Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat von seiner Branche Mäßigung bei milliardenschweren Bonuszahlungen verlangt. “Fehlleistung darf nicht belohnt werden. Schon gar nicht mit Steuergeldern“, sagte Ackermann der “Bild“-Zeitung.

Frankfurt/Main. "Nicht alles, was einem rechtlich zusteht, nicht alles, was legal ist, ist auch legitim. Wenn viele Bürger unter der Finanzkrise leiden - und das tun sie - müssen gerade auch Bankmanager Opfer bringen. Das schließt übrigens Topmanager in Banken, die kein Staatsgeld in Anspruch nehmen, durchaus ein. Wir müssen hier alle ein Signal setzen. Das ist im Interesse des sozialen Friedens und damit auch in unserem eigenen Interesse."

Weltweit sorgen seit Wochen hohe Sonderzahlungen für Manager der kriselnden Finanzbranche für Aufregung: In Deutschland zum Beispiel hatten die Vorstände der Dresdner Bank - die inzwischen zur vom Staat gestützten Commerzbank gehört - trotz Rekordverlusts für 2008 zusammen 58 Millionen Euro angewiesen bekommen. In den USA waren Manager des vom Staat gestützten Versicherungsriesen AIG wegen horrender Boni hart kritisiert worden.

"Für viele Menschen ist so manches, was gerade passiert, nicht mehr nachvollziehbar", befand Ackermann. "Klar ist auch: Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion und besondere Verantwortung." Die Führungsriege der Deutschen Bank hatte Ende 2008 ihren Verzicht auf Bonuszahlungen in Millionenhöhe verkündet. Nach dem ersten Verlust für den Branchenprimus in einem Gesamtjahr seit dem Zweiten Weltkrieg sanken Ackermanns Bezüge von zuvor fast 14 Millionen Euro auf knapp 1,4 Millionen Euro.

Vergütungssysteme müssten generell verbessert werden, forderte Ackermann. Boni müssten an "mittel- und langfristige Leistung und nicht an den schnellen Gewinn gekoppelt" sein. "Für Manager, die durch ihr Handeln die Existenz ihres Unternehmens gefährden, habe ich kein Verständnis." Das durchaus legitime Streben nach Gewinn dürfe nicht maßlos und rücksichtslos werden, mahnte der Schweizer. Banken müssten in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise die Verantwortung für ihre teils schweren Fehler übernehmen. Seine größte Sorge sei, dass die Krise in vielen Ländern zu sozialen Spannungen führen könnte, so Ackermann. "Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt gemeinsam Lösungen finden, die uns aus der Krise führen. Wir sitzen in einem Boot."

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, erklärte dazu: "Die arbeitenden Menschen und ihre Gewerkschaften sitzen mit den Verursachern der Krise nicht in einem Boot. Wir gehören nicht zu den Verursachern der Krise." Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber forderte in der "Stuttgarter Zeitung" Opfer von Unternehmensvorständen.


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