Es war bereits erwartet worden: Mit Italien geht es weiter bergab, das Land steckt trotz aller Bemühungen in der Rezession fest.
Rom. Das krisengeschüttelte Italien steckt weiter tief in der Rezession. Zwischen April und Juni ging die Wirtschaftsleistung in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone um 0,7 Prozent zurück und damit das vierte Quartal in Folge.
Dies geht aus ersten Schätzungen des nationalen Statistikamts Istat hervor, die am Dienstag in Rom veröffentlicht wurden. Im Jahresvergleich fiel die italienische Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 2,5 Prozent zurück. Weiterer Beleg für die Krise: Auch die Industrieproduktion sank im Juni überraschend deutlich.
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Von einer Rezession gehen Experten aus, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge abnimmt. In den ersten drei Monaten des Jahres war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Italien um 0,8 Prozent zurückgegangen und damit so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Im Schlussquartal 2011 lag das Minus bei 0,7 Prozent und in den drei Monaten zuvor bei 0,2 Prozent. Das BIP ist die wichtigste Messgröße für die Leistung einer Volkswirtschaft. Es enthält den Wert aller erwirtschafteten Güter und Dienstleistungen, die in einem bestimmten Zeitraum innerhalb der Landesgrenzen produziert werden.
Für das laufende Jahr erwartet die italienische Statistikbehörde unterm Strich einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 1,9 Prozent. Der Unternehmerverband Confindustria hatte erst vor wenigen Wochen deutlich düsterer in die Zukunft geblickt und neben einem viel kräftigeren Rückgang in diesem Jahr auch für 2013 noch ein Minus prophezeit. Das das Ziel der Expertenregierung von Ministerpräsident Mario Monti, im kommenden Jahr einen ausgeglichenen Etat zu erreichen, sei damit nicht zu halten.
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Die Regierung Monti hat ein Bündel von Maßnahmen eingeleitet, um das hoch verschuldete Euro-Schwergewicht zu reformieren und Dämme gegen die hochnervösen Finanzmärkte zu errichten. Zumindest an dieser Front gab es am Dienstag zunächst etwas Entwarnung. Denn der parteilose Regierungschef gewann im Parlament mit satter Mehrheit eine weitere Vertrauensabstimmung über wichtige Sparmaßnahmen in der öffentlichen Verwaltung. Daraufhin sanken die Renditen für zehnjährige Italien-Anleihen deutlich.
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Dennoch unterstrich Montis Bildungsminister Francesco Profumo am Dienstag, dass 2012 und 2013 „schwierige Jahre“ werden würden. Monti selbst wird nach Worten des Ministers eine „maßgebliche Rolle für die Glaubwürdigkeit unseres Landes und für Europa haben“, sagte der Minister der Nachrichtenagentur Ansa zufolge.
Einen weiteren Rückschlag gab es für die italienische Wirtschaft bei der Industrieproduktion: Sie sank im Juni stärker als von Experten erwartet. Gegenüber Mai ging die Produktion laut Istat bereinigt um 1,4 Prozent zurück. Volkswirte hatten zuvor nur mit einem Minus von 1,0 Prozent gerechnet. Auch im Jahresvergleich verstärkte sich der Sinkflug: Für Juni meldete die Behörde einen Einbruch um 8,2 Prozent zum Vorjahr. Auch hier hatten Experten einen nicht so starken Rückgang erwartet. Besonders betroffen war die Autoindustrie. Hier gab es im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat einen Einbruch von 22,5 Prozent. (dpa/abendblatt.de)