Schwere Zeiten: Bericht zum Zinsskandal lässt auf sich warten, nun muss das neue Führungsduo auch noch einen Gewinneinbruch einräumen.

Frankfurt/Main. Nicht einmal zwei Monate nach Amtsantritt des neuen Führungsduos Anshu Jain/Jürgen Fitschen bremst ein unerwartet heftiger Gewinneinbruch die Aufbruchstimmung. Deutschlands größte Bank ist zwar in bester Gesellschaft: Die Dauerkrise um den Euro und Europa belastet auch andere Dax-Schwergewichte wie Daimler oder Siemens. Doch die Finanzbranche steht wie kaum eine andere unter Druck.

Der deutsche Branchenprimus deutete am Dienstagabend bei der überraschenden Veröffentlichung vorläufiger Quartalszahlen denn auch vorsorglich an, dass das Geldverdienen in diesem Jahr weiterhin schwierig bleiben dürfte. Eine neue Strategie wird dringend gesucht.

+++ Deutsche Bank streicht 1000 Arbeitsplätze +++

+++ Deutsche Bank handelt Kronzeugenstatus aus +++

Rund eine Milliarde (Vorjahreszeitraum: 1,8 Mrd) Euro vor Steuern und rund 700 Millionen (1,2 Mrd) Euro unter dem Strich – die seit Juni amtierende Doppelspitze hätte sicher lieber bessere Zahlen für den Zeitraum April bis Ende Juni 2012 präsentiert. Als Begründung führte das Institut eine Woche vor der geplanten Zahlenvorlage (31.7.) lediglich negative Wechselkurse an: Die in US-Dollar und britischem Pfund anfallenden Kosten hätten sich wegen des schwächeren Euro umrechnungsbedingt erhöht.

+++ Finanzaufsicht BaFin überprüft die Deutsche Bank +++

+++ Welche Banken in den Libor-Skandal verstrickt sind +++

Doch das dürfte nach Einschätzung von Analysten nicht alles sein, auch die Börse traut dem Frieden offensichtlich nicht: Die Deutsche Bank hielt am Mittwoch lange die rote Laterne im Dax.

+++ Service: Hier finden Sie die aktuellen Börsenkurse im Detail +++

Für die Analysten der Credit Suisse ist klar: Die aktuellen Zahlen erhöhen den Druck auf das neue Management. Die Erwartungen an die von Jain/Fitschen für September angekündigten „klaren Ansagen" zur Verbesserung von Leistungsfähigkeit und Bewertung der Bank sind groß. Die Quartalsbilanz zwinge den Konzern, noch stärker seine Kosten und Risiken auf den Prüfstand zu stellen, schreibt die Credit Suisse.Zwar setzt die Bank inzwischen verstärkt auf Privatkunden, doch Rückschläge im Milliardengeschäft Investmentbanking lassen sich so nicht immer ausgleichen – zumal der Wettbewerb um Privatkunden hart ist und dieses Geschäft nicht unbedingt große Gewinne verspricht.

+++ Jain/Fitschen streben in die Top fünf der Geldinstitute +++

Das Investmentbanking der Deutschen Bank dürfte nach einem kleinen Zwischenhoch zum Jahresauftakt im zweiten Vierteljahr unter der neuerlichen Verunsicherung an den Kapitalmärkten gelitten haben. In der Sparte droht eine Verschärfung des Stellenabbaus. Nach Medienberichten stehen weitere 1000 Jobs und damit jeder zehnte Arbeitsplatz im Investmentbanking auf der Streichliste . Bereits seit Herbst hatte die Bank in dem Bereich 500 Arbeitsplätze gestrichen.

„Das neue Management muss klar einen Fokus auf das Kostenmanagement legen, insbesondere im Investmentbanking, wo die Deutsche Bank mehr Beschäftigte hat als Wettbewerber", erklärten Experten von JP Morgan.

Zudem könnte die Bank zu Rückstellungen für mögliche Forderungen in der Affäre um manipulierte Zinssätze (Libor) gezwungen sein. Zuletzt war über Belastungen von 300 Millionen bis zu einer Milliarde US-Dollar spekuliert worden. Sicher ist bislang, dass einzelne Deutsche-Bank-Mitarbeiter an den Tricksereien beteiligt waren. Zwei Banker wurden gefeuert. Doch auch Vorstandschef Jain muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen: Er führte zum Zeitpunkt der untersuchten Fälle 2006/2007 das Investmentbanking.

Baustellen, wohin man blickt. Dabei war das Duo so zuversichtlich gestartet. „Wir haben das Ziel, dass unsere Bank ... eine der fünf führenden Universalbanken der Welt sein wird", sagte Jain drei Wochen nach Amtsantritt im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Sein Mitstreiter Fitschen bekräftigte: „Wir sind zuversichtlich, dass die Investoren künftig stärker erkennen, wo die besonderen Qualitäten unserer Bank liegen."

Der Weg bleibt steinig. Das „Handelsblatt" rechnete am Mittwoch vor: Gemessen am Gewinn beherrschten inzwischen drei chinesische Großbanken den Finanzsektor, die Deutsche Bank rangiere in der weltweiten Banken-Hitliste nur auf Platz 21.