hauptgrund für die verspäteten Nachtflüge in den vergangenen Wochen sei nämlich das Wetter gewesen. Von 302 verspäteten Nachtlandungen im Juli resultierten allein 189 (63 Prozent) aus Extremwetterlagen und den daraus entstandenen Luftraumbeschränkungen sowie Folgeverspätungen in den Flugzeugumläufen.

„Der Juli war in Deutschland und Europa von zahlreichen Tagen mit Extremwetter geprägt. Starke und langandauernde Gewitter wirkten sich auf den gesamten Luftverkehr aus und führten zu Verspätungen und Annullierungen. Dabei nahm die Anzahl der sich ad-hoc bildenden lokalen Gewitterzellen deutlich zu. Diese sind im Vergleich zu großen Gewitterfronten in ihren Auswirkungen auf den Flugbetrieb deutlich schwerer vorhersagbar“, erklärt ein Sprecher des Flughafens. Neben Extremwetter führten auch Kapazitätseinschränkungen in Folge des Ukraine Kriegs (No-Fly Zones), Personalengpässe bei den Flugsicherungen und die weltweite IT-Störung durch Crowdstrike zu Verspätungen.

Weniger Nachtflüge in Düsseldorf im ersten Halbjahr 2024

Dass die Initiative „Kaarster gegen Fluglärm“ pauschal die Airlines für die Verspätungen verantwortliche mache und behaupte, die Zahl der Nachtflüge würde zunehmen, entspreche nicht den Tatsachen, betont der Flughafen-Sprecher. „Ebenso wie das Ausblenden von Wetter und Luftraumbeschränkungen als wahre Ursachen, ist das einseitige Herauspicken von Einzelmonaten mit vielen Nachtlandungen nicht statthaft und unglaubwürdig.“

Seit Jahresbeginn verzeichne der Flughafen Düsseldorf bei der Entwicklung der verspäteten Nachtlandungen einen positiven Trend – auch bei Einbeziehung des Extremwetters im Juli. Von Anfang Januar bis Ende Juli registrierte der Airport 746 verspätete Nachtlandungen zwischen 23 und 6 Uhr – 20 weniger als im Vorjahreszeitraum. „Rechnet man die Wettereinflüsse heraus, so fällt die Reduktion der beeinflussbaren nächtlichen Landungen noch viel deutlicher aus“, heißt es seitens des Flughafens. Und wieder wird Kritik an der Darstellung der Fluggegner deutlich: „Die deutliche Reduktion der verspäteten Landungen in der Nacht von Januar bis Juni hatte die Initiative nicht kommentiert.“

Mehr als 3 Millionen Passagiere in den Ferien

Im ersten Halbjahr gab es am Düsseldorfer Flughafen rund 83.060 Starts und Landungen. Das sind rund 3.560 Flugbewegungen mehr als 2023 und entspricht einer Steigerung von 4,5 Prozent. Allein in den Sommerferien verzeichnete der Düsseldorfer Flughafen rund 3,3 Millionen Passagiere - etwa sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Wenn Flüge wetterbedingt verspätet an ihren Abflugorten starten oder aufgrund von Kapazitätsengpässen bei den Flugsicherungen Verzögerungen entstehen, könnten die Auswirkungen in Form von verspäteten Landungen in Düsseldorf nicht immer vor Ort aufgeholt werden. „Unsere Nachtflugregelungen schränken den nächtlichen Flugbetrieb zwar stark ein, sie lassen aber noch verspätete Landungen in einem begrenzten Rahmen zu. Damit können verspätete Flugzeuge landen und an ihren Wartungsstandort zurückkehren und Passagiere erreichen ohne Umwege ihr Ziel. Die von der Initiative geforderte Verschärfung des Nachtflugverbots ist genauso wenig sinnvoll wie Kunden der Bahn zu sagen, dass ihre verspäteten Züge ab 23 Uhr nicht mehr zum Zielbahnhof weiterfahren dürfen“, sagt der Flughafen-Sprecher gegenüber der NRZ.

Dennoch werde man am Airport weiterhin Maßnahmen ergreifen, um die Pünktlichkeit zu verbessern und verspäteten Landungen in der Nacht entgegenzuwirken und auf ein Minimum zu begrenzen. „Wir prüfen zum Beispiel aktuell den Einsatz neuartiger Sensoren, um beim Auftreten von Gewittern die Einstellung des Handlings auf dem Vorfeld und des Flugbetriebs besser steuern zu können“, sagt Lars Redeligx, Vorsitzender der Geschäftsführung des Düsseldorfer Flughafens.

Außerdem hat der Flughafen beantragt, die zweite Bahn flexibler nutzen zu können, um zusätzliche Verspätungen zu vermeiden. Heute muss der Zweibahnbetrieb eine Woche im Voraus stundengenau angemeldet werden. Abweichungen von der angemeldeten Nutzung, zum Beispiel nach starken Gewittern, sind nicht zulässig. Dies führe zu unnötigen Verspätungen.

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