Der Staat Queensland bereitet sich auf eine neue Flutwelle vor. Das Hochwasser hat Brisbane erneut erreicht. Julia Gillard erwägt eine Sondersteuer.
Melbourne/Sydney. In Australien ist kein Ende der Überschwemmungen in Sicht. Im Südosten des Landes haben mehrere Flüsse am Freitag neue Rekordpegel erreicht. Auch in der zuletzt betroffenen Stadt Brisbane standen wieder Häuser unter Wasser. Der Gesamtschaden für die Wirtschaft wird auf mindestens drei Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Euro) geschätzt. Die Regierung erwägt die Einführung einer Sondersteuer, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Im Staat Victoria wird am Wochenende für vier Flüsse nordwestlich der Stadt Melbourne der höchste Pegel seit hundert Jahren erwartet. Hunderte Häuser sind nach Angaben der Rettungskräfte von den Wassermassen bedroht.
1.500 Kilometer weiter nördlich bereiten sich auch die Behörden im Staat Queensland auf eine erneute Flutwelle vor. In Brisbane, wo das Hochwasser erst vor einer Woche erhebliche Schäden angerichtet hatte, wurden einige Stadtteile am Freitag ein zweites Mal überschwemmt. Viele Einwohner versuchten wiederum, ihre Häuser mit Sandsäcken zu schützen. Bis Sonntag ist den Behörden zufolge auch hier keine Entspannung in Sicht.
Verluste durch Exportausfall
Unterdessen geht die Regierung davon aus, dass die Verluste aus entgangenen Einnahmen im Bergbau und in der Landwirtschaft bei mindestens drei Milliarden Dollar liegen. Der Export von Kohle werde wegen des Hochwassers bis März um 16,5 Millionen Tonnen zurückgehen. Bei den Agrarexporten seien Einbußen von bis zu 500 Millionen Dollar (371 Millionen Euro) zu erwarten. Der Gesamtschaden war bereits vor den heftigen Überschwemmungen in Brisbane auf rund fünf Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro) geschätzt worden. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus erwägt Ministerpräsidentin Julia Gillard eigenen Angaben zufolge die Einführung einer Sondersteuer.
Seit Beginn der Hochwasserkatastrophe sind bereits 30 Menschen in den Fluten ums Leben gekommen. In Queensland wurden mindestens 30.000 Häuser zerstört oder beschädigt. In Victoria sind 72 Ortschaften von Überschwemmung bedroht, bisher mussten hier rund 3.500 Menschen ihre Häuser verlassen.
Australische Regierung erwägt Sondersteuer wegen Überschwemmungen
Australiens Premierministerin Julia Gillard erwägt unterdessen eine Sondersteuer zu erheben, um die durch das Hochwasser in mehreren Bundesstaaten verursachten Schäden zu beseitigen. Angesichts der Verwüstungen in Queensland stünden schwierige Entscheidungen an, sagte Gillard am Donnerstagabend dem Fernsehsender ABC. Zwar sollten im Haushalt auch Einsparungen an anderer Stelle vorgenommen werden, möglich sei aber auch eine Sondersteuer. Sie warnte zudem, dass die Flutschäden zu einer Erhöhung der Lebensmittelpreise führen und das Bruttoinlandsprodukt senken könnten. Gleichwohl wolle die Regierung im Haushalt 2012 - 2013 einen Überschuss erwirtschaften. Die Regierung rechnet damit, dass es sich um die teuerste Umweltkatastrophe in der Geschichte Australiens handelt. Experten zufolge könnten Schäden in Höhe von umgerechnet rund 15 Milliarden Euro entstanden sein.