Düsseldorf. „Nachtflüge darf es nicht mehr geben“, fordert der Verein „Bürger gegen Fluglärm“ für Düsseldorf. Warum es trotzdem immer häufiger dazu kommt.
In Düsseldorf dürfen Flugzeuge ab 22 Uhr nicht mehr starten, ab 23 Uhr nicht mehr landen. Doch mit Sondergenehmigungen wird das Nachtflugverbot immer wieder umgangen. Die Zeit der Landungen nach 23 Uhr nimmt zu. Besonders schlimm war’s mit Beginn des Ferienbeginns am Wochenende. Durch die chaotischen Verhältnissen am Flughafen gehen die Flieger oft nur mit Verspätung raus – und kommen dadurch wieder oft mit noch mehr Verspätung zurück nach Düsseldorf.
14 Nachtlandungen am Freitag
Am Freitag gab es laut Anzeige-Tafel 14 Landungen nach 23 Uhr. Die spätesten Rückkehrer-Flüge kamen aus Nizza um 0.18 Uhr (statt 22.40 Uhr) und Teneriffa um 0.18 Uhr (statt 22.55 Uhr). Samstag gab es elf Landungen nach 23 Uhr, die spätestens um 0.16 Uhr aus Fuerteventura (geplant 22.25 Uhr) und 0.04 Uhr aus Gran Canaria (statt 22.55 Uhr).
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„Was jetzt passiert, war absehbar“
Genervt sind über die späten Landungen und die damit verbundene Lärmbelästigung die Anwohner in den flughafennahen Stadtteilen und im Düsseldorfer Umland. Fluglärm-Gegner machen Druck. Auch jetzt wieder. „Was derzeit passiert, war abzusehen“, sagt Christoph Lange, Vorsitzender des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“. „Wir rechnen mit noch mehr Verspätungen und daraus resultierenden Nachtruhestörungen als in den Jahren vor der Pandemie“, sagte er bereits am 2. April, als die Zunahme des Flugverkehrs bei gleichzeitigen Personalproblemen der Airlines abzusehen war.
Verspätungen auch wegen Problemen bei Kofferverladung
Lange und sein Verein kritisieren das grundsätzliche Problem am Flughafen: Wenn Eurowings bei 25 frühen Abflügen in zwei Stunden nur sieben oder acht Schalter geöffnet habe und tausende Passagiere in der Schlange stehen, sei Chaos vorprogrammiert. Dann geht es nach dem Check-in zum Nadelöhr Sicherheitskontrolle, wo Personalmangel herrscht und es nur einen Körperscanner für jeweils zwei Handgepäckbänder gibt. Die Passagiere müssten dann in die Boarding-Bereiche, die viel zu klein seien, weil sie wegen der lukrativen Mieteinnahmen vom Flughafen mit Läden „voll gepresst“ worden seien. Dadurch, und auch wegen Personalmangels bei den Bodenabfertigern, gibt es Verspätungen, die die Flieger den ganzen Tag mitschleppen und deswegen teilweise nachts landen.
In Düsseldorf gibt es auch Verspätungen, weil die Verladung der Koffer nicht rechtzeitig zum geplanten Start klappt. Lange wirft den Airlines vor, dass sie die Bodenzeiten für die Flugzeuge viel zu knapp planen.
„Grüne müssen ihre Wahlversprechen umsetzen“
Der Verein ärgert sich auch über die festgefahrene Ministerialbürokratie in NRW: „Von der Ministerialbürokratie ist nichts zu erwarten, außer Lobby-Arbeit für den Flughafen und seine leeren Versprechungen“, heißt es. „Deshalb erwarten wir vom neuen Minister, dem Vernehmen nach soll es Oliver Krischer werden, dass er hart durchgreift und die Wahlversprechen der Grünen („Keine Kapazitätserhöhung in Düsseldorf“) vollständig umsetzt.“
„Ausnahmen und Tricks reduzieren“
Für Christoph Lange steht fest: „Nachtflüge darf es nicht mehr geben. Die ganzen Ausnahmen und Tricks für nächtliche Landungen müssen nicht nur reduziert, sondern auf Null gesetzt werden.“ Zumindest eine Reduzierung strebt die neue Landesregierung aus CDU und Grünen an. Sie schließen eine Ausweitung des Nachtflugs am Airport Düsseldorf aus. Das geltende Nachtflugverbot müsse stattdessen konsequent angewendet werden, heißt es im gemeinsamen Koalitionsvertrag. Lange: „Es muss endlich passieren, wir reden schon seit 20 Jahren darüber.“
Beschluss der Fluglärmkommission
Unterdessen hat am Montag, 27. Juni, die Fluglärmkommission einstimmig einen Antrag angenommen, mit dem das NRW-Verkehrsministerium aufgefordert wird, „die Nachtflüge bzw. nächtlichen Verspätungen durch wirksame und nachvollziehbare Maßnahmen zu reduzieren und der Fluglärmkommission zeitnah zu berichten“ Die Fluglärmkommission hat allerdings nur beratende Funktion. Ihr gehören unter anderem Vertreter der Kommunen Düsseldorf, Duisburg, Essen, Heiligenhaus, Kaarst, Krefeld, Meerbusch, Moers, Mülheim an der Ruhr, Neuss, Ratingen, Tönisvorst und Willich an.
Christoph Lange und sein Verein kämpfen weiter für die nächtliche Ruhe der Flughafen-Anlieger. Ob es mit einer neuen Landesregierung klappt, daran hat er seien Zweifel – doch aufgeben werden er und seine Mitstreiter nicht…