Düsseldorf. Erste Mobilitätsstation am Stadttor geht an den Start. Kritik an der schleppend verlaufenden Verkehrswende bleibt
Sie soll das „Aushängeschild für eine neue Mobilitätskultur“ sein. Und tatsächlich: Düsseldorfs erste Mobilitätsstation im Schatten des Stadttors macht viel her, denn sie bündelt zahlreiche Angebote: eine Edelstahl-Sammelschließanlage für Fahrräder, zwei Carsharing-Parkplätze, Stromtanke sowie eine Sharingstation für Leihfahrräder, E-Roller oder E-Scooter. Es gibt sogar eine Sitzbank, die – nach langen Radtouren – zum Ausruhen einladen soll und dann noch eine Reparaturstation für Fahrräder. So gab es bei der Einweihung der Station am Dienstag unter der Teilnahme von Oberbürgermeister Stephan Keller und NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (beide CDU) dann auch einen großen Medienauflauf.
Mobilitätssammelpunkt entstand im Eiltempo
„Wenn wir das Klima schützen wollen, dann müssen wir unser Mobilitätsverhalten ändern“, sagte Brandes und betonte, dass das Land dieses wichtige Projekt in Düsseldorf gerne fördere. Die Ministerin lobte auch die „hervorragende Arbeit des Projektteams“. Die Schnelligkeit, in der diese Station in Unterbilk aus dem Boden gehoben wurde, bezeichnete Brandes schlichtweg als „großes Tennis“.
Tatsächlich entstand im Dreieck Stadttor, Lorettoviertel und Landtag dieser alternative Mobilitätssammelpunkt im Eiltempo. Nur wenige Wochen brauchten die Bauarbeiter vor Ort, um Radstation, Ladesäulen oder Lastenradbügel zu errichten. Zudem wurden Piktogramme für den Radweg erneuert, und auf dem Dach der Radstation ist jetzt sogar Rasen gepflanzt, der bald Blumen in bunten Farben hervorbringen soll. Noch eine halbe Stunde vor dem Pressetermin wurden am Dienstag die allerletzten Arbeiten erledigt.
Ganz klar: Diese Station ist ein Prestigeobjekt. Die Stadt steht unter Zugzwang, was die Verkehrswende angeht. Daher beeilte sich OB Keller am Dienstag auch zu sagen, dass in diesem Jahr noch sieben weitere solcher Stationen errichtet werden sollen. Der Rathauschef sprach von „einem wichtigen Beitrag zu einer neuen urbanen Mobilität“.
Kritik an schleppend verlaufender Verkehrswende hält an
Indes hält die Kritik an der schleppend verlaufenden Verkehrswende in der NRW-Landeshauptstadt weiter an. Was nützen feine Mobilitätsstationen, wenn es zu wenig Platz für saubere Mobilität gibt, findet etwa der ADFC in Düsseldorf. „Wir brauchen mehr Platz für Rad- und Fußwege, mehr Busse und Bahnen auf dem Land und in der Stadt. Wir wollen weniger Autos, mehr Raum zum Leben auf der Straße und mehr sichere und saubere Mobilität, bezahlbar für alle“, sagt Vorsitzende Lerke Tyra.
Aufruf zu Großdemo in Düsseldorf am 8. Mai
Auch der ADFC ruft daher zur Teilnahme einer Großdemo in Düsseldorf am 8. Mai auf. Von weit mehr als 50 Startpunkten aus ganz NRW werden kommenden Samstag tausende Radfahrende und Zufußgehende nach Düsseldorf anreisen. Ein breites Bündnis von Umwelt- und Verkehrsverbänden, Partien und Initiativen demonstriert. Die Fußdemo startet um zwölf Uhr am Hauptbahnhof und führt durch die Düsseldorfer City zur Landtagswiese. Um 14 Uhr beginnt dort die Kundgebung, um etwa 15 Uhr startet die Fahrrad-Demo durch Düsseldorf über die Rheinbrücken und durch den Rheinufertunnel. Sie ist 18 Kilometer lang.
Wer will, kann sich für Samstag ja am Stadttor ein „sauberes Verkehrsmittel“ leihen. Denn die Station steht ab sofort der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung. „Wir wollen an diesem Standort auch einen hohen Versorgungsgrad aufbauen und kommunal steuern, so dass es immer ein Angebot gibt“, verspricht David Rüdiger vom Unternehmen Connected Mobility Düsseldorf, das die Station betreut.
Digitale Bausteine unterstützen Sicherheit an der Mobilitätsstation
Drei digitale Bausteine begleiten übrigens die Inbetriebnahme und das Management der Mobilitätsstation am Stadttor, die auch die Sicherheit vor Ort unterstützen sollen. Einmal gibt es digitales Türschloss-System für die Fahrradabstellanlage, an der man etwa mit dem eigenen Mobiltelefon das eigene Rad sicher verschließen kann. Zum anderen wird im Umkreis von 100 Metern um die Sharingstation eine Parkverbotszone für E-Scooter eingerichtet, um das unordentliche Abstellen zu verhindern. Drittens werden die Carsharing-Parkplätze mit digitalen Bodensensoren ausgestattet und so permanent überwacht.