Die Wirtschaftsinstitute IWH, Ifo und HWWI haben ihre Prognosen gesenkt. Angesichts der düsteren Aussichten fordert die EZB umfassende Reformen.

Halle. Die Finanskrise in der Eurozone bremst nach Einschätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) die deutsche Konjunktur. Das IWH rechnet für das kommende Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent. Mit seiner Prognose liegt es noch unter den Erwartungen anderer deutscher Institute.

Das Münchner ifo Institut rechnet mit einem Wachstum von 0,4 Prozent, das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut erwartet ein Wachstum von 0,5 Prozent. In Ostdeutschland wird der Zuwachs laut IWH leicht über dem gesamtdeutschen Wert bei 0,5 Prozent liegen. Grund dafür sei, dass die ostdeutschen Unternehmen weniger vom Export abhängen, hieß es in der Mitteilung vom Donnerstag.

+++ Ifo-Institut: Wachstum soll nur 0,4 Prozent betragen +++

Deutschlands Realwirtschaft spüre bislang wenig von der Schulden- und Vertrauenskrise, dürfte sich jedoch nicht auf Dauer von der nachlassende Weltkonjunktur abkoppeln lassen, schätzen die Experten ein. So sind die Auftragsbestände zuletzt geschrumpft, die Unternehmen blicken laut Umfragen skeptisch in die Zukunft. Die Wirtschaft wird im vierten Quartal 2011 stagnieren und im ersten Quartal 2012 geringfügig schrumpfen.

Im späten Verlauf des Jahres 2012 und im Jahr 2013 wird sich die konjunkturelle Lage laut IWH bessern, sofern die Eindämmung der Schuldenkrise gelingt. Die entscheidenden Impulse werden dann aus dem Inland erwartet. Die Arbeitslosenquote wird in Deutschland im kommenden Jahr auf 6,7 Prozent von 6,8 Prozent in diesem Jahr sinken, erwartet das IWH. In Ostdeutschland wird sie mit 11 Prozent gleichbleiben. Für das Jahr 2013 prognostizieren die Experten ein Wirtschaftswachstum in Deutschland von 1,6 Prozent, in Ostdeutschland von 1,25 Prozent.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) beurteilt die Konjunkturaussichten düsster und hat angesichts eines drohenden Konjunkturabsturzes umfassende Reformen angemahnt. Die Regierungen im Euro-Raum müssten „dringend alles daran setzen, um die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen im gesamten Euro-Raum zu fördern“, schrieben die Währungshüter in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht.

Im vierten Quartal dürfte sich die Wirtschaftstätigkeit abgeschwächt haben. Die starken Spannungen an den Finanzmärkten dürften den Konjunkturverlauf spürbar dämpfen.

Die EZB hatte im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise und eine drohende Rezession Anfang Dezember den Leitzins zum zweiten Mal in Folge auf nunmehr 1,0 Prozent gesenkt. (dpa/abendblatt.de)