In der US-Spielerstadt beginnt die wichtigste Hightech-Messe der Welt. Microsoft-Chef Steve Ballmer wird dieses Jahr den Startschuss geben.

Es gibt Traditionen in Las Vegas, auch wenn die Stadt der Glücksspiele im US-Bundesstaat Nevada im Grunde nicht viel Altes vorzuweisen hat. Zu diesen Traditionen gehört der Startschuss für die Consumer Electronics Show (CES), der jahrelang Microsoft-Gründer Bill Gates vorbehalten war.

In diesem Jahr soll Microsoft-Chef Steve Ballmer diese Ehre übernehmen. Wenn an Mittwochabend amerikanischer Zeit der stämmige Manager auf die Bühne des Las Vegas Hilton kommt, wo einst Elvis Presley vor seine Fans trat, werden viele der Gäste an das vergangene Jahr denken.

Als Ballmer einen flachen Tablet-Computer von Hewlett-Packard (HP) hochhielt, es aber sorgsam vermied, auch nur grundlegende Funktionen darauf vorzuführen. Die Kritik nach seinem Auftritt war erbarmungslos. Dieses Mal soll das anders werden. Dieses Mal - so lassen die Ankündigungen vermuten - wird die Leistungsschau für Computer, Fernseher und andere neue technische Geräte (Gadgets) zur Tablet-Parade.

Wo im vergangenen Jahr einzelne Prototypen in Hinterzimmern gezeigt wurden, werden ab diesem Donnerstag Dutzende flache Tablet-Computer zur Schau gestellt. Nur ein Unternehmen wird in Las Vegas fehlen: Ausgerechnet Apple, das mit seinem iPad den Tablet-Markt bis heute praktisch allein beherrscht, bleibt der wichtigsten Messe der Branche traditionell fern. Geschadet hat es dem Technologieunternehmen allerdings bisher auch nicht.

Der Veranstalter der CES, die Elektro-Handelsorganisation CEA, feiert schon vor dem Start einen Erfolg. 2500 Aussteller haben sich angekündigt, davon rund 1200 aus dem Ausland.

Im Vergleich zum Vorjahr sind das 25 Prozent mehr. Bis Sonntag rechnet die CEA mit 120.000 Besuchern aus 130 Ländern und legt damit schon den Grundstein für die nächste Erfolgsmeldung. Denn bereits im vergangenen Jahr zählte die CES 126.000 Gäste.

Und dieses Mal haben sich die Konjunkturaussichten in den USA deutlich verbessert, viele Hotels der Stadt sind ausgebucht. "Jeder, der etwas auf sich hält, ist auf der Show vertreten", sagte CEA-Präsident Gary Shapiro.

Auch in diesem Jahr wird der CES zugetraut, dass sie Trends beschleunigt, die für die Industrie grundlegende Veränderungen mit sich bringen. Allzu gut ist den Computerherstellern noch das Asus-Netbook Eee PC in Erinnerung, das als Preisbrecher den Notebook-Markt durcheinander brachte.

Asus will in Las Vegas nun das Eee Pad zeigen, ein Tablet mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows 7. Lenovo hat gleich mehrere Tablets angekündigt. Die CES könnte in diesem Jahr sogar das Schwarz-Weiß-Zeitalter der E-Book-Reader beenden und die ersten Farb-Reader präsentieren.

Kaum ein namhafter Hersteller traut sich ohne Internet-Fernseher auf die CES. Nach einer Studie des Marktforschers DisplaySearch haben mehr als 20 Prozent der im vergangenen Jahr verkauften 210 Mio. Fernseher einen Online-Anschluss.

Die als "Smart-TV" bezeichneten Geräte werden künftig in der Lage sein, Anwendungen zu installieren, wie es heute schon bei Smartphones möglich ist. Schon 2014 soll nach der Prognose von DisplaySearch jeder zweite Fernseher auf das Internet zugreifen können.

Google ist bereits gemeinsam mit Sony und Logitech vorgeprescht und bietet Herstellern sein Google TV an. Weil die Software auf den TV-Geräten offenbar nicht problemlos läuft, hatte Google die Gerätehersteller gebeten, sich vorerst mit Ankündigungen zurückzuhalten.

Nach dem 3D-Feuerwerk auf der CES des vergangenen Jahres legt die Industrie noch einmal nach. Offenbar halten sich die Verbraucher bislang zurück. LG will TV-Geräte zeigen, die mit Brillen ohne eingebaute Elektronik funktionieren und somit auch keine Batterien benötigen. Es wird auf der CES kaum einen Computerhersteller geben, der nicht einen PC oder ein Notebook mit 3D-Display zeigt.

Vor allem bei Smartphones erwarten Beobachter einige Überraschungen. Offenbar plant der Mobilfunker Verizon Wireless, mehrere Geräte für sein schnelles mobiles Datennetz der vierten Generation zu zeigen, darunter Handys von Samsung, HTC, LG und Motorola. Die Mobiltelefone werden den Angaben zufolge mit dem Google-Betriebssystem Android ausgestattet sein.

Insgesamt haben die Veranstalter Neuigkeiten in 15 Kategorien angekündigt - von Audiosystemen über Computerprozessoren, intelligente Häuser, digitale Fotografie und Spiele bis zu Auto-Elektronik. Zumindest ein Gewinner der CES steht schon fest: Las Vegas. Die Behörden haben errechnet, dass die Show der Stadt und ihren Unternehmen Einnahmen von fast 120 Mio. Dollar einbringt - ohne Einkünfte aus Glücksspielen.

Quelle: Welt Online