Die Polizei ist zuversichtlich, dass es dieser Jahr am ersten Mai ruhig bleibt. Grund: Die Autonomen werden wohl in Berlin demonstrieren.

Hamburg. Noch ist nicht klar, wer hinter den Farbanschlägen in Wilhelmsburg und Eimsbüttel steckt. Doch trotz der Angriffe auf ein Ortsamt und ein Büro der Agentur für Arbeit in der Nacht zu Dienstag glaubt die Polizei, dass die Demonstrationen am 1. Mai vergleichsweise ruhig verlaufen werden. Laut Lagebild wird die autonome Szene Hamburgs nach Berlin und Rostock reisen. Denn dort hat die NPD zu Aufmärschen aufgerufen.

Dabei sollten die jüngsten Anschläge offenbar der zaghafte Versuch sein, Autonome für das kommende Wochenende zu mobilisieren. Am frühen Dienstagmorgen hatte ein Zeitungsausträger bemerkt, dass die Fassade des Ortsamtes Wilhelmsburg an der Mengestraße mit roter und weißer Farbe beschmiert worden war. Die Täter hatten mit Farbe gefüllte Gläser gegen das Gebäude geworfen.

Mai-Demos in Hamburg

Etwa zur selben Zeit alarmierte ein Wachmann auf einem Rundgang die Polizei und teilte mit, dass die Agentur für Arbeit am Eppendorfer Weg mit orange Farbe beschmiert worden sei. Auch hier wurden Glasbehälter benutzt. Zudem gingen dort vier Fensterscheiben zu Bruch. Da keine politischen Botschaften hinterlassen wurden und bislang kein Bekennerschreiben aufgetaucht ist, tut sich die Polizei derzeit schwer damit, die Taten zuzuordnen. Da allerdings die Abteilung Staatsschutz ermittelt, vermutet sie einen politisch motivierten Hintergrund.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Die Polizei geht jedoch nicht davon aus, dass die Anschläge die Demonstrationsbereitschaft am 1. Mai in Hamburg erhöhen. "Das meiste wird sich in Berlin abspielen", sagt Polizeisprecher Ralf Meyer. Dort sind bislang rund 30 Demonstrationen angemeldet worden - so viele wie noch nie zuvor. Unter anderem deshalb, weil die NPD bundesweit sogenannte Autonome Nationalisten rekrutiert, eine als gewaltbereit und aggressiv eingeschätzte rechte Gruppe.

Als diese vor zwei Jahren in Hamburg demonstrierte, kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen mit linken Autonomen. Die Hamburger Polizei wird bis zu drei Hundertschaften nach Berlin zur Unterstützung schicken. Gut 6000 Polizisten werden dort im Einsatz sein. Auch in Rostock will die NPD demonstrieren. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass Hamburger Autonome in diese beiden Städte reisen werden, um dort die Konfrontation mit den Rechtsradikalen zu suchen. "Hier findet keine rechte Versammlung statt", sagt Meyer.

Ein Indiz für die Abwanderung nach Osten ist unter anderem auch die von den Anmeldern nach unten korrigierte Teilnehmerzahl der Demonstranten. Statt der zunächst erwarteten 1500 Teilnehmer sollen nur noch 500 kommen. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass ein Richtungsstreit zwischen den linken Gruppen entbrannt ist. So distanzieren sich Rote-Flora-Aktivisten von der Israel-feindlichen Gruppierung "Sozialistische Linke" (wir berichteten gestern). Die Elektro-Punk-Gruppe Deichkind hat ein bereits angekündigtes Konzert im Schanzenviertel abgesagt. Man wolle nicht zwischen den Auseinandersetzungen der Gruppen stehen, heißt es. Dass in der Schanze überhaupt nicht mit Gewalt zu rechnen ist, glaubt die Polizei allerdings auch nicht. Zur Sicherheit sind mehr als 500 Beamte in Alarmbereitschaft.