Düsseldorf. Die Graf-Adolf-Straße wird täglich von tausenden PKWs befahren. Nun sollen Fahrspuren und Parkplätze wegfallen. Was hinter den Plänen steckt.

Düsseldorf soll fahrradfreundlicher werden. Nachdem auffallend nicht mehr davon die Rede ist, Düsseldorf bis 2025 zur sogar fahrradfreundlichsten Großstadt Deutschlands zu machen, geht die Arbeit zwar stiller, aber durchaus effektiv voran. Nachdem die Neuordnung der Lueg-Allee nun weitestgehend geräuschlos durchgegangen ist, könnte es sehr bald auf der Graf-Adolf-Straße ähnlich aussehen. Ziemlich genau ein Jahr nachdem in Oberkassel die erfolgreiche Testphase gestartet war, soll nun zwischen Graf-Adolf- und Stresemannplatz die Fahrbahn für Autos halbiert, Parkflächen zu Parklets umfunktioniert werden.

Graf-Adolf-Straße soll für alle Verkehrsteilnehmer offen sein

Die Graf-Adolf-Straße hat bisher zwei Fahrstreifen je Richtung. Sollte der Vorschlag im Ordnungs- und Verkehrsausschuss angenommen werden – was wahrscheinlich ist –, dann werden die Fahrstreifen auf je einen pro Richtung reduziert. Oder vielmehr: Zu Fahrradwegen umfunktioniert; die gibt es bisher nämlich überhaupt nicht. Der Radverkehr wird noch über die Bahnstraße, die Nordseite des Graf-Adolf-Platzes und die Carl-Theodor-Straße geführt. Das soll sich nun im Rahmen einer Testphase ändern.

An der Straße gibt es außerdem diverse Park- und Ladebuchten. Auch die werden gemäß Versuch umfunktioniert und zwar zu sogenannten Parklets. Bei Parklets handelt es sich um Stadtmöbel, die Parkflächen ersetzen. Das erste Parklet wurde vor elf Jahren in San Francisco aufgestellt. 2015 folgten das erste in Deutschland: In der Autohochburg Stuttgart. Ein Jahr später wurden im Rahmen eines studentischen Projektes noch weitere in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs aufgestellt. Diese wurden in der Benz-Stadt dann auch als „weltfremder Studentenschwachsinn“ bezeichnet, wie die Stuttgarter Zeitung seinerzeit berichtete.

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Gar so weltfremd scheint die Idee aber nicht zu sein, setzt sie sich doch zunehmend durch. Parklets gibt es mittlerweile in Berlin, Hannover oder Jena. Auch in Düsseldorf war das schon mal geplant. In der Mühlengasse sollten im Rahmen der Etablierung des Parkverbots genau solche Sitzgelegenheiten entstehen. Allerdings scheiterte das dem Vernehmen nach an den Kosten, die die ansässigen Wirte, zu tragen nicht bereit gewesen seien.

An der Graf-Adolf-Straße jedenfalls sind vier Parklets geplant, die sechs Meter in der Länge und bis zu 1,75 Meter in der Breite messen werden. Sollte aus der temporären eine dauerhafte Lösung werden, müsste die Immobilien- und Standortgemeinsschaft Graf-Adolf-Straße (IGS) die Kosten tragen. Mit andern Worten: Die Einzelhändler und Gastronomen an der Straße.

Voraussetzung Zwangsmitgliedschaft?

Die Voraussetzung dafür ist aber, dass die IGS, die bisher nur ein Verein ist, in dem man Mitglied sein kann oder eben nicht, zu einer verpflichtenden Angelegenheit wird. Das wird gerade versucht: Die Grundeigentümer werden unterrichtet, können der verpflichtenden IGS aber auch widersprechen. Widerspricht mehr als ein Drittel, wird es nichts mit der Pflichtmitgliedschaft und so womöglich auch nichts mit dauerhaften Parklets.

Es sind also noch ein paar Unwägbarkeiten im Spiel. Der ADFC allerdings ist jetzt schon Feuer und Flamme für die Pläne. Matthias Pesch vom Verband bezeichnet das Projekt als „Lichtblick für die Innenstadt und den Radverkehr“, schließlich sei die Straße eine wichtige Verbindung zwischen Hauptbahnhof und den Ministerien.

Graf-Adolf-Straße wieder zur „Flanierstraße“ machen

Die Graf-Adolf-Straße sei einmal eine „schöne Flanierstraße gewesen“, so Pesch. Noch bis in die 1980er Jahre war die Straße ein wichtiger Standort für die Filmindustrie: bereits 1910 gab es zehn Kinos auf der Straße. Nach dem Krieg jedoch lag der Fokus auf dem Autoverkehr – mit Nachteilen für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Das hatten der ADFC und das Bündnis Mobilitätswende in einer Demonstration angemahnt. Wie sich überhaupt ADFC und andere Gruppen in letzter Zeit zunehmend um einen stärkeren Einbezug von Verkehrsteilnehmern jenseits des Autos starkmachen.

Trotz aller Euphorie, selbst im jetzigen Entwurf blieben noch Fragen offen. So beklagt Pesch, dass „der Anschluss an die Radspur an der Haroldstraße“ noch ausstehe. Außerdem gebe es noch Verbesserungsbedarf bei der Querung der Kö. Stand jetzt seien hier „Konflikte mit dem Fußverkehr vorprogrammiert.“

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