Trotz vieler schlechter Nachrichten aus dem Euroraum können die sogenannten PIIGS-Staaten auch Positives vermelden. Ein Überblick.
Frankfurt/Main. Rezession, Massenarbeitslosigkeit, Rekordschulden: Aus vielen Euro-Ländern kommt eine Horrornachricht nach der anderen. Doch wer genauer sucht, findet auch erste kleine Lichtblicke aus den krisengeschüttelten PIIGS-Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. Sie signalisieren noch lange nicht das Ende der Euro-Krise, lassen aber zumindest auf ein Ende der Abwärtsspirale hoffen.
Portugal: Weniger Defizit, mehr Touristen, Mini-Wachstum
Die schmerzhafte Anpassung Portugals macht Fortschritte: Der Staat halbierte das Defizit in seinem Kernhaushalt im ersten Halbjahr nahezu, während das Defizit in der Handelsbilanz durch steigende Exporte und fallende Importe ebenfalls um fast die Hälfte schmolz. Auch der Tourismus – auf den zehn Prozent der Wirtschaftsleistung entfallen – schlägt sich in der Krise ordentlich.
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Kamen 2011 so viele ausländische Urlauber in das Land, so kletterte die Zahl im ersten Halbjahr 2012 noch einmal. Die EU-Kommission traut Portugal im kommenden Jahr wieder ein Mini-Wachstum und eine sinkende Arbeitslosigkeit zu – auch weil hier ebenfalls die Produktivität anzieht, etwa durch verlängerte Arbeitszeiten, geringeren Urlaubsanspruch und weniger Feiertage.
Irland: Könnte Rettungsschirm bald verlassen
Immobilien- und Bankenkrise haben den einstigen „keltischen Tiger“ schwer getroffen. Doch vor allem in der Industrie geht es wieder aufwärts. Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor kletterte im Juli auf den höchsten Stand seit 15 Monaten. Fünf Monate in Folge hält sich das Barometer nun schon über der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird.
Der Grund: Irland ist auf den Märkten außerhalb Europas gut vertreten und kann damit den schwächelnden Absatz auf dem Kontinent mehr als wettmachen. Eine Ursache dafür ist die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit: Die Arbeitskosten sind um etwa ein Fünftel im Vergleich zum Euro-Zonen-Durchschnitt gesunken. Die Industrie stellt inzwischen neue Mitarbeiter ein – im Juni sogar so viele wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um etwa 0,7 Prozent wachsen, während die Währungsunion in der Rezession versinken dürfte.
Auch der Staat steht bei Investoren wieder höher im Kurs: Im Juli konnte er sich erstmals wieder Milliarden von Investoren leihen. Das schürt die Hoffnung, dass Irland den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds in naher Zukunft nicht mehr braucht.
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Italien: Exporte steigen, Sparpaket verabschiedet
Anders als Länder wie die USA lebt Italien nicht mehr über seine Verhältnisse: Das Land exportiert mehr als es importiert. Der Überschuss in der Handelsbilanz lag im Juni bei 2,5 Milliarden Euro, während sie ein Jahr zuvor noch ein Defizit von 1,7 Milliarden Euro auswies. Die Exporte legten zuletzt um 5,5 Prozent zu, während die Importe um 7,1 Prozent fielen. Der Außenhandel dämpft damit den Abschwung, der auf die wegen zahlreicher Steuererhöhungen schwächelnde Binnennachfrage zurückgeht.
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Auch die Staatsfinanzen sehen nicht so schlecht aus wie die hohen Risikoaufschläge für italienische Anleihen vermuten lassen: Der sogenannte Primärhaushalt – bei dem Zinszahlungen ausgeklammert werden – weißt einen Überschuss aus. Der um konjunkturelle Effekte bereinigte Haushalt ist fast ausgeglichen. Die Regierung hat unter anderem ein Sparpaket von 26 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, die Mehrwertsteuer angehoben und die Immobiliensteuer wieder eingeführt.
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Spanien: Mehr Ausfuhren, gesunkene Lohnstückkosten
Der Export behauptet sich erstaunlich gut. In der ersten Jahreshälfte legten die Ausfuhren um 3,4 Prozent zu, während die Einfuhren um 1,4 Prozent schrumpften. Ein Grund dafür: Wegen der unter einer Rekordarbeitslosigkeit leidenden Binnennachfrage konzentrieren sich die Unternehmen zunehmen auf den Export.
Dabei hilft, dass die Lohnstückkosten seit 2008 um 4,4 Prozent gesunken sind – nur in Irland sind sie einer Studie des Instituts Conference Board noch stärker zurückgegangen. Die Unternehmen können damit billiger produzieren und werden wettbewerbsfähiger. Spanien liefert vor allem Maschinen, Fahrzeuge, chemische Erzeugnisse und Agrarprodukte ins Ausland.
Griechenland: Nach drei Schrumpfjahren steigt Produktion ganz leicht
Hoffnungsschimmer für die am Boden liegende griechische Wirtschaft zu finden ist schwierig, aber es gibt sie. Die Produktion lag im Juni nach über drei Jahren stetigen Schrumpfens erstmals wieder über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Unternehmen stellten 0,3 Prozent mehr her als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Vormonat gab es mit 4,0 Prozent den zweiten Anstieg in Folge. Die Industrie steuert etwa 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung Griechenlands bei.
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Auch das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal erstmals seit Krisenausbruch wieder etwas gewachsen. Während die Exporte wieder wachsen, fallen die Importe wegen der schwachen Binnennachfrage, die ihre Ursachen in der Rekordarbeitslosigkeit, Einkommensverlusten und Steuererhöhungen hat. Die Arbeitskosten sinken seit 2009 spürbar, allein 2011 um sechs Prozent. Nach fünf Rezessionsjahren in Folge sagt die EU-Kommission für 2013 eine stabile Wirtschaftsleistung voraus. (Reuters)