Im März gab es rund 5000 weniger Arbeitslose in Hamburg. Begehrt sind Pflegekräfte, Ärzte - und türkisch sprechende Bankberater.
Hamburg. Der Hamburger Arbeitsmarkt kommt immer mehr in Schwung. "Wir haben seit Jahresbeginn knapp 200 Ärzte, Pfleger und medizinisch-technische Fachkräfte eingestellt und suchen weitere 250", sagt Asklepios-Sprecher Jens Bonnet.
Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich hat seine Belegschaft in Norderstedt bereits um 190 Zeitarbeiter ausgebaut, um die Produktion zu steigern. Vorstandschef Hans-Georg Frey will nun über neue Stammarbeitskräfte nachdenken.
Die Hamburger Sparkasse (Haspa) kommt seit Januar auf 40 neue Mitarbeiter. "Diese Tendenz wird sich fortsetzen", so Haspa-Sprecher Andre Grunert. Gesucht werden Filialleiter, Kreditspezialisten und auch Kundenberater, die Türkisch sprechen.
Die Beispiele zeigen den Trend für die Hansestadt. So waren im März mit 76.388 Menschen 5410 weniger arbeitslos als im gleichen Vorjahresmonat. Zwar blieb die Arbeitslosenquote mit 8,3 Prozent im Vergleich zum Februar 2011 konstant. Aber sie liegt um 0,7 Punkte niedriger als im März 2010. Auch der Arbeitgeberverband Nordmetall geht davon aus, dass der Beschäftigungszuwachs anhält. "Wir werden künftig mehr Stamm- als Zeitarbeitskräfte einstellen", sagt Nordmetall-Sprecher Peter Haas.
Bundesweit ist die Entwicklung sogar noch etwas besser als in Hamburg. Immerhin sank die Arbeitslosenquote um 0,3 Punkte auf 7,6 Prozent. Die Zahl der Betroffenen ging um 102 000 auf 3,2 Millionen zurück. Bis zum Jahresende, so der Wirtschaftsforscher Gustav-Adolf Horn, werde die Marke von drei Millionen unterschritten sein.
"Auch in Hamburg wird die Arbeitslosigkeit künftig kräftig sinken, selbst wenn der Frühjahrsaufschwung bisher noch nicht voll in der Stadt angekommen ist", bilanzierte gestern der scheidende Hamburger Arbeitsagenturchef Rolf Steil . Die langsamere Entwicklung sei allein darauf zurückzuführen, dass Bundesländer mit mehr Industriefirmen stärker von der anziehenden Konjunktur profitierten.
Auch an der Elbe ging die Zahl der Arbeitslosen im März aber gegenüber dem Februar um 262 zurück. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Januar um zwei Prozent auf 827 700. Knapp 14 000 Stellen sind derzeit offen - fünf Prozent mehr als im Vorjahr. "Wir werden im Laufe des Sommers unter die Marke von 70 000 Arbeitslosen kommen. Tendenziell wird sich diese Zahl sogar in Richtung 60.000 entwickeln", erwartet der Agenturchef.
Positiv sieht Steil auch die Situation am Ausbildungsmarkt. So hat die Agentur im vergangenen halben Jahr 6834 Lehrstellen registriert, denen 4616 Bewerber gegenüberstehen. Damit kommen 1,5 Ausbildungsplätze auf einen Jugendlichen. "Das hatten wir seit 20 Jahren nicht mehr."
Immer bessere Chancen hätten nun auch Hauptschüler. Hintergrund dafür ist die demografische Entwicklung. So kommen aus den angrenzenden Bundesländern, vor allem aus Mecklenburg-Vorpommern, immer weniger Jugendliche in die Hansestadt. Daher seien die Firmen auch eher bereit, Hauptschülern eine Chance zu geben. Die Agentur empfiehlt dabei gerade guten Schülern, direkt in einen Beruf zu starten, statt eine weiterführende Schule zu besuchen.
Nicht so entspannt wie die Agentur sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund die Lage der Jugendlichen. So seien in Hamburg immer noch viele Bewerber aus den Vorjahren ohne Lehrstelle und es fehle an Plätzen für Lehrlinge, die Hilfe bei ihrer Ausbildung bräuchten, sagte der Hamburger DGB-Vorsitzende Uwe Grund. Bei der Arbeitsagentur sei zudem allenfalls ein Drittel der Ausbildungsplätze registriert. "Wir brauchen eine gemeinsame Statistik von Kammern, Schulen und Agentur."