Das krisengebeutelte Spanien ist nun offiziell in die Rezession gerutscht. Standard & Poor's stufte die Kreditwürdigkeit von elf Banken herab.

Madrid. Rezession und zweifelhafte Kreditwürdigkeit: Spanien rutscht immer tiefer in die Krise - trotz der drastischen Sparpolitik der Regierung. Spanien ist offiziell in die Rezession zurückgefallen. Im Vergleich zu den drei vorangegangenen Monaten schrumpfte die Wirtschaft des Landes im ersten Quartal erneut, wie das Nationale Statistikinstitut am Montag mitteilte. Zudem stufte die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) am Montag die Kreditwürdigkeit von elf spanischen Banken herab, darunter auch die Großbanken Santander und BBVA. Ministerpräsident Mariano Rajoy und seine konservative Regierung kündigten an, unvermindert an ihrem Sparkurs festhalten zu wollen.

+++Ratingagentur stuft Spaniens Bonität zwei Noten herab+++

+++Rezession! Spanien steckt im Schuldenstrudel+++

Mit einem Schwund der Wirtschaftskraft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen befindet sich Spanien laut Definition in einer Rezession – zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren. Von Januar bis März schrumpfte die spanische Wirtschaft um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit ging sie in etwa um ebenso viel zurück, wie in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres. Verglichen mit dem ersten Quartal 2011 sei die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent geschrumpft, teilte die Statistikbehörde mit. Die Zahlen vom Montag bestätigten die der spanischen Zentralbank aus der vergangenen Woche.

S&P betonte, die Herabstufung spanischer Banken sei eine Folge der in der vergangenen Woche bekanntgegebenen skeptischeren Bewertung der Bonität Spaniens. Wie die Agentur mitteilte, wurde die Ratings für die Banken Santander und BBVA um zwei Stufen gesenkt. Santanders langfristige Schulden werden jetzt mit der Note „A-“ und damit etwas besser als die Verbindlichkeiten Spaniens eingestuft. BBVA habe jetzt mit „BBB+“ die gleiche Bewertung wie Spanien. Erst am Donnerstag hatte die Ratingagentur die Kreditwürdigkeit Spaniens um zwei Stufen von A auf BBB+ gesenkt. Als Gründe für die Abwertung führte die Agentur Sorgen um das zunehmende Staatsdefizit, den Zustand des Bankensystems und die schlechten wirtschaftlichen Aussichten an. Zudem nährten neue Arbeitslosenzahlen die Sorge vor einer Verschärfung der Krise.

Die spanischen Banken leiden unter dem Zusammenbruch des heimischen Immobilienmarkts und gelten derzeit als einer der größten Problemfälle innerhalb der europäischen Schuldenkrise. Der Sektor ist geprägt von den beiden Großbanken sowie zahlreichen kleineren Instituten, die größtenteils regional tätig sind. Zudem hat das Land einen großen Sparkassensektor. Von den vielen Sparkassen mussten in der Schuldenkrise bereits einige Institute vom Staat gerettet werden. Der gesamte Bereich befindet sich in einem Prozess der Neuordnung. Vor einer Woche hatte bereits die Zentralbank Spaniens eine Vorabschätzung für das Wachstum im ersten Vierteljahr veröffentlicht. Die Notenbanker waren allerdings zu einem etwas schwächeren Ergebnis als die Statistiker gekommen. Die Notenbank hatte eine Rate von minus 0,4 Prozent ermittelt.

Vizeregierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría betonte, die Regierung arbeite an einer Reform des Bankensystems. „Das Ziel ist die Wiederherstellung des Vertrauens und der Kreditwürdigkeit Spaniens“, sagte sie auf einer Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Santiago de Compostela, an der auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) teilnahm. Rajoy hatte am Vortag auf einem Treffen der konservativen Volkspartei (PP) betont: „Die Regierung wird an jedem Freitag (auf ihren Kabinettssitzungen) neue Reformen beschließen.“ Für diesen Freitag stellte er eine neue „bedeutende Reform“ in Aussicht, nannte aber keine weiteren Einzelheiten.

Die Regierung diskutiert einem Medienbericht zufolge die Gründung einer „Bad Bank“ zur Auslagerung von Schrottpapieren des heimischen Finanzsektors. Bis vor kurzem hatten Regierungsvertreter einem solchen Modell noch eine Absage erteilt, aber laut einem Bericht der „Financial Times“ (FT) vom Montag wird die Lösung nun doch erwogen. Ziel sei es vor allem, die Bankbilanzen von faulen Immobilienkrediten zu befreien. Dem Blatt zufolge handelt es sich beim „Bad-Bank-Plan“ um den jüngsten Versuch der Mitte-Rechts-Regierung von Rajoy, Rettungsprogramme abzuwenden, wie sie in den anderen krisengeschüttelten Eurostaaten Griechenland, Irland und Portugal laufen.

Mit Material von dpa/dapd