Zyklon “Yasi“ war riesengroß, wütete im Nordosten Australiens aber nicht so schlimm wie befürchtet. Die Tourismusbranche ist sauer.
Sydney. Umgerissene Bäume, abgedeckte Häuser, zerstörte Agrarflächen - und doch atmen die Australier nach dem furchterregenden Zyklon "Yasi“ auf. Gemessen an dem, was angesichts der gigantischen Größe des Wirbelsturms hätte passieren können, sind die Einwohner der Nordostküste noch glimpflich davongekommen. Keine Todesopfer, keine Schwerverletzten. Der Bundesstaat Queensland, Anfang des Jahres schon von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht, ist an einer zweiten Naturkatastrophe vorbeigeschrammt. Katastrophenschützer müssen sich jetzt Fragen gefallen lassen, ob sie die mögliche Zerstörung nicht in zu düsteren Farben gemalt haben.
“Es scheint, als seien wir mit Glück gesegnet“, sagte der Katastrophenschutz-Koordinator von Queensland, Ian Stewart nach einem ersten Augenschein der Schäden. Das würden die 6000 Einwohner von Mission Beach rund 140 Kilometer südlich von Cairns nicht unterschreiben. Die Ortschaft traf die volle Wucht des Wirbelsturms. "Yasi“ wirbelte mit Spitzenböen von bis zu 300 Kilometern in der Stunde und riss im Mission Beach selbst meterdicke Bäume aus dem Boden. „Als wäre eine Bombe eingeschlagen“ beschrieb ein Einwohner die Szene am Donnerstagmorgen.
Auch Frantisek Straka, tschechischer Fußballtrainer in Townsville, berichtete von Zerstörungen. „Das war die schlimmste Nacht meines Lebens“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Vor allem das Heulen des Windes war schrecklich. Es ist ein Desaster. Der Strand existiert nicht mehr, Bäume sind entwurzelt, die Straße steht unter Wasser.“
Mission Beach ist der Bananenlieferant für ganz Australien - aber die Ernte ist hin. „Wenn wir rausschauen, sehen wir kaum noch eine Pflanze, die steht“, sagte der Präsident des Bananenbauernverbandes, Cameron Machay im Fernsehen. In der Umgebung wird auch ein Drittel des australischen Rohrzuckers angebaut. Mit Ernteausfällen im Umfang von einer halben Million australischen Dollar (370.000 Euro) rechnet der Verband der Zuckerrohrbauern. An den Warenterminbörsen schossen die Zuckerpreise schon in die Höhe, noch bevor „Yasi“ an Land kam. Die Region war schon 2006 einmal von einem Zyklon verwüstet worden. Der Schaden belief sich auf 1,5 Milliarden australische Dollar (1,1 Milliarden Euro).
Katastrophenschutz-Koordinator Stewart verteidigte die düsteren Warnungen. Sonst hätten die Einwohner das nahende Unwetter womöglich noch auf die leichte Schulter genommen. Den guten Vorbereitungen ist vielleicht zu verdanken, dass es keine Todesopfer gab. Stewart räumt aber ein, dass er und andere mit der möglichen Schadensschätzung daneben lagen. Darüber ist vor allem die Tourismusindustrie sauer. „Die Leute denken, dass die eine Hälfte von Queensland noch durch die Überschwemmungen unter Wasser steht und die andere jetzt vom Zyklon verwüstet wurde“, meinte Neil Scanlon von der Hotelgruppe Accor, die zehn Hotels in Queensland vorsorglich schloss. Dabei waren die Schäden etwa auf den Whitsunday Islands vor der Küste und in anderen Touristenzentren weit weniger schlimm als befürchtet, wie das Tourismusbüro von Queensland in München mitteilte. Auch der Flughafen von Cairns sei schon wieder geöffnet.
Der Industrieverband Tourism Queensland hat zehn Millionen Dollar für eine Marketing-Kampagne freigemacht. „Wir müssen deutlich machen, dass Queensland bereit ist für seine Gäste, dass das schlimmste vorbei ist, und dass Regionen wie die Goldküste weitgehend verschont geblieben sind“, teilte der Verband mit.