Was bei Airbus im Streit um einen Zukunftstarifvertrag derzeit vor sich geht, dürfte bei Außenstehenden nur noch Kopfschütteln hervorrufen: Erst verlangen Betriebsräte und IG Metall eine Beschäftigungssicherung bis zum Jahr 2020 - was in der deutschen Industrie wohl einmalig wäre. Als aber das Unternehmen sich nach zähen Verhandlungen tatsächlich dazu bereit erklärt, ändert die Arbeitnehmerseite überraschend die Taktik und will zunächst nur noch um mehr Mitbestimmung im Betrieb kämpfen. Warnstreiks sind bereits beschlossen.
Angesichts dieses Schwenks muss sich der Airbus-Deutschland-Chef vorkommen, als werde er von der Gewerkschaft am Nasenring herumgeführt. Offensichtlich fühlen sich die IG Metall und der Betriebsrat vor dem Hintergrund der prall gefüllten Auftragsbücher in einer Position der Stärke: Airbus braucht in der nächsten Zeit ohnehin jeden Mitarbeiter.
Dennoch ist der Kurs riskant. Denn die deutschen Werke stehen in einem zunehmend internationalen Standortwettbewerb. Man darf den Bogen also nicht überspannen. Natürlich darf der Leistungsdruck auf die Beschäftigten nicht über Gebühr steigen - es ist die Aufgabe der Betriebsräte, das zu verhindern. Ebenso ist die Zentralisierung der Entscheidungen schlecht für das Arbeitsklima. Hier hat Airbus tatsächlich Handlungsbedarf.
Die Chance, für den damals bahnbrechenden Siduflex-Tarifvertrag mit seinen Zeitkonten einen ebenso wegweisenden Nachfolger mit langfristiger Beschäftigungssicherung zu vereinbaren, sollte die Gewerkschaft aber nicht leichtfertig verspielen.