Bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank bringen die Aktionäre heikle Themen auf den Tisch: Bespitzelungsvorwürfe, Renditeziele und Querelen in der Führungsriege.

Frankfurt/Main. Aktionärsvertreter forderten auf der Hauptversammlung die vollständige Aufklärung möglicher Verstöße gegen die Konzernsicherheit - und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gab ein vollmundiges Versprechen. Sein Institut verfolge hier eine „Null-Toleranz-Politik“, sagte er am Dienstag auf der Hauptversammlung in Frankfurt am Main. Ackermann erklärte die Aufklärung der Datenaffäre zur Chefsache. „Ich habe mich selbst an die Spitze der Untersuchung gestellt“, sagte der Schweizer. „Wir werden die Vorgänge voll aufklären.“

Die bislang vorliegenden Erkenntnisse zeigten, dass es kein systematisches Fehlverhalten in der Bank gegeben habe. Es gehe vielmehr um wenige zeitlich weit zurückliegende Einzelfälle. Die Untersuchungen gingen bis in die 1990er Jahre zurück. Die Vorfälle seien weder 2008 noch 2009 passiert. Weitere Details könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen.

Neben einer externen Kanzlei sei zusätzlich auch die Bankenaufsicht eingeschaltet worden. Ackermann versicherte zugleich, dass weder Kontendaten noch andere Kundeninformationen betroffen seien. Bei der Klärung werde auch die Frage der Verantwortlichkeiten geklärt. Das „Handelsblatt“ hatte unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, ähnlich wie bei der Bahn und der Telekom seien auch bei der Deutschen Bank Nachforschungen über das Umfeld einzelner Mitarbeiter angestellt worden.

Vorwürfe gegen Aufsichtsratchef Börsig

Die Deutsche Bank hatte vergangene Woche Regelverstöße im Zusammenhang mit der Konzernsicherheit eingeräumt. Die Finanzaufsicht ermittelt derzeit, wer durch wen bei der Deutschen Bank bespitzelt worden ist. Finanzkreisen zufolge sind auch hochrangige Bankmanager betroffen.

Heftige Kritik von den Aktionären musste besonders Aufsichtsratschef Börsig einstecken – und zwar für seine Rolle bei der Suche nach einem Nachfolger für Ackermann. „Durch Ihr unglückliches Vorgehen haben Sie selbst die Werkzeuge für Ihre eigene Demontage geliefert“, monierte ein Aktionärsvertreter. Ein Kleinaktionär wurde noch deutlicher: „Treten Sie zurück, Herr Börsig“, sagte er.

Börsig hatte sich Finanzkreisen zufolge selbst als neuer Vorstandschef ins Spiel gebracht, scheiterte damit aber. Ackermanns Vertrag wurde schließlich verlängert. Der Aufsichtsrat betonte am Dienstag, der 60-Jährige habe keine eigenen Ziele verfolgt bei der Nachfolgesuche. Das Gremium stärkte seinem unter Druck geratenen Vorsitzenden in einer Erklärung demonstrativ den Rücken.

Vorwürfe gegen Ackermann

Auch Vorstandschef Ackermann musste sich verteidigen - für sein umstrittenes Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent. „Diese Rendite erreichen wir nicht, wie manche behaupten, weil wir übermäßige Risiken eingehen“, sagte er. Die Rendite werde erzielt, „weil wir ein überzeugendes Geschäftsmodell und eine starke Marktposition haben“.

Die Krise sei auch an der Deutschen Bank nicht spurlos vorübergegangen. Auch wenn die größte deutsche Bank trotz eines Milliardenverlusts bislang vergleichsweise glimpflich durch die Turbulenzen gekommen sei, seien die Ergebnisse „völlig unbefriedigend und enttäuschend“. Auch 2009 werde ein schwieriges Jahr, aber erste Anzeichen einer besseren Ertrags- und Gewinnentwicklungen seien erkennbar. „In vielen Bereichen profitieren wir von der Flucht in die Qualität.“ Auch sei er froh, dass die Deutsche Bank nicht um Staatshilfe habe bitten müssen.

Vor der Frankfurter Festhalle protestierten Globalisierungskritiker und Umweltschützer gegen die Geschäftspolitik der Deutschen Bank. In Berlin beschmierten zudem selbsternannte „freiwillige Wirtschaftsprüfer/innen“ in der Nacht die Fassaden mehrere Bankfilialen mit Farbe. Die Polizei nahm einen 27-Jährigen fest.