Die Regulierung könne die Kreditvergabe einschränken. Zudem verteidigte er seine Idee eines Fonds für schlingernde Finanzinstitute.

Frankfurt. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wehrt sich gegen eine starke Regulierung der Finanzbranche. „Gerade in einer Phase fragiler Wirtschaftsentwicklung muss man auch den Preis sehen, wenn man zu weit gehen würde“, sagte der Schweizer am Freitag auf einem Finanzkongress in Frankfurt. Dies könnte die Finanzierung der Wirtschaft stark beeinträchtigen. Klar sei, dass die Banken als Puffer mehr Eigenkapital vorhalten müssten. Die Frage sei aber, wieviel genau nötig sei. Hier müssten Kosten-Nutzen-Überlegungen eine Rolle spielen.

Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ betonte Ackermann, dass strengere Eigenkapitalvorschriften auch sein umstrittenes Renditeziel von 25 Prozent gefährden könnten. Das Erreichen dieser Marke würde wohl schwieriger, räumte er nun ein. „Wir werden nicht mehr Risiko nehmen, um partout 25 Prozent zu erreichen.“

Er machte deutlich, dass die mittelfristig angepeilte Eigenkapitalrendite kein Wert an sich sei. Ziel sei es, zu den besten Banken der Welt zu gehören. „Wenn für alle Marktteilnehmer andere Voraussetzungen gelten, ändert sich womöglich die Messlatte für die Besten“, sagte der Top-Banker, der auch Präsident der Internationalen Bankenvereinigung IIF ist. Die Regierungen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer wollen die Eigenkapitalvorschriften für die Finanzindustrie ab 2011 verschärfen. Die Institute müssen künftig mehr und qualitativ höherwertiges Eigenkapital vorhalten. Details stehen aber noch aus.

Nach Einschätzung von Ackermann dürfen die künftigen Regeln nicht über das Ziel einer besseren Risikokontrolle hinausschießen. „So viel Regulierung wie nötig, um die Stabilität des Finanzsystems ausreichend zu stärken, ohne es aber zu strangulieren“, betonte er in dem Interview. Ein gewisses Risiko müsse man in Kauf nehmen. „Es ist daher naiv zu glauben, dass es nie mehr eine Krise geben wird.“ Auf dem Bankenkongress sagte Ackermann, die Welt habe das Schlimmste der Finanzkrise hinter sich. Die Euro-Zone habe die Rezession überwunden. Für verfrühten Jubel sei es aber noch zu früh.

Der Deutsche-Bank-Chef verteidigte seine Idee eines Fonds für schlingernde Finanzinstitute gegen massive Kritik. „Eine Banken-Rettungsaktion würde das Vermögen des privaten Sektors schlichtweg übersteigen, womit dieser überfordert wäre“, sagte Ackermann in Frankfurt. Daher brauche es den Staat, wie etwa bei der Stützung der Krisenbank Hypo Real Estate. Eine systemische Krise könne nicht von einer Branche alleine gelöst werden. „Ohne Fonds müsste der Staat bei systemisch wichtigen Banken ja wieder alleine oder doch zumindest viel stärker einspringen.“

Ackermann hatte in dieser Woche einen von Staaten und Banken gemeinsam finanzierten Fonds für schwächelnde Geldhäuser vorgeschlagen. Idealerweise solle dieser auf europäischer Ebene angesiedelt sein. Dagegen liefen Politiker und Aufseher Sturm. Sie bemängeln, dass sich die Banken damit aus der Verantwortung ziehen wollten.