Airbus-Mitarbeiter legen die Arbeit nieder. Eine Einigung im Tarifstreit war bisland nicht zu erzielen. Arbeitnehmer über Drohungen erbost.

Hamburg. Tausende Mitarbeiter des Flugzeugherstellers Airbus haben ihre Arbeit niedergelegt. Sie folgten dem Warnstreik-Aufruf der IG Metall Küste. Die Mitarbeiter versammelten sich vor den Toren der Werke in Hamburg, Bremen, Buxtehude und Stade, wo Arbeitnehmervertreter bei Kundgebungen über die Tarifsituation informieren. Insgesamt sind rund 16 600 festangestellte Mitarbeiter aufgerufen, in den Ausstand zu treten. Davon sind laut IG Metall rund 12 000 in Hamburg beschäftigt, 3000 in Bremen, 1200 in Stade und 400 Mitarbeiter in Buxtehude.

IG Metall-Bezirksleiter Meinhard Geiken verlangte vom Airbus-Management, Forderungen wie eine jährliche Produktivitätssteigerung von acht Prozent fallen zu lassen. „Solche Steigerungsraten sind den Beschäftigten nicht zuzumuten. In vielen Bereichen arbeiten sie schon jetzt am Rande des Möglichen“, sagte Geiken in Bremen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite forderten sich gegenseitig auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Seit eineinhalb Jahren ringen die Parteien um einen Zukunftstarifvertrag. Airbus verwies erneut auf sein Angebot: Arbeitsplatzgarantie bis 2020, 1000 neue Mitarbeiter in diesem Jahr, gleiche Bezahlung für Leiharbeiter, Übernahme der Auszubildenden. Ähnliche Forderungen hat auch die IG Metall aufgestellt: mehr Stammpersonal, mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit und Arbeitsprozessen. Tarifsekretär Daniel Friedrich kritisierte, dass die Geschäftsleitung keine Aussagen zu Investitionen, zukünftige Programme und Beschäftigungsvolumen abgeben wolle. „Es kommen nur Worthülsen“, sagte Friedrich in Hamburg.

Vor dem Werk an der Elbe beteiligten sich laut Airbus rund 3500 der rund 15 000 Stamm- und Leiharbeitskräfte an der Kundgebung. In Bremen waren es laut IG Metall rund 2000, in Stade 1200 und in Buxtehude 200 Mitarbeiter. Nach Gewerkschaftsangaben waren im Norden rund 11 000 der mehr als 16 000 Airbus-Beschäftigten im eintägigen Ausstand. Erbost sind die Arbeitnehmervertreter, dass die Geschäftsleitung öffentlich mit Produktionsverlagerungen nach Frankreich drohte. Der Tarifsekretär warf dem Management vor, die Arbeitsprozesse nicht im Griff zu haben. Die Gewerkschaftsvertreter mahnten, nicht länger gegen die Beschäftigten zu arbeiten. „Nur mit einer motivierten Belegschaft lassen sich der Auftragsrekorde abarbeiten und die künftigen Aufgaben bei der Einführung von neuen Flugzeugmodellen wie dem A320 Neo meistern“, sagte Bezirksleiter Geiken.

Hintergrund: Nach den abgebrochenen Verhandlungen mit dem Management hat die IG Metall dieAirbus-Beschäftigten in Deutschland zu Warnstreiks aufgerufen. Vor den Werkstoren werden Betriebsräte und Gewerkschafter zu den Mitarbeitern sprechen. In Hamburg werden der Hamburger Betriebsratsvorsitzende Jan-Marcus Hinz und der IG-Metall-Verhandlungsführer Daniel Friedrich erwartet. "Am Verhandlungstisch kommen wir nicht weiter. Die Beschäftigten wollen daher ein Zeichen setzen, dass sie einen Zukunftstarifvertrag wollen", sagte Meinhard Geiken, der Bezirksleiter Küste der Gewerkschaft. Er erwartet allein zur Kundgebung in Hamburg mehrere Tausend Teilnehmer. "Der Warnstreik wird seine Wirkung bei der Geschäftsführung nicht verfehlen."

Trotz der über eineinhalb Jahre andauernden Verhandlungen gibt es zwischen den Arbeitnehmern und dem Management noch keine Einigung über den Tarifvertrag, mit dem Arbeitsplätze und Standorte gesichert werden sollen. Strittig sind die Quote von Leiharbeitern sowie die Mitbestimmung der Mitarbeiter bei der Arbeitsorganisation. Auch über die möglichen Einsparungen, die in den kommenden Jahren durch eine höhere Produktivität erreicht werden sollen, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Für die IG Metall bedeutet die Forderung von Airbus ein Plus von jährlich acht Prozent. Dies hält der Betriebsrat aber in keinem Fall für erreichbar.

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Airbus appellierte am Donnerstag an die Arbeitnehmervertreter "wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir müssen im Interesse aller eine Lösung finden", sagte Airbus-Sprecher Florian Seidel. Airbus sei bei einer Einigung bereit, Tausende von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2020 zu garantieren.

Unterdessen hat das Unternehmen den größten Einzelauftrag der australischen Luftfahrtgeschichte perfekt gemacht. Die Fluggesellschaft Qantas Airways unterzeichnete einen Vertrag über die Lieferung von 110 Maschinen des Typs A320. Darunter sind 78 Jets des Typs A320neo, der mit besonders sparsamen Triebwerken ausgerüstet ist. "Dies ist ein großer Erfolg für Hamburg, wo mehr als die Hälfte der A320-Familie gebaut und ausgeliefert wird", sagte Airbus-Sprecher Seidel. Die Australier hatten im August einen Vorvertrag geschlossen. Der Konzern will seine Flotte innerhalb von zehn bis 15 Jahren modernisieren und dafür nach dem Listenpreis mehr als neun Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro) ausgeben.