Beim Besuch des Offshore-Windparks “Alpha Ventus“ sagte Altmaier, er werde weitere Verzögerungen bei Windpark-Anbindung nicht akzeptieren.

Bremerhaven. Per Helikopter schwebt Umweltminister Altmaier im Offshore-Windpark „Alpha Ventus“ ein. Seine Botschaft ist klar: Er will sich das Theater um fehlende Netzanschlüsse nicht länger anschauen. Und die Bundesländer sollen ihre Wind-Ausbaupläne etwas eindampfen.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will weitere Verzögerungen bei der Anbindung von Windparks in der Nordsee nicht länger akzeptieren. „Ich bin nicht bereit hinzunehmen, dass Wartezeiten von 50 Monaten entstehen, nur weil es Engpässe bei der Kabelzulieferung gibt“, sagte Altmaier am Montag bei einem Besuch des Offshore-Windparks „Alpha Ventus“. Der 45 Kilometer nordwestlich von der Insel Borkum gelegene Park mit 12 Windrädern und 60 Megawatt Leistung ist das Pilotprojekt in der Nordsee.

Man habe die politische Verantwortung, die Zeiten bis zur Herstellung notwendiger Kabel deutlich zu verkürzen, sagte der Minister, der – eingepackt in einen neonfarbenen Schutzanzug – per Helikopter auf der Forschungsplattform „Fino 1“ in dem „Alpha-Ventus“-Windpark landete. Die riesigen Anlagen mit Rotordurchmessern von 125 Meter stehen zum Teil einen Kilometer weit auseinander.

Altmaier betonte, mit der geplanten neuen Haftungsregelung für Verzögerungen bei der Netzanbindung werde ein großes Hemmnis aus dem Weg geräumt. Falls dem Betreiber kein Vorsatz nachgewiesen werden kann, soll ein Großteil von Schadenersatzzahlungen für nicht eingespeisten Windstrom über die Stromrechnung der Bürger abgewälzt werden können. Am 29. August soll das Kabinett dies beschließen.

Experten rechnen mit Kosten von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr. Der Plan der Regierung, bis 2020 bei Offshore-Windparks auf eine Leistung von 10 000 Megawatt zu kommen, ist wegen der Verzögerungen schon jetzt kaum noch zu halten. Besonders der für die Anbindung zuständige niederländische Netzbetreiber Tennet steht massiv in der Kritik, ihm fehlen bis zu 15 Milliarden Euro Kapital.

Zugleich warnte Altmaier bei seinem Besuch, dass am Ende nicht zu viele Windräder in Deutschland aufgestellt werden dürften. Es dürfe keinen Wettrennen zwischen Norden und Süden geben. Der Minister hat das Problem, dass die Ausbauziele der 16 Bundesländer allein bei der Windkraft die Ziele der Regierung um 60 Prozent übertreffen. „Wir müssen Pflöcke einrammen und dafür sorgen, dass sich Offshore und Onshore nicht in einen Wettlauf begeben“, sagte Altmaier mit Blick auf die massiven Ausbaupläne bei Windparks auf See und an Land. Offshore gilt als wichtig, weil pro Jahr rund 4500 Stunden Strom erzeugt werden können. In Baden-Württemberg hingegen bringt es ein Windrad nur auf rund 1700 Stunden. Altmaier will mit den Ländern in den nächsten Wochen über eine bessere Koordinierung der Ausbauziele sprechen und die Windpläne etwas zurückfahren.

Anders als Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), der es wegen schlechten Wetters bisher noch nicht mit dem Hubschrauber zu „Alpha Ventus“ geschafft hat, klappte Altmaiers Besuch gleich beim ersten Versuch. Er lobte die „große technologische Leistung der Ingenieure“ bei der Entwicklung der Offshore-Windenergie. „Alpha Ventus“ diene dazu, Kinderkrankheiten bei der Weiterentwicklung abzustellen. (dpa)