Mit einem Interview im “Daily Telegraph“ hat der finnische Außenminister Tuomioja die eigene Regierung auf den Plan gerufen.
Helsinki/London. Inmitten der Schuldenkrise fordert Finnlands Außenminister Erkki Tuomioja einen offenen Umgang mit dem möglichen Zerfall der Euro-Zone. Finnische Regierungsvertreter hätten bereits Vorbereitungen für ein solches Szenario mit einem "Handlungsplan für jede Eventualität“ getroffen, sagte Tuomioja der britischen Zeitung "Daily Telegraph“ (Freitagausgabe). Der Sozialdemokrat rief die anderen Euro-Staaten dazu auf, ebenfalls rechtzeitig einen Notfallplan für ein Auseinanderbrechen der Währungsgemeinschaft zu entwickeln. Mit dem Vorstoß stieß der Außenminister allerdings in der eigenen Regierung auf Kritik. Europaminister Alexander Stubb versicherte: "Ich will deutlich machen, dass die Spekulationen des Außenministers nicht die Position der Regierung widerspiegeln.“ Zugleich betonte Stubb, Finnland stehe zu "100 Prozent“ zum Euro.
Auch Tuomioja wollte Finnland nicht als treibende Kraft für einen Niedergang der Euro-Zone sehen: "Das ist nicht etwas, das jeder in Finnland befürwortet, geschweige denn die Regierung. Aber wir müssen vorbereitet sein.“ Ein Auseinanderbrechen würde aber nicht das Ende der Europäischen Union bedeuten. Es könne der EU sogar helfen, besser zu funktionieren. Polens Finanzminister Jacek Rostowski hingegen sagte nach einem Gespräch mit dem deutschen Wirtschaftsminister Philipp Rösler in Warschau, ein Zerfall der Euro-Zone hätte katastrophale Folgen für alle Länder Europas. Dies wäre nicht nur wirtschaftlich sondern auch geostrategisch gefährlich. Seine Land strebe einen schnellen Beitritt zur Euro-Zone an, aber erst wenn die Probleme behoben seien
Finnland gilt in der Euro-Zone als besonders stabilitätsorientiert. Das skandinavische Land hat mit Griechenland wie auch mit Spanien Sonderabsicherungen für seinen Anteil an den Finanzhilfen für beide Staaten verlangt. Finnland gehört zu den wenigen Euro-Ländern, die von den drei großen Ratingagenturen mit der besten Bonitätsnote AAA bewertet werden. Der Schuldenstand ist einer der niedrigsten in Europa: Er macht lediglich 49 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.
Hoffnungen auf EZB-Befreiungsschlag schieben Tokioter Börse an
Unterdessen haben die Hoffnungen auf einen Befreiungsschlag in der europäischen Schuldenkrise am Freitag die Tokioter Börse angetrieben. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gewann 0,6 Prozent auf 9147 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index legte 0,4 Prozent auf 762 Zähler zu. Investoren setzten darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) vor weitreichenden Schritten zur Eindämmung der Schuldenkrise steht.
Gestützt wurden diese Hoffnungen durch Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese hatte gesagt, das Versprechen von EZB-Chef Mario Draghi, alles Erforderliche zur Verteidigung der Euro-Zone zu tun, sei im Einklang mit den europäischen Regierungen. "Merkels Bemerkungen erhöhten die Erwartung, dass es eine Lösung für die Probleme der Euro-Zone gibt“, sagte Analyst Lee Sang Won von Hyundai Securities.
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Exporttitel profitierten vom schwächeren Yen. Honda Motor zogen 1,8 Prozent an, Nissan Motor ein Prozent und Sony 0,2 Prozent. Auf der Verliererliste standen hingegen Sharp, die Prozent 1,7 Prozent nachgaben. Einem Bericht der Zeitung "Nikkei“ zufolge verkauft der angeschlagene Elektronikkonzern womöglich sein Kopierer- und Klimageräte-Geschäft.
Mit Material von rtr