Der Chef der Deutschen Bank bestreitet als Zeuge vor dem Düsseldorfer Landgericht, die Beinahepleite der IKB ausgelöst zu haben.

Düsseldorf. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat jede Mitverantwortung seines Hauses an der Beinahe-Pleite der Mittelstandsbank IKB bestritten. Die IKB sei schon in einer massiven Schieflage gewesen, als die Deutsche Bank ihr im Juli 2007 eine Kreditlinie über 76 Millionen Euro gekappt habe, sagte der Manager am Mittwoch im Prozess gegen den früheren IKB-Chef Stefan Ortseifen. „Das hat keinen Unterschied gemacht für den Kollaps der IKB.“ Der frühere IKB-Chef hatte dieser Entscheidung eine Schlüsselrolle bei dem Zusammenbruch des Geldinstituts zugewiesen.

Der Deutsche-Bank-Chef berichtete, das Frankfurter Geldinstitut habe schon mindestens eine Woche vor der Kappung der Kreditlinie Zweifel an der Solidität der IKB bekommen. Der Grund dafür sei das milliardenschwere Engagement der Bank auf dem Markt für US-Immobilienkredite gewesen. Überschlägige Berechnungen der Deutschen Bank zum Wert des IKB-Portfolios hätten ergeben, dass die Bank „in einer sehr, sehr problematischen Lage war“. In dieser Situation habe man die IKB um zusätzliche Informationen gebeten, diese aber nicht erhalten – und deshalb am 27. Juli die Kreditlinie gekappt.

Er selbst habe sich erst an diesem Tag zum ersten Mal mit dem Thema IKB befasst, sagte Ackermann. Er habe dann auch sofort den Präsidenten der deutschen Bankenaufsicht BaFin, Jochen Sanio, wegen der Gerüchte über die Schieflage der IKB informiert. Der Behördenchef sei dankbar gewesen und habe seine Wirtschaftsprüfer zur IKB geschickt. Diese hätten den Verdacht bestätigt. Daraufhin sei dann sofort die milliardenschwere Rettungsaktion für die IKB gestartet worden, die noch größere Verwerfungen auf dem deutschen Finanzmarkt verhindert habe.

Ortseifen macht Frankfurter Bank verantwortlich

Ex-IKB-Chef Ortseifen ist der erste deutsche Banker der sich im Zusammenhang mit der Finanzkrise vor Gericht verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Börsenpreismanipulation vor. Kurz vor dem Kollaps der IKB, mit dem die US-Immobilienkrise im Juli 2007 erstmals ein deutsches Kreditinstitut erreichte, soll Ortseifen in einer Pressemitteilung die Lage bewusst zu positiv dargestellt und Anleger damit zum vermehrten Aktienkauf verleitet haben.

Der 59-Jährige hatte am ersten Prozesstag allerdings jede Schuld von sich gewiesen. Ihn treffe „in rechtlichem Sinne keine Schuld“, beteuerte Ortseifen in einer ausführlichen persönlichen Erklärung. Ausgelöst worden sei die Krise bei der IKB erst dadurch, dass die Deutsche Bank der IKB die Kreditlinien gesperrt habe, erklärte der Manager. Daraufhin sei es zu einem enormen Vertrauensverlust an den Märkten gekommen. Das alles habe er aber zum Zeitpunkt der Pressemitteilung nicht ahnen können.

Die IKB hängt seit dem Beinahe-Kollaps am Staatstropf. Im August 2008 wurde die Bank vom US-Finanzinvestor Lone Star für gut 100 Millionen Euro übernommen. Inzwischen beläuft sich der staatliche Garantierahmen auf zehn Milliarden Euro.