Im Kaiser-Wilhelm Koog wurde am 24.8.1987 der erste Windpark in Betrieb genommen – hier “lernten“ Ingenieure für den Windenergie-Boom.

Kaiser-Wilhelm Koog. Das rhythmische Kreisen des riesigen Rotors ist nicht zu überhören, dazu das mahlende Geräusch aus der Maschinen-Gondel hoch oben über dem Windenergiepark Westküste. Auch im 21. Jahrhundert ist Windstrom nicht auf leise Art zu haben.

Doch die Erzeugung war vor einem Vierteljahrhundert noch viel lauter. Zumindest als der damalige Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) am 24. August 1987 im Kaiser-Wilhelm Koog in Schleswig-Holstein den ersten Windpark Deutschlands ans Netz schaltete.

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„Durch die Rotoren und Getriebe der 30 Windenergieanlagen wurde erstmals deutlich, welche Schallemissionen von einem Windpark ausgehen“, erinnert der Geschäftsführer des Windparks, Heinz Vinck, an die Anfangszeit. Dabei waren die ersten Anlagen im Vergleich zu heutigen nur Winzlinge. Die 30 im Kaiser-Wilhelm Koog waren gerade einmal kirchturmgroß mit sechs bis sieben Meter langen Flügeln und einer Gesamtleistung von einem Megawatt. Sie haben längst ausgedient und fünf modernen Mühlen Platz gemacht. Doch die 30 „Zwerge“ waren die Keimzelle der deutschen Windparks. Von ihnen lernten die Ingenieure „Windenergie“: Erfahrungen aus dem Betrieb hätten zu Verbesserungen in der Konstruktion und der Regelung von Anlagen geführt, erklärt Vinck.

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So ragen die neuen Windmühlen in Deutschlands ältestem Windpark rund viermal so hoch in den Himmel mit 30 bis 35 Meter langen Flügeln an ihrer Spitze und einer Gesamtleistung von 7,4 Megawatt. 19 Millionen Kilowattstunden Windstrom wurden im vergangenen Jahr vom Kaiser-Wilhelm Koog aus ins Stromnetz eingespeist, wie Vinck veranschaulicht: „Damit können rund 5430 Einfamilienhäuser mit CO2-freier Energie versorgt oder rund 95 Millionen Kilometer mit einem Elektroauto gefahren werden.“

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„Die Windenergie in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten aus der Nische heraus zu einem wichtigen deutschen Wirtschaftszweig entwickelt“, beschreibt Alexander Sewohl vom Bundesverband WindEnergie die Entwicklung seit der Windenergiepark Westküste an den Start ging. Mehr als 100 000 Beschäftigte zählt der Windenergiesektor nach Angaben des Verbandes mittlerweile. Zwischen Husum und Garmisch drehen sich demnach zurzeit 22 664 Windräder mit einer Gesamtleistung von 30 016 Megawatt. 2011 produzierten sie damit in Deutschland rund 14 Terrawattstunden, nach Angaben des Windenergieverbandes genug, um damit 13,7 Millionen Haushalte mit elektrischer Energie zu versorgen. In diesem Jahr ist es laut Sewohl ähnlich: In den ersten sechs Monaten war fast jede zehnte Kilowattstunde Windstrom.

„Bereits heute deckt Windenergie fast 10 Prozent des deutschen Strombedarfs. Damit ist sie die wichtigste unter den erneuerbaren Energien“, stellt Sewohl fest. Nach Einschätzung des Verbandes wird im Jahr 2020 bereits jede vierte Kilowattstunde aus Windenergie kommen.

Aber auch der Bau von Windkraftanlagen hat sich seit dem Start vor 25 Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. „Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland Windkraftanlagen im Wert von 5,96 Milliarden Euro hergestellt“, bilanziert Sewohl. Zwei Drittel der in Deutschland hergestellten Anlagen werden exportiert.

Die Betreiber feierten das Jubiläum am Freitag gemeinsam mit Staatssekretärin Ingrid Nestle und Dithmarschens Landrat Jörg Klimant sowie Wegbegleitern und Zeitzeugen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Forschung.