Von wegen Generation Praktikum: Eine Studie zeigt für Bachelor gute Aussichten – auch beim Gehalt. Firmen fordern aber mehr Praxisbezug.
Berlin. Nach dem Abschluss in den Job: Die Bologna-Reform der Hochschulen und das als „Studium Bolognese“ verspottete Aufteilen in Bachelor- und Masterstudiengänge hat den Karrierechancen der Jungakademiker offensichtlich nicht geschadet. Den meisten Bachelor-Absolventen gelingt der Berufseinstieg gut. Etwa die Hälfte der Absolventen von Fachhochschulen und ein Viertel der Universitätsabsolventen starten nach dem ersten akademischen Abschluss in den Job. Das ergab eine Studie vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Nach einem Jahr im Job sei die Mehrheit der Absolventen mit Vergütung, Aufgaben und Karriereperspektiven zufrieden. Übergangsjobs, Praktika oder Arbeitslosigkeit nach dem Abschluss seien selten. Der Großteil der Bachelor-Absolventen strebt noch den Master-Abschluss an.
„Die Bachelor-Absolventen sind auf dem Arbeitsmarkt angekommen“, sagte der Präsident des Stifterverbands, Arend Oetker. Der Abschluss sei besser als sein Ruf. Auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) äußerte sich zufrieden über die Studienergebnisse. Der Bachelor werde immer mehr zur Selbstverständlichkeit, sagte sie. Das System von Bachelor und Master wurde in den vergangenen Jahren nach und nach eingeführt, um die Studienabschlüsse in Europa zu vereinheitlichen. 2009 waren Zehntausende Studenten in Deutschland auf die Straße gegangen, um gegen die Studienbedingungen im neuen System zu protestieren. Sie beklagten unter anderem zu starre Strukturen und eine zu hohe Arbeitsbelastung. Seitdem laufen Bemühungen, die Probleme auszuräumen.
Kritik gibt es laut Studie auch weiterhin. Die Befragten – Studenten, Absolventen und Unternehmen – monierten unter anderem einen fehlenden Praxisbezug und eine Überfrachtung der Bachelor-Studiengänge. Wissenschaftler befragten für die Studie in der zweiten Jahreshälfte 2010 rund 1500 Unternehmen und 10.000 Bachelor-Studenten, Bachelor-Absolventen und Studenten traditioneller Studiengänge.
Christoph Heine vom HIS-Institut sagte, viele trauten den Chancen eines Bachelors auf dem Arbeitsmarkt noch nicht ganz. In zwei Dritteln der Unternehmen erhalten Bachelor-Absolventen das gleiche Einstiegsgehalt wie Absolventen alter Abschlüsse etwa mit Diplom. Das höchste Einstiegsgehalt erzielten Bachelor-Ingenieure der Fachhochschulen mit knapp 38.000 Euro, das geringste Universitäts-Absolventen der Sprach- und Kulturwissenschaften mit knapp 25.000 Euro.
Aus der Stifterverbandstudie geht aber auch hervor, dass die große Mehrheit der Personalverantwortlichen in Unternehmen generell Nachbesserungsbedarf bei den Bachelor-Studiengängen sieht. Am häufigsten wünschten sich diese Unternehmen einen höheren Praxisbezug der Lehrinhalte (76 Prozent) sowie eine bessere Vermittlung sozialer und kommunikativer Kompetenzen. In Deutschland sind laut Hochschul-Informations-System über 80 Prozent der Studiengänge auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt. (ryb/dapd/rtr)