Die weltweiten Zinsmanipulationen durch Großbanken beschäftigen auch den Bundestag. Überblick über die wichtigsten Punkte.

Berlin. Die weltweiten Zinsmanipulationen und die Rolle der Deutschen Bank haben am Mittwoch auch den Finanzausschuss des Bundestages beschäftigt.

Die wichtigsten Punkte zu dem Skandal, der rund um den Globus hohe Wellen geschlagen und das Vertrauen in die Finanzbranche tief erschüttert hat:

Was ist passiert?

Mehr als ein Dutzend Großbanken soll in den Jahren 2005 bis 2009 internationale Referenzzinssätze wie den Libor zu ihren Gunsten manipuliert haben. Der einmal täglich in London ermittelte Libor zeigt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Der Zinssatz beruht allerdings auf den – von außen bislang kaum nachprüfbaren – Angaben der Institute.

Die Ermittler vermuten, dass die Banken vor allem auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 viel zu niedrige Angaben zu den Zinsen gemacht haben, um ihre tatsächlichen Refinanzierungskosten zu verschleiern und Handelsgewinne einzustreichen.

Das wäre ein lukratives Geschäft, denn allein auf dem Libor beruhen weltweit Finanztransaktionen im Volumen von über 500 Billionen Euro.

Darüber, wie das Libor-System als Lehre aus dem Skandal reformiert werden könnte, wird noch intensiv diskutiert – das Ergebnis ist offen.

Wer war beteiligt?

Seit Monaten werden Geldhäuser in den USA, Europa und Japan durchleuchtet. Auf der Liste stehen viele namhafte Banken - darunter Citi, JP Morgan, HSBC, Credit Suisse, UBS und RBS.

Alle Institute haben erklärt, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Wer am Ende vom Kronzeugenstatus profitieren könnte, ist offen.

Die Deutsche Bank ist mit einer Sonderprüfung der deutschen Finanzaufsicht BaFin konfrontiert, deren Ergebnisse noch ausstehen. Deutschlands größtes Geldhaus verneint nach einer internen Untersuchung jegliche Mitverantwortung der Führungsspitze.

Sie erklärte, die Vergehen seien das Werk einzelner Mitarbeiter. Einige sind nach Angaben aus Bankkreisen bereits suspendiert.

Wie teuer könnte es werden?

Das lässt sich am Beispiel der britischen Großbank Barclays erahnen. Sie hatte als erste Bank Fehler eingeräumt und fast eine halbe Milliarde Dollar Strafe an die Regulierer abgedrückt.

Damit ist das Kapitel aber nicht abgeschlossen, denn inzwischen läuft in Großbritannien gegen Barclays der erste Schadenersatzprozess von Investoren an, die sich getäuscht fühlen.

Solche Prozesse können sehr teuer werden und sind daher ein unberechenbares Risiko für die Banken, wie die Ratingagentur Moody’s unlängst warnte. Sie droht den von den Ermittlungen betroffenen Banken mit baldigen Herabstufungen.

Juristen weisen umgekehrt jedoch auch darauf hin, dass es für Anleger schwer sein dürfte, einen entstandenen Schaden nachzuweisen – erst recht, wenn die Referenzzinssätze nach unten manipuliert wurden.