Hamburg. In Rothenburgsort soll Hamburgs neue Ballsporthalle entstehen. Basketballer und Handballer benötigen sie dringend als Heimat.

Vor fünfeinhalb Jahren stiegen die Hamburg Towers in die Basketball-Bundesliga auf, der HSV Hamburg vor dreieinhalb Jahren in die höchste deutsche Handball-Spielklasse. Dass sich beide Teams bis heute in ihren Ligen behaupten, sei nicht selbstverständlich gewesen, sagen Handballer und Basketballer – und beklagen: In Hamburg sei es für Mannschaftssportarten außerhalb des Fußballs schwierig, konkurrenzfähig zu bleiben. Ein zentraler Grund: Es fehlt in der Stadt eine Spielstätte für 7000 bis 9000 Zuschauer, um jene nötigen Mehreinnahmen zu generieren, die am Ende den Unterschied zwischen Abstiegskampf, Mittelmaß und Titelgewinnen ausmachen.

Tomislav Karajica (47) ist seit 2014 Gesellschafter der Towers. Dem Immobilienentwickler (Co-Working-Space „Hamburger Ding“) waren die Nöte seines Clubs von Beginn seines Engagements an bewusst. Vor gut sechs Jahren entwickelte er mit seinen Firmen und Partnern die Idee des „Elbdomes“, einer Mehrzweckhalle, die mit einer entsprechenden Größe genau die Bedürfnisse von Basketballern und Handballern erfüllt, die mehr Kapazität bietet als die Inselpark Arena der Towers (3400 Plätze) und die Sporthalle Hamburg der Handballer (4144). Der Umzug in die Barclays Arena am Volkspark (13.000) kommt für beide Vereine nur bei ausgewählten Topspielen infrage, weil die weit höhere Miete dort schwer zu refinanzieren ist.

Der lange Kampf um den Elbdome: Ballsporthalle soll in Rothenburgsort entstehen

Erstmals nach langer Zeit zeichnet sich jetzt eine Lösung ab. Auf dem Gelände des Huckepackbahnhofs in Rothenburgsort könnte die Arena in den kommenden fünf bis sechs Jahren entstehen. Das Gelände mit Anbindung an die dortige S-Bahn-Station war seitens der Stadt bislang ausschließlich für urbane Produktion vorgesehen, die es in der Randbebauung weitergeben soll. Es liegt 500 Meter von den Elbbrücken und der HafenCity entfernt, 2,5 Kilometer vom Rathaus. Für Sportsenator Andy Grote (SPD) ist das Areal der ideale Standort des „Elbdomes“. Im Senat konnte er sich mit dieser Einschätzung inzwischen durchsetzen.

Sportchef Marvin Willoughby (47/l.), Jan Henning Fischer (43/M.), kaufmännischer Geschäftsführer, und Hauptgesellschafter Tomislav Karajica (47) setzen sich für eine größere Halle für die Veolia Towers Hamburg ein.
Sportchef Marvin Willoughby (47/l.), Jan Henning Fischer (43/M.), kaufmännischer Geschäftsführer, und Hauptgesellschafter Tomislav Karajica (47) setzen sich für eine größere Halle für die Veolia Towers Hamburg ein. © Witters | Valeria Witters

Bevor im nächsten Jahr das Gelände für eine Multifunktionsarena für Sport, Konzerte und Kongresse europaweit ausgeschrieben werden kann, muss der Bebauungsplan geändert werden, der bisher keine Sportnutzung vorsah.

Bebauungsplanverfahren am Huckepackbahnhof soll im Frühjahr fortgesetzt werden

„Das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamtes Hamburg-Mitte steuert und bearbeitet das Bebauungsplan-Verfahren Rothenburgsort 17 im Bereich des ehemaligen Huckepackbahnhofs und der angrenzenden Bereiche. Zur Fortführung des B-Plan-Prozesses ist die zugrunde liegende Funktionsplanung im Zuge größerer konzeptioneller Änderungen zu überarbeiten“, hieß es auf Anfrage des Abendblatts aus dem Bezirk.

Nach Vorlage der mit der Billebogen Entwicklungsgesellschaft & Co. KG abgestimmten Funktionsplanung werde das Bebauungsplanverfahren „voraussichtlich im Frühjahr fortgesetzt“.

Tomislav Karajica kann den Elbdome nicht mehr bauen

Für Karajica entbehrt die Entwicklung nicht einer gewissen Tragik. Er wird den „Elbdome“ nicht bauen. Nachdem die Stadt entschieden hatte, ihm das Gelände nicht für seine Planungen anhand zugeben, was längere Zeit erwogen wurde, zog er selbst einen Schlussstrich, obwohl er der HafenCity GmbH mehrere Businesspläne für den Betrieb der Halle vorgelegt hatte. Aus seinen Unternehmen heißt es, die Stadt habe den für ihn richtigen Zeitpunkt verpasst. Nach der Corona-Pandemie waren mehrere Firmen Karajicas in Schwierigkeiten geraten, einige gingen insolvent.

Rothenburgsort ist der vierte potenzielle Standort des „Elbdomes“. Bei Karajicas ursprünglichen Plänen störte Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing im Billebecken die Beeinträchtigung der vertikalen Sichtachse von der Alster an die Elbe, auch die Zuschüttung des Hafenbeckens drohte ökologische Konflikte aufzuwerfen, der Pegel der Elbe wäre um zwei Zentimeter gestiegen. Hätte es diese Bedenken nicht gegeben, stünde der „Elbdome“ bereits. Karajica wollte ihn zur Saison 2024/25 eröffnen.

Kommunikation zwischen Hamburg Towers und Handballern stockt

Am S-Bahnhof Veddel, Option zwei, konkurrierte die Hamburger Hochbahn mit den Towers-Entwürfen. Die will hier einen Mobilitätshub für den Süderelberaum bauen. Am dritten Standort, einem Kleingartengelände neben dem Auswanderermuseum BallinStadt, stockten die Grundstückszukäufe. Zudem befindet sich das Gelände im Störfallradius Schadstoffe emittierender Betriebe (Aurubis), was eine feuerwehrtechnische Zulassung – für den Fall der Evakuierung von 8000 Leuten – ausschloss.

Überblick über das Gelände, auf dem der Elbdome entstehen soll.
Überblick über das Gelände, auf dem der Elbdome entstehen soll. © Billebogen GmbH

Der Rückzug Karajicas eröffnet dem Projekt auch neue Chancen. Die Handballer beschäftigten sich in den vergangenen drei Jahren in Kooperation mit einem ambitionierten Hamburger Unternehmer mit eigenen Hallenplänen, weil sie nicht Untermieter der Towers werden und in deren Abhängigkeit geraten wollten. Diese Gefahr scheint nun gebannt. Nach dem jüngsten Revirement des HSV Hamburg (HSVH) in Aufsichtsrat und Präsidium stockt aber die bislang ausgezeichnete Kommunikation zwischen den Vereinen. „Wir haben uns aus Zeitgründen noch nicht mit der neuen HSVH-Führung zusammensetzen können“, sagt Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby.

Hallenpläne der Handballer unklar

Unklar bleibt, wer die Hallenpläne der Handballer weiter verfolgt. Der langjährige Geschäftsführer Sebastian Frecke ist seit einem Monat nicht mehr im Amt, bot dem Verein bei der Auflösung seines Vertrages jedoch an, das Projekt, das er maßgeblich mit angeschoben hatte, auch künftig zu begleiten. Eine Entscheidung steht aus.

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Die Kosten des „Elbdomes“ sind nicht abzusehen, Karajica kalkulierte einst mit 150 Millionen Euro. Zu den Baukosten kommen in Ro­thenburgsort Ausgaben für Parkplätze, Zuwege, Straßen und Entlastung der viel befahrenen Billhorner Brückenstraße, die täglich 111.000 Fahrzeuge nutzen, davon neun Prozent Lastwagen. Auch die angepasste Infrastruktur sollen die Investoren bezahlen, fordert die Stadt. Sollte es keine Interessenten geben, muss die Situation neu bewertet werden, heißt es im Senat.