Die Fed will ihren Anleihebestand umschichten, um die Konjunktur anzukurbeln. Doch die Märkte befinden sich weiter im Sinkflug.
Washington. Neu entfachte Konjunktursorgen haben dem Dax am Donnerstag erneut kräftige Verluste eingebrockt. Angesichts tiefroter Vorgaben aus Übersee sackte der deutsche Leitindex zur Mittagszeit um 3,52 Prozent auf 5243 Punkte ab. Schon am Vortag hatte er bereits um fast 2,5 Prozent nachgegeben. Die Fed warnte vor „signifikanten Abwärtsrisiken“ und nährte die Sorgen der Finanzmärkte. Hinzu kommen Abstufungen der Kreditwürdigkeit im Bankensektor. Doch nicht nur die Finanzmärkte sehen düster aus, auch die Realwirtschaft lahmt - die US-Konjunktur will einfach nicht anziehen.
Um die Wirtschaft nun doch noch anzukurbeln, greift die US-Notenbank tief in die finanzpolitische Trickkiste und zaubert ein Instrument hervor, dass unter dem verheißungsvollen Titel "Operation Twist II", die namensgebende Wendung bringen soll. Der Plan: Die Fed kauft bis Mitte 2012 lang-laufende Anleihen. Dafür nimmt die Notenbank 400 Milliarden Dollar in die Hand. Manöver 2: Aus der auf gut 2,9 Billionen Dollar aufgeblähten Bilanz der Fed werden ebenfalls kurz laufende Treasuries gekauft, die Laufzeiten unter drei Jahren haben. Auf diese Weise sollen die langfristigen Zinsen gesenkt werden. Kredite werden billiger. Zumindest in dem Kalkül der Notenbanker. Gleichzeitig bleibt der Leitzins auf konstant niedrigem Niveau bei 0 bis 0,25 Prozent. Mit der "Operation Twist" nimmt der Fed-Chef Ben Bernanke Bezug auf die gleichnamige Aktion der Notenbank von 1961, damals „drehte“ die Fed ihr Anleihedepot erfolgreich auf längere Laufzeiten.
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Zwar nahmen die Finanzmärkte den Plan zunächst positiv auf, doch im Handelsverlauf drehte sich der Leitindex Dow Jones tief ins Minus. Auch andere europäische Indizes verzeichneten deutliche Verluste. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe fiel auf das tiefste Niveau seit mehr als 60 Jahren. So richtig traut mittlerweile niemand mehr der Operation Twist. Die wirtschaftliche Lage in den Staaten bleibt besorgniserregend. Besonders der Arbeitsmarkt macht den Ökonomen Sorgen. Derzeit finden gut 14 Millionen US-Amerikaner, die arbeiten wollen, keinen Job. US-Präsident Barack Obama hatte deshalb kürzlich ein milliardenschweres Konjunkturprogramm angekündigt. Die Achillesferse der US-Wirtschaft bleibt aber der Häusermarkt, wo die Krise 2007 begonnen hatte. Die Reaktion der Fed: Zusätzlich zu „Twist II“ sollen auslaufende hypothekenbesicherte Anleihen und andere Immobilienpapiere in den Beständen ersetzt werden.
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Dass die Fed handeln würde, war Wirtschaftsexperten bereits vorher klar, der Schritt einer „Operation Twist II“ wurde weitgehend positiv aufgenommen. Allerdings gibt es auch weiterhin Kritik an Bernankes Kurs. Wie bereits bei der letzten Sitzung stimmten drei Notenbanker gegen den Beschluss. Anfang August hatte die Fed erklärt, sie werde wohl für zwei Jahre ihren Leitzins bei faktisch null Prozent belassen. Dieses Mal bekräftigte Bernanke dieses Versprechen und sorgte bei Fachleuten und Politikern für Kopfschütteln.
Große Sorgen bereitet den Amerikanern zudem die Schuldenkrise in der Euro-Zone. US-Finanzminister Timothy Geithner hatte deshalb vergangene Woche sogar überraschend an einem Treffen der europäischen Finanzminister in Breslau teilgenommen. Am Dienstag hatte zudem der Internationale Währungsfonds (IWF) Regierungen und Notenbanken zum Handeln aufgefordert, um eine Eskalation der Krise und eine Rezession zu verhindern. Experten halten es deshalb für gut denkbar, dass die Fed schon bald zu QE3 greift und ihre Bilanz weiter ausbaut. Das nächste Mal entscheidet der FOMC Anfang November über die weitere Geldpolitik.