Hamburg. Die Basketballer sind seit jeher sparsam. Ihr Weg erwies sich als der richtige. Nun könnten sie mit einer neuen Arena belohnt werden.

Dass sich die Vereinsfarben schwarz und weiß zu grau vermischen, passt gut zu den Veolia Towers Hamburg. Ein schillernder Club ist auch im am Sonntag beginnenden sechsten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit nicht aus ihnen geworden. Als die Basketballer im Frühling ihren zehnten Geburtstag feierten und Marvin Willoughby nach dem größten Erfolg dieser ersten Dekade gefragt wurde, respondierte der Vereinsgründer auf den ersten Blick so dröge wie nur möglich: „Dass es uns noch gibt.“

An dieser Stelle muss statuiert werden, dass er damit verdammt recht hat. Die Towers mögen kein Hochglanzprodukt geworden sein, versprühen aber noch immer den rauen Charme ihrer Wilhelmsburger Heimat, während sich andere Hamburger Vereine abseits des Fußballs (und ja durchaus auch im Fußball) sehr schwertun oder mitunter die Bühne des Profisports längst wieder verlassen haben.

Sportvereine in Hamburg haben es schwer, die Hamburg Towers gibt es noch immer

Die Freezers (Eishockey) wurden vom Hauptsponsor aus dem Spielbetrieb genommen, erstklassigen Volleyball gibt es schon länger nicht mehr, der Towers-Vorgänger in der Bundesliga, die BCJ Tigers, konnte kurz nach dem Millennium seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr gerecht werden. Zuletzt schrammten die Handballer des HSV Hamburg haarscharf am Lizenzentzug aus der Bundesliga vorbei. Nach der Insolvenz 2016 und dem mühsamen Weg zurück hätte dieser vermutlich das endgültige Aus bedeutet.

Die Towers? Wirtschafteten währenddessen zwar konservativ, aber beständig. Damit gelang es ihnen häufig nicht, die besten Spieler zu verpflichten oder zu behalten. Einige Akteure, die sich mehr Wertschätzung auf dem Konto erhofft hatten, erschufen im Ärger darüber infantile Spitznamen für Willoughby, nannten den Sportchef „Mr. Krabs“ (Herr Krabbe), der zu kurze Arme hat, um in die Hosentasche zu greifen, in der sich das Portemonnaie befindet. Das letzte Lachen gehört dem mittlerweile 46-Jährigen.

Basketball-Bundesliga verlangt Hallenkapazität von 7000 Plätzen

Seinen Club gibt es immer noch. Damit das auch die kommenden zehn Jahren so bleibt, sind aber weiter Herausforderungen zu bewältigen, die sich schon am Horizont abzeichnen. Bis 2032 verlangt die Bundesliga von ihren Vereinen Mindesthallenkapazitäten in Abhängigkeit zur Einwohnerzahl. In Hamburg wären das 7000 Plätze.

Am 24. März 2024 füllten die Towers die Barclays Arena gegen den FC Bayern München mit 12.000 Zuschauer restlos. Es war die größte Kulisse für ein Basketballspiel in Hamburg jemals.
Am 24. März 2024 füllten die Towers die Barclays Arena gegen den FC Bayern München mit 12.000 Zuschauer restlos. Es war die größte Kulisse für ein Basketballspiel in Hamburg jemals. © Witters | Valeria Witters

Die Inselpark Arena, in der die Towers ihre Heimspiele im nationalen Wettbewerb sowie im EuroCup ausgetragen, fasst lediglich 3400 Menschen. Eine potenzielle Option, mehrfach pro Saison die 12.000 Fans Raum bietende Barclays Arena zu nutzen, ist aus terminlichen und finanziellen Gründen kaum umsetzbar.

Der Elbdome soll endlich kommen – am Huckepackbahnhof

Die Lösung für dieses Problem hätte am Sonntag eingeweiht werden können. 2024 sollte der Elbdome, ein privatwirtschaftlich finanziertes Projekt des Hamburger Immobilienentwicklers und Towers-Hauptgesellschafters Tomislav Karajica, fertiggestellt worden sein. Es kam bekanntlich anders. Zunächst fand sich partout kein passendes Grundstück, inzwischen sind Karajicas Firmen im Zuge der Wirtschaftskrise nicht mehr in der Lage, die Umsetzung zu stemmen.

Am Sonntag starten die Towers um Brae Ivey (28/l.) gegen Alba Berlin in die Bundesliga-Saison.
Am Sonntag starten die Towers um Brae Ivey (28/l.) gegen Alba Berlin in die Bundesliga-Saison. © Imago | Jörg Rojahn

Dennoch sind die Aussichten der Basketballer nicht trübe grau. Die HafenCity GmbH schreibt das Projekt Elbdome nun auf dem Gelände des Huckepackbahnhofes Rothenburgsort europaweit öffentlich aus – für eine Mehrzweckhalle mit bis zu 10.000 Zuschauern für Sport, Kultur und Kongresse. Investoren können ihre Ideen einbringen, die Stadt um Sport- und Innensenator Andy Grote und Sportstaatsrat Christoph Holstein (beide SPD) steht ohnehin seit Anbeginn hinter den Plänen eines Hallenneubaus, der mehr als 100 Millionen Euro kosten dürfte.

Towers und die Handballer des HSV Hamburg kooperieren bei Hallennutzung

Denkbar ist, dass der HSV Hamburg sich mit einem eigenen Geldgeber darum bewirbt. Die Towers haben für dieses Szenario vorgesorgt und sind in gutem und engem Austausch mit den Handballern, um eine gemeinsame Nutzung zu koordinieren, sollte der Elbdome kommen.

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Es wäre essenziell zum Fortbestand in der Bundesliga, auch sportlich, weil sich dadurch Vermarktungsmöglichkeiten bieten, die den Towers notwendige und neue Türen öffnen, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten. Bis es womöglich um 2030 so weit sein könnte, wird Willoughby weiter umsichtig sparen und den Start in die elfte Saison gegen Alba Berlin verfolgen – den die Towers übrigens in sehr schicken und mutig designten hellblau-farbigen Trikots begehen.