Schuldenschnitt halbiert den Gewinn der zweitgrößten deutschen Bank – auch der Versicherer Allianz hat mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen.
Frankfurt/Main. Die Finanzkrise in Griechenland hat der teilverstaatlichten Commerzbank 2011 das Geschäft verhagelt. Milliardenschwere Abschreibungen auf Staatsanleihen ließen den Überschuss der zweitgrößten deutschen Bank um mehr als die Hälfte auf 638 Millionen Euro (Vorjahr: 1,4 Mrd) einbrechen. Der Dax-Konzern betonte am Donnerstag jedoch seine Stärke im Kerngeschäft. Bei ihrem Plan, das gigantische Kapitalloch aus eigener Kraft und ohne erneute Staatshilfe zu stopfen, liege die Bank „voll auf Kurs“. Allerdings zeigte sich Konzernchef Martin Blessing für 2012 angesichts der anhaltenden Euro-Schuldenkrise weiterhin vorsichtig. Zinsen für die restlichen Staatshilfen zahlt die Commerzbank auch für 2011 nicht.
Zur weiteren Stärkung ihrer Kapitalbasis plant die Commerzbank eine Kapitalerhöhung und will bis zu knapp zehn Prozent neue Aktien ausgeben. Diese sollen den Eigentümern von bestimmten Anleihen angeboten werden. Der Bund soll nach wie vor mit 25 Prozent plus einer Aktie größter Einzelaktionär bleiben. Dazu wandelt der Staat einen Teil seiner Stillen Einlage in Aktien um. Die Transaktion soll das Kapital der Bank um bis zu rund eine Milliarde Euro stärken. Wie bei ähnlichen Schritten im vergangenen Jahr rechnet die Bank damit, dass sich der Anleiherückkauf positiv auf den Gewinn auswirken wird.
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Die Bilanz 2011 wurde durch die Euro-Schuldenkrise mit rund 2,3 Milliarden Euro belastet. Insgesamt schrieb die Bank ihren Bestand an griechischen Staatsanleihen um knapp 74 Prozent ab. Das ließ auch die gute Entwicklung im Kerngeschäft in den Hintergrund treten. Ursprünglich hatte Blessing eine deutliche Gewinnsteigerung angekündigt. Er musste aber im Laufe des Jahres dieses Ziel wegen der Schuldenkrise aufgeben.
Auch dem Versicherungskonzern Allianz, der an der Commerzbank beteiligt ist, vermasselte die Euro-Schuldenkrise den Gewinn. Der Überschuss sank um fast die Hälfte auf 2,545 Milliarden Euro. 2010 waren es noch 5,053 Milliarden Euro. Insbesondere Wertberichtigungen von Aktien und griechischen Staatsanleihen in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro zehrten am Gewinn des Münchner Versicherungsriesen.
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Auch im laufenden Jahr werde die Schuldenkrise die Commerzbank weiter herausfordern, erklärte Blessing. „Mit unserem wetterfesten und zukunftsfähigen Geschäftsmodell mit Fokus auf die Kernmärkte Deutschland und Polen sind wir dafür aber gut gewappnet.“
Im Kerngeschäft – dazu zählt das Privatkundengeschäft, die Mittelstandsbank, die Osteuropa-Sparte und das Investmentbanking - kündigte Blessing für 2012 ein „solides operatives Ergebnis“ an. Die Vorsorge für faule Kredite soll aber von 1,4 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro steigen. Im vergangenen Jahr hatten die Kernsparten der Bank operativ 4,5 Milliarden Euro verdient und damit 2,5 Milliarden mehr als 2010.
Der scheidende Finanzvorstand Eric Strutz kündigte weitere Einsparungen an. Die Kosten sollen von 8 Milliarden Euro auf 7,6 Milliarden sinken. „Wir profitieren immer stärker von der Integration der Dresdner Bank“, erklärte Strutz. Bis 2014 soll das ausgemachte Synergiepotenzial von jährlich 2,4 Milliarden erreicht werden.
Trotz der letztlich schwarzen Zahlen 2011 zahlt die Commerzbank erneut keine Zinsen auf die Staatshilfe. Der Grund: Der Gewinn fiel nur nach den internationalen Bilanzierungsrichtlinien IFRS an. Nach dem für die Zinszahlung maßgeblichen deutschen Bilanzrecht HGB ergab sich ein Verlust von 3,6 Milliarden Euro. In den HGB-Abschluss flossen die Sonderzahlung an den Bankenrettungsfonds Soffin im Zuge der Tilgung eines Großteils der Staatshilfe ebenso ein wie Abschreibungen auf den Buchwert der Sorgentochter Eurohypo. Damit entgehen dem Bund Zinszahlungen für die verbliebenen 1,9 Milliarden Euro Stille Einlage in Höhe von rund 170 Millionen Euro. Auch die Aktionäre gehen leer aus: Eine Dividende für 2011 sei nicht möglich.