Der Wirtschaftsnobelpreisträger fordert die EZB auf, den Leitzins zu senken. Aufschwung sei drängender als die Sorgen um Inflation.
Düsseldorf. Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz fordert von der Europäischen Zentralbank (EZB), dass sie ihre Zinspolitik überdenkt. Er hält einen niedrigeren Leitzinsen in der gegenwärtigen konjunkturellen Lage für dringend geboten und forderte die EZB auf, ihre beiden Zinserhöhungen rückgängig zu machen. Es sei wichtiger den Verbrauch anzukurbeln, als sich um die Inflation zu sorgen. „Der Kontinent befindet sich klar in einem wirtschaftlichen Abschwung. Dafür sprechen auch die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Deutschland“ sagte der US-Ökonom im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die EZB hatte die Leitzinsen im April und Juli um jeweils 0,25 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent angehoben, nachdem sie fast zwei Jahre auf dem historisch niedrigen Niveau von einem Prozent lagen. Die US-Notenbank hat dagegen jüngst angekündigt, die Leitzinsen bis Mitte 2013 bei nahezu Null zu lassen. Stiglitz bemängelt, dass die Zinspolitik in Europa und den USA nicht mehr synchron laufe, was Europas Wirtschaft zusätzlich belastet. „Die derzeitige Geldpolitik der EZB treibt den Euro in die Höhe und schadet damit auch deutschen Exporteuren.“