Abstand zu Wohnhäusern und Lärmgrenzen müssten speziell für Hamburg festgelegt werden. Behörde will Leistung auf über 100 Megawatt steigern.
Hamburg. Repowering - so heißt das Zauberwort, mit dem der Senat die Leistung von Windrädern für die Energiegewinnung in Hamburg steigern will. Derzeit produzieren 62 Windenergieanlagen in den Bezirken Harburg, Bergedorf und Mitte rund 52 Megawatt pro Jahr. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt plant, die Windenergieleistung auf über 100 Megawatt zu steigern. Zudem werden von der Hafenbehörde HPA derzeit auch Möglichkeiten geprüft, weitere Windenergieanlagen zu betreiben.
Im Zuge dieser Erweiterung fordert die CDU-Fraktion nun in einem Antrag, der heute in die Bürgerschaft eingebracht wird, eine konkrete Verordnung für die Ausweitung der Windenergieförderung in Hamburg, wie sie bereits in anderen Bundesländern bestehe. "Festzuhalten ist, dass wir nicht gegen Windenergie sind - ganz im Gegenteil", sagt Birgit Stöver, energiepolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. "Wichtig ist jedoch auch, dass es festgeschriebene Regeln gibt, nach denen die Konzepte ausgearbeitet werden. Denn nur so kann garantiert werden, dass die Bevölkerung und die Natur nicht zu stark von den Maßnahmen beeinträchtigt werden."
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Nach Aussage der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt werden derzeit die Anlagen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz beantragt und genehmigt. Konkret wird derzeit ein Repowering an den Standorten in Altengamme, Francop, Georgswerder, Neuengamme und Ochsenwerder geplant. Zudem sollen Flächen für Windenergieanlagen in Curslack ausgewiesen werden. "Auch Hamburg muss einen eigenen Beitrag zur Energiewende leisten", sagt Umweltsenatorin Jutta Blankau. "Dazu kann die Windenergie beitragen. Wir müssen Sorge tragen, dass die naturgemäß wenigen möglichen Standorte in Hamburg optimal ausgenutzt werden können. Das verfolgen wir mit unseren Planungen."
Die CDU-Fraktion fürchtet jedoch, dass die ambitionierten Ziele der Behörde nicht umgesetzt werden können, ohne dass die Bevölkerung davon beeinträchtigt wird. "Um die Leistung zu erbringen, müssen die Windräder aufgerüstet werden. Sie werden höher, lauter, der Schattenwurf ist stärker", sagt Birgit Stöver. Nötig seien deshalb Lärmgrenzwerte und Regeln, wie weit ein Windrad von Wohnhäusern entfernt sein muss. Gleiches fordert Dennis Gladiator, CDU-Abgeordneter aus Bergedorf. "Der Ausbau der Windenergie muss gemeinsam mit den Menschen gestaltet werden. Ihre berechtigten Interessen dürfen nicht leichtfertig abgetan werden. Es ist nicht akzeptabel, dass die Abstandsflächen zwischen Windenergieanlagen und Wohnbebauung in Hamburg deutlich kleiner sind als in anderen Bundesländern." Der Schutz der Menschen in Bergedorf und den Vier- und Marschlanden dürfe, so Gladiator, "nicht weniger wert sein als in anderen Bundesländern".
Um eine zu starke Belastung im Hamburger Stadtgebiet zu verhindern, fordert die CDU-Fraktion vom Senat, beim Ausbau der erneuerbaren Energien über die Landesgrenzen hinaus zu denken und stärker mit der Metropolregion zusammenzuwachsen. "Als flächenarmer Stadtstaat arbeitet Hamburg seit vielen Jahren eng mit den Landkreisen zusammen, zum Beispiel bei Gewerbeflächen und Logistik", sagt Birgit Stöver. "Diese Chance sollte auch für den Ausbau der Windenergie genutzt werden."