Hamburg. Spielstätte der Hamburg Towers sollte einst neben dem Elbtower entstehen. Jetzt gibt es auch am vierten Platz Probleme.

Für das Treffen im Restaurant in der Gänsemarkt-Passage war bei der telefonischen Verabredung Vertraulichkeit vereinbart worden. Und was dann Tomislav Karajica, Marvin Willoughby und Jan Fischer bei Salat, Steak, Wasser und Cola Zero dem Abendblatt zu erzählen hatten, klang beeindruckend. Die drei Gesellschafter der Hamburg Towers planten an einem spektakulären Ort eine neue, größere Spielstätte für ihren Wilhelmsburger Basketballclub, der im Januar 2019 noch in der 2. Bundesliga ProA spielte.

„Elbdome“: Neue Arena soll bis zu 9000 Zuschauern Platz bieten

Projektentwickler Karajica (Home United, Imvest) wollte dafür den zwischenzeitlichen städtebaulichen Plan nutzen, im Billhafen nahe der S-Bahn-Station Elbbrücken und dem Elbtower eine Teilfläche aufzuschütten, und darauf eine Mehrzweckhalle für 7000 bis 9000 Zuschauer zu errichten. Kalkulierte Kosten samt Mantelbebauung: 150 Millionen Euro, alles privatwirtschaftlich finanziert. Name des Projekts: „Elbdome“. Zur Spielzeit 2024/25 sollte er eingeweiht werden.

Fünf Jahre nach diesem Gespräch gibt es die Gänsemarkt-Passage nicht mehr, die Baustelle der angeschlagenen Signa Gruppe liegt brach, am Elbtower sind auf 100 Metern Höhe die Arbeiten eingestellt worden, und auch der „Elbdome“ ist bislang ein Fantasieprodukt geblieben.

Für dessen letzten, im Herbst 2022 ins Gespräch gebrachten Standort auf dem ehemaligen Huckepackbahnhof Rothenburgsort ist bislang im Bebaungsplan-Entwurf Ro­thenburgsort 17 keine Arena vorgesehen. Doch dazu später mehr. Nur die Towers haben in der Zwischenzeit Fortschritte gemacht. Schon Ende April 2019 stiegen sie in die Bundesliga auf und gehen in dieser Saison bereits das dritte Mal zusätzlich auch in Europa auf Korbjagd.

Basketball-Bundesliga fordert Spielhallen für mindestens 7000 Zuschauer

Das Problem: Der damalige Wunsch nach einer größeren Spielstätte ist unlängst von dessen Notwendigkeit eingeholt worden. Die Vereine der Basketball-Bundesliga (BBL) haben sich selbst verpflichtet, bis 2032 ihre Arenen auszubauen. In Metropolen wie Berlin, Hamburg und München sollen sie mindestens 7000 Besuchern Platz bieten.

In Hamburg fehlt weiter diese Hallengröße. Die Wilhelmsburger edel-optics.de (3400 Zuschauer) ist mittelfristig zu klein, die Barclays Arena am Volkspark (13.000), in der die Towers am 24. März gegen Bayern München antreten, scheint angesichts des aktuellen Interesses zu groß – und in der Miete für einen Ligabetrieb zu teuer.

Basketball-Bundesliga lässt wahrscheinlich Kompromisslösungen zu

Läuft den Towers jetzt die Zeit davon? Drohen sie ihre Erstligalizenz zu verlieren, falls sie die passende Spielstätte nicht rechtzeitig vorweisen? Die BBL gibt dazu Entwarnung, schließlich blieben noch acht Jahre Zeit, Übergangs- und Kompromisslösungen seien möglich.

„Angestrebt wird in den großen Städten ein Zuschauerschnitt von 7000, der sich aber auf verschiedene Hallen in den jeweiligen Orten verteilen kann, im Falle der Towers beispielsweise auf ihre edel-optics.de und die Barclays Arena“, sagt Stefan Holz, der Geschäftsführer der Basketball Bundesliga GmbH. „Eventspiele“ wie gegen Bayern München könnten in der Gesamtbetrachtung ebenfalls die Vorgaben erfüllen.

Hamburg Towers brauchen höhere Zuschauer- und Sponsoring-Einnahmen

Die Grundthematik jedoch bleibt. Wollen die Hamburger Basketballer nicht nur in der Bundesliga mitwerfen, Rang sieben war zweimal die höchste Platzierung, sondern auch um Titel spielen, sich irgendwann für die private Eliteliga EuroLeague qualifizieren, da waren sich Karajica, Willoughby und Fischer bereits 2019 einig, müssten die Zuschauer-und Sponsoreneinnahmen mindestens verdoppelt werden.

Mit dem momentanen Saisonetat von rund 5,5 Millionen Euro können die Towers zwar in der BBL um die Plätze sieben bis zehn konkurrieren, größere Ambitionen ließen sich allerdings nicht nachhaltig verfolgen. Branchenführer FC Bayern München budgetiert jedes Jahr rund 25 Millionen Euro für seine Basketballer.

"Elbdome": Sportsenator Andy Grote begrüßt den Standort Rothenburgsort

Ende Oktober 2022 schien nach mehr als vier Jahren Suche ein Platz im Süden Hamburgs für den „Elbdome“ gefunden – auf dem Neuen Huckepackbahnhof, wie das elf Hektar große Areal in Rothen­burgs­ort nun heißt. Das Gelände mit Anbindung an die dortige S-Bahn-Station ist seitens der Freien und Hansestadt für urbane Produktion vorgesehen, es liegt 500 Meter von den Elbbrücken und der HafenCity entfernt. 2,5 Kilometer sind es von dort bis zum Rathaus.

„Dieser Standort ist von allen bislang geprüften der attraktivste. Ich bin zuversichtlich, dass mit dem Willen aller Beteiligter der ,Elbdome’ an dieser Stelle Wirklichkeit werden kann. Der ,Elbdome’ wäre für die weitere Entwicklung der Veolia Towers Hamburg und auch des Sports in der Stadt insgesamt ein Riesenschritt nach vorn“, sagte damals Sport- und Innensenator Andy Grote (SPD) dem Abendblatt.

„Elbdome“: Drei Standorte sind bei den Hamburger Behörden bereits durchgefallen

Rothenburgsort ist der vierte potenzielle Standort des „Elbdomes“. Bei Karajicas ursprünglichem Plan störte Oberbaudirektor Franz-Josef Höing die Beeinträchtigung der vertikalen Sichtachse von der Alster an die Elbe, auch die Zuschüttung des Hafenbeckens drohte ökologische Konflikte aufzuwerfen, unter anderem wäre der Pegel der Elbe um zwei Zentimeter gestiegen.

Am S-Bahnhof Veddel wiederum, Option zwei, konkurrierte die Hamburger Hochbahn mit den Towers-Entwürfen. Die will hier einen Mobilitätshub für den Süderelberaum bauen. Zudem war die Fläche zu klein, die Auslaufzonen zwischen Halle und S-Bahn zu gering.

Am dritten Standort, einem Kleingartengelände neben dem Auswanderermuseum BallinStadt, 800 Meter östlich der S-Bahn-Station Veddel, stockten die Grundstückszukäufe. Zudem befindet sich das Gelände im Störfallradius Schadstoffe emittierender Betriebe (Aurubis), was eine feuerwehrtechnische Zulassung – für den Fall der Evakuierung von 8000 Menschen – ausschloss.

Towers-Mehrheitsgesellschafter Karajica hat Businessplan für die Arena vorgestellt

Die Planungen für den „Elbdome“ stocken nun auch im Stadtteil Rothenburgs­ort (9641 Einwohner/Stand 31. Dezember 2022) im Bezirk Hamburg-Mitte. „Wir sind mit der Stadt in einem konstruktiven Austausch, geben darüber hinaus aber keine Wasserstandsmeldungen ab“, sagte Karajica. Er hat der zuständigen Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH Co. KG im vergangenen Jahr einen Businessplan vorgelegt, wie sich das Investment rechnen soll. Dazu wären erfahrungsgemäß Umsatzrenditen von jährlich zehn bis 13 Prozent erforderlich. Neben den Heimspielen der Towers, aktuell rund 30 im Jahr, sind Konzertveranstaltungen, Messen und Kongresse in der Arena vorgesehen. Mit welchen Agenturen die Investoren kooperieren wollen, ist offen. Verhandlungen laufen.

Der Businessplan ist ein Eckpfeiler für die städtische Anhandgabe des Grundstücks an die Karajica-Firmen. Ein weiteres entscheidendes Kriterium wird die Marktanalyse. Braucht Hamburg eine weitere Arena? Besteht mittelfristig genug Nachfrage? Schließlich entsteht in den nächsten Jahren am Diebsteich eine Musikhalle für 5000 Zuschauer, auch existieren Pläne, die Sporthalle Hamburg in Winterhude (bis zu 5000 Plätze bei Konzerten) auszubauen.

Zu den Baukosten kommen Ausgaben für Parkplätze, Zuwege, Straßen und Entlastung der viel befahrenden Billhorner Brückenstraße, die täglich durchschnittlich 111.000 Fahrzeuge nutzen, davon neun Prozent Lastwagen. Auch die angepasste Infrastruktur sollen die Investoren bezahlen, fordert die Stadt.

„Elbdome“ fehlt bisher im Bebauungsplanentwurfs Rothenburgsort 17

Im ersten Schritt ist jetzt eine Neufassung des Bebauungsplanentwurfs Rothenburgsort 17 mit einer Arena im westlichen Abschnitts des Areals erforderlich. Nach Abendblatt-Informationen könnte diese Mitte des Jahres vorliegen. Bis alle Verfahren und Bürgerbeteiligungen durchlaufen sind, vergehen wahrscheinlich weitere zwei Jahre.

Grundsätzlich bestehen zwei Optionen: Die Stadt könnte das Grundstück für den Bau einer Arena ausschreiben oder einem Bewerber wie Karajica, der dann eine belastbare Finanzierung vorlegen müsste, direkt anhandgeben. Realistisch betrachtet würden die Bauarbeiten nicht vor den Jahren 2026/27 beginnen. Über die Kosten des „Elbdomes“ kann derzeit aber nur spekuliert werden. Sie dürften bei weit mehr als 100 Millionen Euro liegen.

Karajica sponsort seit Beginn dieser Saison die Veolia Towers nicht mehr

Welche Rolle Hauptgesellschafter Tomislav Karajica künftig bei den 2013 gegründeten Towers spielen wird, scheint ebenfalls unklar. Zu dieser Bundesligasaison stellte er das Sponsoring seiner Firmen edel-optics.de, Home United und Imvest komplett ein, nur sein Co-Working-Space Hamburger Ding kaufte noch ein kleines Paket für Incentives. Karajicas finanzielles Engagement lag in den Jahren zuvor im mittleren sechsstelligen Bereich.

„Diese Entwicklung war seit Anbeginn so abgesprochen“, sagt Towers-Geschäftsführer Willoughby, „,Tomi‘ hat uns in den vergangenen Jahren maßgeblich beim Aufbau der Hamburg Towers geholfen, und es war immer klar, dass er sich irgendwann zurückziehen wird, wenn wir auf eigenen Füßen stehen können. Das war jetzt der Fall.“ Karajica sagte dem Abendblatt, er werde sich weiter für die Towers engagieren, das Projekt sei ihm eine Herzensangelegenheit – der „Elbdome“ auch.