Mit einem Gewinn von 1,4 Milliarden Euro sieht sich die Allianz wieder auf Kurs. Konzernchef warnt vor Wachstum in der EU auf Pump.

München. Der größte Versicherungskonzern Europas ist mit überraschend guten Zahlen ins Jahr gestartet. So stieg im ersten Quartal der Allianz-Gewinn auf über 1,4 Milliarden Euro – das waren knapp 60 Prozent mehr als im Vorjahresquartal, das stark von dem Tsunami in Japan und dem Erdbeben in Neuseeland geprägt war.

Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann sagte am Mittwoch vor Beginn der Hauptversammlung in München: „Wir sind damit auf Kurs, unser Ziel für 2012 zu erreichen.“ Nachdem der Gewinn im Vorjahr um die Hälfte auf 2,5 Milliarden Euro eingebrochen war, dürfte sich „der Jahresüberschuss wieder leicht erholen“, hatte Diekmann zuvor angekündigt.

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Analysten hatten mit einem etwas geringeren Aufschwung gerechnet. Diekmann sagte, alle drei Geschäftssegmente – Sachversicherung, Lebensversicherung und Vermögensverwaltung – hätten bessere Ergebnisse erzielt. Der Umsatz übertraf die knapp 30 Milliarden Euro des Vorjahresquartals. Das operative Ergebnis stieg von 1,7 auf über 2,3 Milliarden Euro – das entspricht einem Plus von rund 40 Prozent. Im Gesamtjahr strebt die Allianz ein operatives Ergebnis in der Größenordnung von 8,2 Milliarden Euro an – plus/minus eine halbe Milliarde.

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Die Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung die Weichen für einen Börsengang der Allianz in China stellen. Drei Jahre nach dem Rückzug von der Wall Street sieht Diekmann Chancen, die Allianz in Asien damit bekannter zu machen und Geld für Wachstum einzusammeln. Außerdem verabschieden die Aktionäre Aufsichtsratschef Henning Schulte-Noelle, der bis 2003 elf Jahre lang an der Spitze des Konzerns gestanden hatte, und den langjährigen Finanzvorstand Paul Achleitner, der an die Spitze des Kontrollgremiums der Deutschen Bank wechselt.

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Mit Blick auf die jüngsten Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich warnte Vorstandschef Diekmann vor neuen Schulden für neue Konjunkturprogramme in der Eurozone. „ Wenn jetzt lautstark Konjunkturprogramme gefordert werden, dann muss man meines Erachtens sehr vorsichtig sein “, sagte Diekmann. „Zusätzliche schuldenfinanzierte Belastungen könnten das System überfordern.“

Vor allem der neue französische Präsident Francois Hollande hat sich zuletzt für neue Wachstumsimpulse eingesetzt und stellt damit den geschlossen Pakt der Euro-Zone zur Schuldendrosselung infrage. Zudem droht wieder eine Eskalation der Krise, wenn Griechenland, wie es nach den jüngsten Wahlen scheint, regierungsunfähig bleibt und die zugesagten Sparmaßnahmen nicht einhält. Dann könnte ein Euro-Austritt wieder realistischer werden.

Diekmann ergänzte, zuletzt habe vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Liquiditätsspritzen in Höhe von mehr als einer Billion Euro den Banken unter die Arme gegriffen und so eine drastische Einschränkung der Kreditvergabe verhindert. Solche Maßnahmen und die seit Jahren niedrigen Zinsen hätten aber auch schädliche Nebenwirkungen, vor allem für Sparer und Versicherer. Es bestehe das Risiko, dass eine expansive Geldpolitik Ausgangspunkt der nächsten Blase sein könnte. „Je schneller also die Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik gelingt, desto besser“, so Diekmann.

Die Politik habe mittlerweile mit dem dauerhaften Rettungsmechanismus und einer verpflichtenden Schuldenbremse die richtigen Weichen gestellt. „Allerdings wird der notwendige Anpassungsprozess über Jahre andauern.“ Die Schuldenländer müssten konsequente Reformen umsetzen, um so Wachstum zu schaffen. „Nur so kann das Vertrauen aller Beteiligten nachhaltig zurückgewonnen werden.“ (dpa/Reuters/abendblatt.de)