Wassermassen haben das Zentrum der Metropole Brisbane überflutet. In den Straßen trieben Trümmer. Menschen waren in Booten unterwegs.
Sydney/Melbourne. Australien im Ausnahmezustand: Während in der Millionenstadt Brisbane eine Hiobsbotschaft die andere jagt, ist die Zahl der bei den Überschwemmungen ums Leben gekommenen Menschen auf zwölf gestiegen. Wie die Ministerpräsidentin des betroffenen Bundesstaates Queensland, Anna Bligh, am Mittwoch weiter mitteilte, werden 67 Menschen vermisst. Sie gehe davon aus, dass die Zahl der Toten weiter steige.
Die Flutkatastrophe hat unterdessen auch Tennis-Star Roger Federer auf den Plan gerufen. Der Schweizer möchte den Opfern des Hochwassers helfen und kündigte am Mittwoch Gespräche mit den Organisatoren der am kommenden Montag beginnenden Australian Open an. Er wolle sehen, „ob wir vielleicht am Sonntag etwas organisieren können, um Geld für die betroffenen Menschen in Queensland zu sammeln“, teilte Federer im Internet via „Facebook“ mit.
„Die Überschwemmungen hier in Australien sind verheerend“, schrieb Federer aus Melbourne. In der Millionenstadt Brisbane fand noch bis zum vorigen Sonntag ein großes Vorbereitungsturnier auf die Australian Open statt. Die Pat-Rafter-Arena ist inzwischen überflutet, wie ein Foto im Internetdienst „Twitter“ zeigt.
Federer hatte bereits vor einem Jahr vor Beginn des ersten Grand- Slam-Turniers der Saison eine große Hilfsaktion für die Erdbebenopfer in Haiti initiiert. Im vergangenen Dezember bestritt der langjährige Weltranglisten-Erste zwei Wohltätigkeitsspiele gegen die aktuelle Nummer eins, den Spanier Rafael Nadal.
Die Lage in der Millionenmetropole Brisbane verschärfte sich dagegen über Nacht dramatisch. Der Brisbane River, der mitten durch die Stadt führt, schwoll noch weiter als in den dunkelsten Prognosen an, und die Stadtverwaltung rief Einwohner in den unmittelbaren Gefahrenzonen auf, in höher gelegene Gebiete zu flüchten. Das kommerzielle Leben ist praktisch zum Stillstand gekommen. Die Behörden rechnen mit den schlimmsten Überschwemmungen, die die drittgrößte Stadt Australiens je erlebt hat. Fast 20.000 Häuser dürften betroffen sein, schätzt Bürgermeister Campbell Newman. „Es gibt keinen Grund zur Panik“, versuchte Bligh die zwei Millionen Einwohner zu beruhigen. „Wir müssen jetzt zusammenhalten.“ Sie rief Menschen, die auf höherem Grund leben, auf, Flüchtlinge aufzunehmen.
Der Brisbane River rast nach den verheerenden Regenfällen im Hinterland mit tödlicher Geschwindigkeit durch sein Flussbett und ist an zahlreichen Stellen bereits über die Ufer getreten. Das erste Todesopfer war ein vierjähriger Junge, der aus einem Rettungsboot fiel, berichteten die Medien. Die Fluten reißen Motorboote, Segeljachten, Autos, Stege und Container mit, die in Ufernähe stehen.
Nachdem die Leute, die noch aus der Stadt wollten, am Dienstag kilometerlange Staus und Verkehrschaos verursacht hatten, rief Newman alle auf, deren Häuser nicht in der Gefahrenzone sind, zu Hause zu bleiben. „Nur, wenn Ihre Arbeit für das Überleben der Stadt wichtig ist, brauchen wir Sie jetzt – wenn Sie zum Beispiel dafür sorgen, dass die Supermarktregale voll bleiben oder die Tankstellen versorgt werden.“
In der Stadt wurden zwei Evakuierungszentren eingerichtet, in denen laut Bürgermeister Newman in den kommenden Tagen bis zu 6.500 Menschen Zuflucht suchen könnten. In einem Sportstadion, in dem sonst internationale Rugby-Turniere ausgetragen werden, stand das Wasser brusthoch. Der Stromversorger Energex schaltete in Teilen der Stadt den Strom ab, betroffen waren am Nachmittag fast 70.000 Haushalte. Für viele Menschen sei das hart, sagte die Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh. "Aber ich möchte betonen: Strom und Wasser vertragen sich nicht. Wir hätten katastrophale Zustände, wenn wir den Strom nicht abschalten würden."
Auch die Stadt Ipswich mit 15.000 Einwohnern wurde am Mittwoch von den Wassermassen überschwemmt, die sich ihren Weg weiter nach Brisbane bahnten. Bis zum Nachmittag standen 3.000 Häuser unter Wasser, 1.100 Bewohner retteten sich nach Angaben in von Bürgermeister Paul Pisasale in Evakuierungszentren. Videos zeigten Pferde, die im braunen Wasser schwammen und dann eine Pause einlegten, indem sie den Kopf auf ein Hausdach legten - die einzige trockene Stelle, die sie erreichen konnten. (dpa/dapd)