Erst am frühen Morgen griff die Polizei ein. Rund um die Schanze waren offenbar keine Einheiten postiert. Insgesamt 18 Polizisten wurden verletzt.
Hamburg/Berlin. Fast ungestört haben linke Autonome in der Nacht ihr eigenes Walpurgisfest im Schanzenviertel gefeiert. Sie zündeten mehrere große Feuer, demolierten Autos und Geschäfte. Erst in den frühen Morgenstunden griff die Polizei ein, die mit der Situation überfordert schien. Neun festgenommene Randalierer, 18 verletzte Polizisten und zwei verletzte Polizeihunde sind die Bilanz der vorangegangenen Nachtstunden.
Kurz nach 23 Uhr hatten sich zunächst 80 vermummte Autonome vor der Flora versammelt. Ihre Zahl stieg nach Polizeiangaben auf bis zu 200 an, viele nicht älter als 20 Jahre. Sie wurden flankiert von etwa 400 Schaulustigen. Gegen 0.30 brannte zunächst ein Sofa auf dem Schulterblatt vor der Roten Flora. Das Feuer, dem bald ein zweites folgte, wurde durch Mülltonnen, Sperrholz, Holzpaletten und Fahrräder genährt, bis gegen 1 Uhr mehrere große Barrikaden auf der Schanze brannten.
Die Polizei hielt sich auffällig zurück. Entgegen ähnlichen Ereignissen im Vorjahr , hatten sie scheinbar keine Einheiten rund um die Schanze postiert, so dass es sehr lange dauerte, bis sich eine erste Polizisten auf dem Schulterblatt zeigten.
Als Autonome Gegenstände gegen die Scheiben der bekannten Schanzen-Haspa warfen, später zeigte sich, dass es Apfelsinen waren, versuchte ein Trupp Bundespolizisten, die von der Landespolizei zur Verstärkung angefordert worden war, bis zur Flora vorzudringen. Die Beamten wurden jedoch mit einem Stein- und Flaschenhagel empfangen und mussten sich bald wieder zurück ziehen.
Erst gegen 3 Uhr am frühen Morgen hatte das Lagezentrum genügend Einheiten formiert, unter anderem hatten sie Polizisten von zu Hause einberufen. In einem einzigen schnellen Vormarsch drängten sie die Autonomen vom Schulterblatt, die sich daraufhin in die Susannenstraße und in andere Seitenstraßen, und den Florapark zurückzogen.
Es begann das bereits bekannte Katz-und-Maus-Spiel, das etwa bis 5 Uhr andauerte. Erst danach kehrte endgültig Ruhe ein. Die Stimmung am Abend war aggressiv, wenn auch nicht so gewalttätig, wie etwa auf den Schanzenfesten des letzten Jahres. Die Frage ist, warum die Polizei so zögerlich gehandelt hat. War es die falsche Einsatztaktik? Im Vorfeld hatte die Polizei betont, dass viele Randalierer nach Berlin fahren würden. Die Polizisten, die gestern ihre Köpfe hinhalten mussten, zeigten sich jedenfalls deutlich verärgert, erklärten, sie hätten sich von der Polizeiführung im Stich gelassen gefühlt.
Die eigentlichen Auseinandersetzungen werden allerdings erst für den Abend erwartet. Ab 18 Uhr wird ein linker Demonstrationzug vom Bahnhof Altona in das Schanzenviertel ziehen, wo er gegen 22 Uhr eintreffen soll.