Führungswechsel bei der Arbeitsagentur im Norden: Jürgen Goecke wurde verabschiedet und Margit Haupt-Koopmann ins Amt eingeführt.
Kiel. Die neue Chefin der regionalen Arbeitsagentur, Margit Haupt-Koopmann, will vor allem den Fachkräftemangel im Norden bekämpfen. Es gehe darum, neue Potenziale auf dem Arbeitsmarkt auszuschöpfen, sagte Haupt-Koopmann am Freitag in Kiel bei ihrer Amtseinführung als Leiterin der Regionaldirektion Nord. Das überstrahlende Thema sei dabei die Weiterbildung von gering Qualifizierten. 45 Prozent der Arbeitslosen im Norden hätten keine Berufsausbildung. Außerdem müssten bessere Rahmenbedingungen für Alleinerziehende geschaffen werden und die Quote älterer Arbeitnehmer in den Betrieben zunehmen.
Es gebe immer noch Vorbehalte in Betrieben, ältere Mitarbeiter zu beschäftigen. „Wir brauchen einen kulturellen Wandel“, sagte Haupt-Koopmann. Um das Potenzial bei den Alleinerziehenden für den Arbeitsmarkt besser auszuschöpfen, müssten insbesondere die Möglichkeiten der Kinderbetreuung verbessert werden. Das sei nicht nur eine Aufgabe des Staates, sondern auch von Wirtschaftsverbänden und Unternehmen. Betriebskindergärten könnten sich nur Großbetriebe leisten. Kleinere Betriebe könnten aber gemeinsam Angebote schaffen. Im Norden sind 10 000 Alleinerziehende, davon 90 Prozent Frauen, erwerbslos. Fast die Hälfte hat eine Berufsausbildung.
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Haupt-Koopmann, bisher Leiterin der Arbeitsagentur in Berlin-Brandenburg, ist Nachfolgerin von Jürgen Goecke. Nach mehr als acht Jahren im Norden wechselt der fast 65-Jährige für zwei Jahre noch zur Zentrale der Bundesagentur nach Nürnberg. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) würdigten die Verdienste Goeckes, in dessen Amtszeit die Arbeitslosigkeit im Norden deutlich zurückging.
Seit der Einführung von Hartz IV im Januar 2005 sank in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg – für diese drei Länder ist die Regionaldirektion Nord zuständig – die Zahl der Arbeitslosen um insgesamt 180 000, wie Goecke betonte. Allein in Schleswig-Holstein gibt es heute 80 000 Erwerbslose weniger.
Falls die Euro- und Finanzmarktkrise nicht stärker auf den Arbeitsmarkt durchschlagen sollte, ist laut Haupt-Koopmann in diesem Jahr mit einem weiteren, allerdings nur leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen. Im Januar waren im Norden 109 900 Menschen ohne Job, so wenige wie seit 1993 nicht mehr in einem Januar. Die Arbeitslosenquote beträgt 7,7 Prozent, vor einem Jahr waren es noch 8,2 Prozent.
Goecke betonte, die Arbeitsagenturen und Jobcenter seien gut gerüstet für ihre Aufgaben. Umfragen zufolge gäben Menschen, die einen Beruf suchen, der Agentur die Note 2,0, Arbeitgeber für Vermittlungsleistungen eine 2,1 und Arbeitslose eine 2,2. (abendblatt.de/dpa)