Die heftigste Serie von Naturkatastrophen seit jeher erschütterte 2011 die Welt. Versicherer sind mit insgesamt 81 Milliarden Euro belastet.

München. Erdbeben in Japan und Neuseeland, Überschwemmungen in Thailand, Stürme in den USA: Die heftigste Serie von Naturkatastrophen seit jeher sorgte 2011 für Gesamtschäden von etwa 380 Milliarden Dollar (292 Milliarden Euro). Das teilte der größte Rückversicherer, Münchener Rück, am Mittwoch mit. Nach den Daten des Rückversicherers ist das mehr als das Doppelte wie 2010 und in etwa das Fünffache des 30-Jahres-Durchschnitts. Alleine die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe von Japan verursachte Schäden von 210 Milliarden Dollar. Sie kostete damit bereits beinahe so viel wie das ganze Jahr 2005, das mit 220 Milliarden Dollar bisher als teuerstes der Geschichte galt. Damals hatte der Hurrikan „Katrina“ die US-Südstaatenmetropole New Orleans verwüstet. Nach Ansicht der Münchener Rück sind vor allem schwere Beben dringende Mahnungen, diese Risiken bei Standortentscheidungen zu bedenken.

+++Euro-Krise und Naturkatastrophen beunruhigen+++

Die Zahl der 2011 bei Naturkatastrophen ums Leben gekommenen Menschen war mit 27.000 dagegen vergleichsweise gering. Im Vorjahr waren nach Zählung der Munich Re 296.000 Menschen umgekommen. Im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre waren es 69.000. Allerdings berücksichtigte das Unternehmen dabei nicht die 2011 durch die Dürre am Horn von Afrika ums Leben gekommenen Menschen. Auch bei den Opfern waren das Beben und der Tsunami von Japan am 11. März mit 15.840 Toten die schwerste Katastrophe des Jahres.

Die Versicherungsbranche muss nach den Daten für 105 Milliarden Dollar (81 Milliarden Euro) geradestehen – ebenfalls ein Rekordwert. 2005, dem bisherigen Spitzenjahr, waren es 101 Milliarden Dollar, 2010 nur 42 Milliarden. „So eine Serie ereignet sich zum Glück nur selten“, sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek. „Wir haben es mit Ereignissen zu tun, deren Wiederkehrperioden bezogen auf den Ort des Ereignisses zum Teil bei einmal in 1000 Jahren oder sogar höher liegen.“

Trotz der immensen Belastungen haben die meisten großen Versicherer das Jahr, das zudem bei den Kapitalanlagen schlecht lief, halbwegs gut überstanden. In Deutschland musste die Münchener Rück zwar ihre ursprüngliche Gewinnprognose kappen, rechnet aber noch mit schwarzen Zahlen. Die Allianz, die weniger stark als die Rückversicherer auf große Risiken spezialisiert ist, hat den Aktionären für 2011 einen operativen Gewinn von 7,5 bis 8,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Genaue Zahlen der Unternehmen werden im Februar erwartet.

Teuerste Naturkatastrophe im Jahr 2011 und aller Zeiten war das Erdbeben im März 370 Kilometer nördlich von Tokio, mit 9,0 der stärkste jemals in Japan registrierte Erdstoß. Vor allem der Tsunami nach dem Erdbeben sorgte für immense Schäden. Ganze Orte, Straßen und Bahngleise wurden weggespült, Hunderttausende Häuser zerstört. Selbst ohne die Folgen des anschließenden Atomunglücks summierten sich die Gesamtschäden noch auf 210 Milliarden Dollar. Versichert davon waren bis zu 40 Milliarden Dollar. Atomschäden sind staatlich abgesichert. Laut Einschätzung der Münchener Rück hat es vermutlich im Jahr 869 das letzte Mal eine ähnlich verheerende Flutwelle im Nordosten des Landes gegeben, wo Tsunamis keine Seltenheit sind.

Kostspielig für die Assekuranzen war zudem das Februar-Erdbeben in der neuseeländischen Stadt Christchurch, die in den vergangenen Jahren immer wieder von Erdstößen heimgesucht wurde. Mit 6,3 war das Beben eigentlich gar nicht so stark, es ereignete sich aber in geringer Tiefe und nahe der City. Von den 16 Milliarden Dollar Gesamtschäden waren 13 Milliarden versichert – eine ungewöhnlich hohe Quote. Professor Peter Höppe, Leiter der Georisikoforschung der Munich Re, sagte, „die Erdbebenwahrscheinlichkeit insgesamt hat nicht zugenommen“. Aber die schweren Beben seien dringende Mahnungen, diese Risiken bei Standortentscheidungen zu bedenken und die Baustandards zu verschärfen.

Normalerweise verursachen Wetterkatastrophen wie Hurrikane in den USA die größten Schäden. 2011 waren es aber vor allem die Erdbeben. Nichtsdestotrotz gab es auch schlimme Wetterphänomene wie die jüngsten Überschwemmungen in Thailand. Hier wurden neben unzähligen Häusern und riesigen landwirtschaftlichen Flächen auch sieben Industriegebiete mit Produktionsanlagen großer Konzerne überflutet. So war primär die Fertigung von Komponenten für Computer-Festplatten massiv beeinträchtigt. Ungewöhnlich heftig verlief zudem die Tornado-Saison im Süden und Mittleren Westen der USA. Hier summierten sich die versicherten Schäden auf rund 25 Milliarden Dollar, mehr als das Doppelte des Rekordwerts von 2010. Die Hurrikan-Zeit verlief mit Ausnahme von „Irene“ dagegen relativ glimpflich.

Mit Material von rtr/dapd