Flugzeughersteller Airbus und IG Metall haben eine Einigung erzielt. Arbeitsplätze und Standorte sind damit langfristig gesichert.

Hamburg. Der Tarifkonflikt beim Flugzeugbauer Airbus ist beendet. Bei den Verhandlungen um einen Zukunftstarifvertrag für die etwa 16.500 deutschen Beschäftigten des Flugzeugherstellers Airbus ist ein Durchbruch erzielt worden. Das Unternehmen sowie die Gewerkschaft IG Metall Küste und der Gesamtbetriebsrat haben sich am Mittwoch geeinigt und gemeinsam ein Eckpunktepapier unterzeichnet. Der Vertrag soll bis Jahresende ausformuliert werden und zum 1. Januar 2012 in Kraft treten.

Günter Butschek, Chef von Airbus Deutschland, sprach von einem „zukunftsfähigen Kompromiss“. „Diese Einigung ist ein positives Signal für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Airbus in Deutschland“, sagte er.

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Der Flugzeughersteller und die Gewerkschaft hatten seit eineinhalb Jahren über einen Vertrag für die deutschen Airbus-Mitarbeiter in Bremen, Buxtehude, Hamburg und Stade gestritten, der Beschäftigung, Standorte und Einkommen bis 2020 sichern soll. Zuletzt hatten sich die Fronten zwischen beiden Seiten verhärtet. Die IG Metall forderte eine größere Mitbestimmung bei Leiharbeit, Arbeitsorganisation und Optimierungsprozessen, Airbus eine Produktionssteigerung von acht Prozent pro Jahr. Anfang Oktober waren rund 11.000 Airbus-Beschäftigte in den vier deutschen Airbus-Werken zeitweise in den Ausstand getreten.

Mit dem nun unterzeichneten Eckpunktepapier sei ein Endpunkt unter den Konflikt in den vergangenen Wochen gesetzt worden, sagte IG-Metall-Tarifsekretär Daniel Friedrich. Die Warnstreiks und das entschlossene Auftreten der Beschäftigten hätten den Durchbruch gebracht. „Es ist deutlich geworden: Die Zukunft des Unternehmens lässt sich nur gemeinsam mit Beschäftigten sichern“, sagte Friedrich.

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Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Airbus Operations GmbH, Johann Dahnken, sagte: „Jetzt gilt es, nach vorne zu schauen. Arbeitnehmervertreter und Geschäftsführung haben sich zu einer neuen Kultur der Zusammenarbeit bekannt.“ Gemeinsam solle die Zukunft des Unternehmens gestaltet werden. Auch könnten beide Seiten gut mit diesem Kompromiss leben, sagte Dahnken.

Auch der Arbeitgeberverband Nordmetall zeigte sich zufrieden. „Wir sind froh, dass Geschäftsleitung und Betriebsrat sich nun auf ein Eckpunktepapier geeinigt haben und weitere Produktionsstörungen vermieden werden“, sagte Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Thomas Klischan. Der Verband war in die Verhandlungen der letzten Monate eingebunden. Die nunmehr geplante mehrjährig angelegte Strategie sichere viele tausend Arbeitsplätze nicht nur an den Standorten des Flugzeugbauers, sondern auch bei zahlreichen Zulieferbetrieben. „Eine reibungslose Produktion bei Airbus ist eine wichtige Grundlage für den gesamten Wirtschaftsstandort Norddeutschland“, sagte Klischan.

In dem Eckpunktepapier vereinbarten die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ferner Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, eine Reduzierung der Leiharbeit, mehr Mitsprache bei Fremdvergabe sowie Verbesserungen bei Ausbildung und Übernahme. Auch soll die Produktivität laut Airbus „entscheidend gesteigert“ werden.

Eckpunkte des Zukunftstarifvertrags

Grundsätze: Die Zukunft des Unternehmens soll durch eine neue Kultur der Zusammenarbeit gemeinsam gestaltet und vorangetrieben werden. Hierzu werden die bestehenden Regelungen zur Mitbestimmung aktiv genutzt. Ziel ist die Sicherung und der Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit von Airbus und damit eine Sicherung der Standorte und der Beschäftigung in Deutschland. Dazu soll die Produktivitätsentwicklung über die bestehenden jährlichen Planungsziele hinaus signifikant gesteigert werden.

Die Laufzeit des Zukunftstarifvertrages beginnt am 1.1.2012 und endet zum 31.12.2020. Die Geschäftsführung kann den Vertrag zum 31.12.2016 kündigen.

Standort- und Beschäftigungssicherung: Betriebsbedingte Kündigungen sind während der Laufzeit des Tarifvertrages ausgeschlossen. Die Standorte bleiben mit dem heutigen Beschäftigungsvolumen der Stammbelegschaft und den vorhandenen Kernkompetenzen erhalten.

Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsorganisation: Einführung eines ganzheitlichen „Airbus Operating System“ zur Prozess- und Ergebnisverbesserung. Kernelement ist die Ausweitung selbstorganisierter Teamarbeit. Bei Fremdvergabe von Arbeitspaketen und Outsourcen bestimmter Tätigkeiten werden die Arbeitnehmervertreter frühzeitig in der Planungsphase umfassend informiert und beteiligt.

Personal: Die Ausbildungsquote wird auf fünf Prozent festgesetzt. Auslerner werden grundsätzlich unbefristet übernommen. Besonders förderungswürdige Auslerner und Absolventen können für ein weiterführendes Studium das Arbeitsverhältnis ruhend stellen. Leiharbeitskräfte erhalten weiterhin ab dem vierten Monat die gleichen Arbeits- und Entgeltbedingungen wie Airbus-Beschäftigte.

Ab 1.1.2012 gelten folgende Beschäftigungsquoten: mindestens 80 Prozent Stammbelegschaft, maximal 20 Prozent Leiharbeiter. Ab 1.1.2015: mindestens 80 Prozent Stammbelegschaft, maximal 15 Prozent Leiharbeitskräfte und maximal 5 Prozent befristet Beschäftigte.

Verschiedenes: Die Kündigung des SiduFlex-Vertrages („Sicherheit durch Flexibilität“) wird zurückgenommen. Er soll verlängert und gegebenenfalls optimiert werden. Die Verhandlungen über den Zukunftstarifvertrag sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Mit Material von dpa/dapd