Hamburg. Inzwischen befinden sich sieben Unternehmen der Firmengruppe im Verfahren. Welche Bereiche jetzt betroffen sind und welche nicht.

Das ging Schlag auf Schlag: Nachdem seit Anfang März bereits vier Unternehmen der Firmengruppe des Hamburger Investors Tomislav Karajica einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt haben, kommen jetzt drei weitere Gesellschaften hinzu.

Das Amtsgericht Hamburg hat für die Imvest Projektentwicklung GmbH den Hamburger Rechtsanwalt Matthias Wolgast von der Kanzlei Münzel & Böhm als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er ist bereits für die Verfahren Imvest Planen und Bauen GmbH, Imvest Development GmbH sowie Imvest Verwaltung GmbH zuständig.

Immobilien Hamburg: Drei weitere Firmen von Investor Karajica melden Insolvenz an

Zeitgleich beantragten auch die More than Places GmbH und die Rcadia Management GmbH Insolvenz. In diesen Fällen wurde wie bereits für die More than! GmbH Rechtsanwalt Peter-Alexander Borchardt von der Kanzlei Reimer als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. In enger Zusammenarbeit beider Kanzleien würden jetzt die Ursachen analysiert und mögliche Sanierungsaussichten geprüft, hieß es auf Abendblatt-Anfrage.

Ein Sprecher der Unternehmensgruppe Think United Group, in der Karajica seine verschiedenen Beteiligungen bündelt, bestätigte die neuerlichen Insolvenzfälle auf Abendblatt-Anfrage. Seinen Angaben zufolge sind ausschließlich Dienstleistungsgesellschaften der Gruppe betroffen, auf deren Probleme man schon Anfang März hingewiesen habe. Der Geschäftsbetrieb laufe weiter. Insgesamt seien bei den Gesellschaften 70 Menschen beschäftigt, die aktuell Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit beziehen.

Karajicas komplexes Firmengeflecht um die Imvest-Gruppe

Das Firmengeflecht, das Immobilienentwickler Karajica um seine Imvest-Gruppe aufgebaut hat, ist komplex. Die Imvest Planen und Bauen GmbH erbringt vor allem Architektur- und Ingenieursleistungen. Die Imvest Development GmbH kümmert sich zum Beispiel um den Erwerb, die Entwicklung, Vermarktung und Vermietung von Immobilien, die Imvest Verwaltung GmbH um Gebäudemanagementleistungen. Nähere Angaben zu den Aufgaben der Imvest Projektentwicklung GmbH wurden nicht gemacht.

Die More than! GmbH gehört ebenfalls zur Gruppe und fungiert den Angaben zufolge „als Drehscheibe für Dienstleistungen und Beratungen innerhalb des Unternehmensverbunds“. Dabei übernimmt sie Aufgaben im Marketing, im Vertrieb, in der Unternehmenskommunikation, in der Immobilienprojektentwicklung, im Eventbereich sowie im Facility Management. Dazu gehört auch die More than Places GmbH, die zuletzt Insolvenz angemeldet hatte.

Insolvenzverwalter sieht Chancen für Übernahme

Zu den Gründen für die Insolvenz erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt: „Sie sind bei den Gesellschaften leicht unterschiedlich – mit einer großen gemeinsamen Schnittmenge: Die Corona-Pandemie sowie der Ukraine-Krieg mit ihren hinlänglich bekannten Folgen haben die Umsetzung vieler Vorhaben verzögert.“ Hinzu komme die schwierige Lage in der Bau- und Immobilienbranche: Preissteigerungen, Lieferengpässe, steigende Energiekosten und hohe Zinsen haben die Situation vieler Unternehmen verschärft.

„Unser Ziel ist es, die Gesellschaften zu sanieren und somit die Fortführung der Geschäftsbetriebe langfristig zu sichern“, sagte der Sanierungsexperte auf Abendblatt-Anfrage. Hierfür biete das Insolvenzrecht mehrere bewährte Instrumentarien, beispielsweise die Übernahme des Geschäftsbetriebs durch einen Investor. Er habe dank der Mittel des Insolvenzrechts keinen Grund, an einer erfolgreichen Fortführung der Gesellschaften zu zweifeln, so Borchardt. „Vereinzelte Gerüchte über zu erwartende weitere Insolvenzanträge von weiteren Gesellschaften der Gruppe entbehren nach meinem Kenntnisstand jeder Grundlage.“

Betrieb im Co-Working-Projekt Hamburger Ding läuft weiter

Seinen Angaben zufolge ist das Co-Working-Projekt Hamburger Ding an der Reeperbahn von den Insolvenzantragsverfahren nicht betroffen und befindet sich weiter ohne Einschränkungen im Betrieb. Auch das Osnabrücker Ding und das Kieler Ding, beide in Planung, seien von den vorläufigen Insolvenzverfahren nicht betroffen. In Osnabrück nimmt Berichten zufolge allerdings die Sorge zu, ob und wie es mit dem leer stehenden Galeria-Kaufhaus-Gebäude weitergeht. Nachdem der Investor den vorgesehenen Zeitpunkt für die Fertigstellung nicht mehr garantierten konnte, hatte sich bereits die Universität als Hauptmieter zurückgezogen. Weitere Mieter gab es demnach nicht.

Mehr Wirtschaftsthemen

Ein besonderer Fall ist das Rcadia-Gebäude in Bergedorf. Der Betrieb und der Umbau des ehemaligen Tagungshotels zu einem sogenannten Gaming-Haus für E-Sports-Events war im Frühjahr 2023 gestoppt worden. Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters ist das Gebäude aktuell an die Stadt Hamburg vermietet, die in insgesamt etwa 200 Zimmern Geflüchtete unterbringt. Eine ähnliche Situation hatte es zuvor auch in einem der Mundsburg-Hochhäuser gegeben, bevor die Stadt das Gebäude im vergangenen Jahr von dem Investor gekauft hatte.

Immobilien Hamburg: Karajica nach weiteren Insolvenzanmeldungen unter Druck

Tomislav Karajica hat sich in der Stadt einen Namen als Investor gemacht. Er ist Hauptgesellschafter der Basketball-Bundesliga-Mannschaft Veolia Towers Hamburg, für die er unter dem Projektnamen Elbdome eine bis zu 9000 Zuschauer fassende Halle errichten möchte. Zudem will er mit Partnern den Fernsehturm wieder für Besucher öffnen. Der Firmensprecher erklärte jetzt erneut, dass die Insolvenzanmeldung „keine direkten Auswirkungen auf Projekte der Unternehmensgruppe hat, die besonders im Fokus des öffentlichen Interesses stehen“.