Politische Unsicherheit in Griechenland und Risikoaufschläge für Spanien lassen die Märkte zwischen Pessimismus und Pragmatismus schwanken.

Berlin/Frankfurt. Auch am Donnerstag halten die Probleme der spanischen Banken und internationalen Sorgen über Griechenlands Verbleib in der Eurozone die Märkte in Atem . So sorgte die Stützung des spanischen Bankensektors durch die Verstaatlichung der Großbank Bankia für Unruhe, aber auch das verlangsamte Außenhandelswachstum in China.

Obwohl die Griechen durch ihre Wahlentscheid deutlich gezeigt haben, dass die Bereitschaft zu weiterem Sparen fehlt, hat der Rettungsfonds EFSF aus dem jüngsten Hilfspaket weitere Milliarden Euro angewiesen. Dieses klare Zeichen, einmal gemachte Zusagen einzuhalten, schlug sich an den Aktienmärkten in Deutschland und weiteren Euroländern zunächst positiv in moderaten Kursaufschlägen nieder.

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An den großen asiatischen Börsen gingen anfängliche Gewinne wieder verloren, nachdem China eine unerwartet starke Verlangsamung des Außenhandelswachstums im April bekanntgegeben hatte. Negativ wirkten zudem die vergeblichen Versuche in Griechenland, eine Regierung zu bilden. Nach dem Scheitern der Gespräche von Konservativen und Radikalen Linken sind jetzt die Sozialisten am Zuge. Die Erfolgschancen werden allerdings gering eingeschätzt. Der wichtigste Leitindex Dow Jones der New Yorker Börse beendete am Vorabend den sechsten Handelstag in Folge im Minus – die längste Durststrecke seit August.

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Der Euro erholte sich am Donnerstag im frühen Handel zwar, blieb aber unter unter der Marke von 1,30 US-Dollar. Experten bleiben skeptisch. Die Sorgen um Griechenlands Verbleib im Euroraum nehmen zu, weil es in Athen zwar keine Mehrheit für den Sparkurs gibt, aber die meisten Griechen den Euro und die Hilfszahlungen dennoch behalten wollen. Die EU-Spitze ermahnte Griechenland zur Einhaltung der eingegangenen Verpflichtungen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnte, das griechische Volk müsse entscheiden, ob es in der Eurozone bleibt oder nicht. „Wenn es entscheidet, nicht zu bleiben, dann werden wir Griechenland nicht zwingen können“, hatte er am Vortag in Brüssel gesagt.

Die Verunsicherung spiegelte sich besonders an den Anleihemärkten wider. Die Risikoaufschläge für Anleihen aus Italien und Spanien - ein zentraler Krisenindikator – zogen zuletzt wieder rasant an. Zu einer dramatischen Wende kam es in der spanischen Bankenkrise: Die Regierung übernimmt die Kontrolle über die kriselnde Großbank Bankia. Das Geldinstitut gilt wegen seiner zahlreichen faulen Immobilienkredite als der größte Problemfall im spanischen Finanzsektor.

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Angesichts der ernüchternden Konjunkturdaten aus China und der wieder zugespitzten Schuldenkrise in Europa fielen die Ölpreise leicht. Sie blieben aber auf hohem Niveau. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent zur Lieferung im Juni kostete zeitweise 112,90 US-Dollar. Das waren 30 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel um 15 Cent auf 96,66 Dollar. US-Rohöl hat bereits sieben Tagesverluste in Folge verzeichnet – die längste Negativserie seit mehr als zwei Jahren. (dpa/abendblatt.de)