Freiburg. HSV zeigt die richtige Reaktion nach der viel diskutierten Pleite in Elversberg, geht aber als Verlierer vom Platz beim Bundesligisten.
In den Schlussminuten gaben die rund 4000 nahezu dauerhaft singenden HSV-Fans noch einmal alles, um die Energie ihrer Kehlen auf den Rasen zu übertragen. Doch der erlösende Treffer, der zur Verlängerung berechtigt hätte, sollte nicht mehr fallen, obwohl der eingewechselte Ransford Königsdörffer im Pokalspiel beim SC Freiburg noch eine Großchance auf dem Fuß hatte (83.). Doch der Stürmer traf nur das Außennetz.
Vier Tage nach der ernüchternden 2:4-Pleite in der Zweiten Liga bei der SV Elversberg waren die Hamburger Anhänger diesmal mit dem Auftritt ihrer Mannschaft zufrieden, auch wenn unter dem Strich die zweite Pflichtspielniederlage in Folge steht. Nach dem 1:2 (0:2) beim Bundesligisten aus Freiburg endet die Pokal-Saison für den HSV in der zweiten Runde.
„Ich habe eine gute erste Halbzeit gesehen, mit zwei Toren aus dem Nichts“, sagte Trainer Steffen Baumgart, der zufrieden war mit seiner Mannschaft. „Nach dem 0:2 waren wir eigentlich schon auf der Verliererstraße, spielen dann aber eine sehr gute zweite Halbzeit. In der einen oder anderen Situation fehlt uns das Quäntchen Glück, um den Ausgleich zu erzielen.“
HSV verändert Elf im Pokal kräftig
Im Vergleich zum Elversberg-Spiel veränderte Baumgart seine Mannschaft auf sechs Positionen. Wie angekündigt, erhielt Matheo Raab eine neue Bewährungschance im Tor. Davor verteidigte der in der Liga Rot-gesperrte Kapitän Sebastian Schonlau in der bewährten Dreierkette. Die Schienen bedienten William Mikelbrencis (rechts) und Fabio Baldé (links), im Mittelfeldzentrum durfte Lukasz Poreba von Beginn an ran und Adam Karabec agierte als hängende Spitze.
Der HSV begann mutig und hatte die erste Großchance des Spiels durch Davie Selke, der eine Ecke von Miro Muheim am zweiten Pfosten zu zentral aufs Tor köpfte, sodass Florian Müller den Ball abwehren konnte (4.). Den musste der zuletzt so treffsichere Stürmer eigentlich machen.
Wie der HSV das 0:1 in Freiburg kassierte
Danach übernahm Freiburg die Spielkontrolle. Erst zeigte Raab eine Glanztat beim abgefälschten Versuch von Lukas Kübler (10.), dann parierte der HSV-Torwart gegen Maximilian Philipp (15.). Beim Kopfball von Matthias Ginter nach einem Eckball Vincenzo Grifos war Raab dann aber machtlos. Freiburgs Innenverteidiger setzte sich in der Luft gegen Ludovit Reis und Poreba durch, außerdem sprang Daniel Elfadli nicht richtig hoch. Das 1:0 für die Gastgeber (19.).
Baumgart ließ daraufhin Mikelbrencis und Baldé die Seiten wechseln, doch das Hamburger Offensivspiel war weiterhin zu harmlos. Gerade über die Außen kam nicht eine Flanke auf den kopfballstarken Zielspieler Selke. Freiburg erspielte sich dagegen über die starke linke Seite Übergewicht, auf der Verteidiger Christian Günter immer wieder geschickt Grifo hinterlief, sodass dieser nach innen ziehen konnte.
Kurz vor der Pause unterlief dann auch noch Reis ein folgenschwerer Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Beim direkten Gegenstoß nahm Freiburgs Maximilian Eggestein im Strafraum den Kontakt mit Daniel Elfadli dankend an, der zu spät kam und sein Bein stehen ließ. Schiedsrichter Felix Brych entschied sofort auf Strafstoß. Eine zweifelhafte Entscheidung, doch in der zweiten Pokalrunde gibt es keinen Videobeweis zur Überprüfung. Den Elfmeter verwandelte Grifo zum vermeintlich beruhigenden 2:0 für den Sportclub (44.).
HSV schnupperte an Pokal-Überraschung
Doch der HSV gab sich noch nicht auf und erzielte durch Jonas Meffert nach einer Ecke Miro Muheims den Anschlusstreffer kurz nach dem Seitenwechsel (51.).
Jetzt war es der erhoffte Pokalfight. Die Hamburger spürten in dieser Phase, dass die Überraschung möglich war. Doch es fehlte noch ein Tor, um zumindest die Verlängerung zu erzwingen. Plötzlich kam auch mal eine von Karabec getretene Flanke auf Selke, dessen Kopfball Keeper Müller allerdings vor keine Gefahr stellte (67.).
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HSV schlägt sich achtbar im Pokal
Baumgart brachte nun Ransford Königsdörffer und Marco Richter für Selke, der nicht jedes Spiel über 90 Minuten bestreiten kann, und Poreba (68.). Für die Schlussviertelstunde durften zudem die aktuellen Stammspieler Noah Katterbach und Jean-Luc Dompé ran (76.). Der Franzose war es auch, der die große Möglichkeit auf den Ausgleich vorbereitete, doch Königsdörffer traf nur das Außennetz (83.). Auch Richter traf kurz darauf aus bester Position im Strafraum den Ball nicht richtig (90.). Letzte Chance Dompé in der Nachspielzeit. Doch auch der Flügelstürmer setzte seinen Versuch aufs und nicht ins Tornetz.
Und so schlägt sich der unterklassige HSV zwar achtbar, muss aber dennoch mit leeren Händen per Charterflug nach Hause reisen.
Freiburg: F. Müller – Kübler (78. Rosenfelder), Ginter, Lienhart, Günter – Osterhage (68. Höfler), M. Eggestein, Dinkci, Grifo – Philipp (78. Höler), Gregoritsch (68. Adamu).
HSV: Raab – Elfadli, Schonlau, Muheim – Mikelbrencis (88. Jatta), Meffert, Reis, Poreba (68. Richter), Baldé (76. Dompé) – Karabec (76. Katterbach), Selke (68. Königsdörffer).
Tore: 1:0 Ginter (19.), 2:0 Grifo (44., Foulelfmeter), 2:1 Meffert (51.).
Schiedsrichter: Felix Brych (München).
Zuschauer: 34.500 (ausverkauft).
Torschüsse: 9:10
Ecken: 6:5
Ballbesitz: 48:52 Prozent
Zweikämpfe: 77:77