Bewegung im Tarifstreit der Metaller: Die Gewerkschaft spricht von Annäherungen bei der Azubi-Übernahme, bremst aber die Erwartungen.

Sindelfingen. In dem festgefahrenen Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie sieht die Gewerkschaft erstmals Fortschritte bei einem der drei Knackpunkte. Zur Fortsetzung der entscheidenden fünften Verhandlungsrunde am Freitag im möglichen Pilotbezirk Baden-Württemberg sprach IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann von einer Annäherung beim Ziel, für alle fertig ausgebildeten Lehrlinge die generell unbefristete Übernahme durchzusetzen.

Gleichzeitig betonte Hofmann, dass die Positionen bei der zweiten Forderung rund um die Regelung der umstrittenen Leiharbeit „noch meilenweit auseinander“ lägen. Auch das dritte Ziel nach 6,5 Prozent mehr Geld berge noch viel Konfliktstoff. Sollten sich die beiden Tarifparteien bei ihren Beratungen nicht merklich annähern, droht in der Schlüsselbranche der erste groß angelegte Arbeitskampf seit zehn Jahren. Bisher führt die Gewerkschaft nur Warnstreiks. In der Branche arbeiten bundesweit rund 3,6 Millionen Beschäftigte.

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Der Südwestmetall-Verhandlungsführer Rainer Dulger sprach von einer Annäherung in wesentlichen Zielen. „Auch wir Arbeitgeber sind dafür, dass so viel wie möglich Ausgebildete übernommen werden.“ Bei der Leiharbeit bestehe ebenfalls Einigkeit, dass es eine faire Entlohnung geben müsse. „Das darf aber nicht zu Lasten der Flexibilität in den Betrieben gehen“, betonte Dulger.

Trotz der Fortschritte dämpfte Hofmann die Erwartungen: „Wir sind in einigen Punkten etwas nähergekommen. Das teile ich. Gerade bei der Frage der unbefristeten Übernahme.“ Die Leiharbeit bleibe aber ein heftig umstrittenes Thema. „Das wird auch jetzt der zentrale Punkt sein, wo wir weiter darauf beharren, dass diese Fragen geklärt sind, bevor wir dann bei der auch noch offenen und mit viel Konflikt verbundenen Entgeltfrage in Gespräche kommen.“

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Der Gewerkschafter machte klar, dass die IG Metall gerüstet sei, alle wichtigen Entscheidungen noch in der laufenden Runde zu treffen. Die Gewerkschaftsgremien seien schon am Ort, um über einen möglichen Abschluss zu entscheiden. Hofmann persönlich rechne aber nicht mit schnellen Ergebnissen. „Ich sehe das immer noch mit großem Zweifel.“

Die IG Metall hatte schon zuvor klargestellt, dass die Wende am Freitag hermüsse, um ein Scheitern der Verhandlungen noch abzuwenden und die Folge von Urabstimmungen über unbefristete Arbeitskämpfe zu verhindern. Zuletzt hatte es tagelange Streiks bei den Metallern im Jahr 2002 gegeben. Dulger warnte: „Beim jetzigen Verhandlungsstand wäre ein Streik verantwortungslos und leichtfertig.“

Das Treffen hatte zunächst mit Verzögerung begonnen. Die beiden Tarifparteien besprachen sich am Tagungsort in Sindelfingen bis zum Mittag zunächst getrennt voneinander. Am Mittwoch hatten sie die fünfte Runde nach einem fast 20-stündigen Sitzungsmarathon vertagt, ohne an den zentralen Knackpunkten echte Fortschritte erzielt zu haben.

Die IG Metall will in einem Gesamtpaket neben 6,5 Prozent mehr Geld auch die unbefristete Übernahme aller fertigen Azubis durchsetzen und als dritte Forderung mehr Macht bei der Regelung von Leiharbeit erkämpfen. Die Arbeitgeber bieten knapp 3 Prozent Einkommensplus und lehnten die anderen Ziele bisher konsequent ab.

Die Metall- und Elektroindustrie gilt als der wichtigste deutsche Industriezweig. Wer dort tarifgebunden arbeitet, verdient bei einer 35-Stunden-Woche monatlich zwischen knapp 2000 und rund 5000 Euro. (abendblatt.de/dpa)