Die Startelf gegen Australien soll sich von der im Spiel gegen Bosnien nicht unterscheiden. Damit stände auch Trochowski auf dem Platz.

Erasmia. Joachim Löw hat nur noch Australien im Kopf – und für seine Führungsspieler ist die WM-Startelf schon klar. Auch wenn sich der Stuttgarter Cacau und der Münchner Aufsteiger Thomas Müller im Training vehement aufdrängen, hält der Bundestrainer zunächst an seinem seit der 3:1-Generalprobe gegen Bosnien-Herzegowina feststehenden Personalplan fest. „Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, dass wir in dieser Formation spielen“, verriet der neue Abwehrchef Arne Friedrich am Dienstag im Quartier der Fußball-Nationalmannschaft in Erasmia.

Für den Blick auf den stolzen WM-Gastgeber Südafrika bleibt für Löw und sein Personal nur wenig Zeit und Muße. „Wir konzentrieren uns schon sehr auf das erste Gruppenspiel“, erklärte der Bremer Per Mertesacker, der die nächsten Wochen weit ab von jedem WM-Trubel erleben muss. An der staubigen Landstraße eine halbe Autostunde von der Hauptstadt Pretoria entfernt gibt es kaum mehr als das Teamhotel Grand Velmoré, eine Käsefabrik, eine halb zerfallene Telefonzelle und eine Baracke, in der Lebensmittel verkauft werden.

Der turniererfahrene Arne Friedrich fürchtet trotz der Abgeschiedenheit, einiger Duschen ohne warmes Wasser und der nur eingeschränkt funktionierenden Mobiltelefone keine Beeinträchtigung für eine sportlich erfolgreiche WM. „Dafür, dass wir in Afrika sind, können wir uns nicht beschweren. Ich glaube nicht, dass hier ein Lagerkoller aufkommen wird“, berichtete der 31-jährige Verteidiger, der einer der großen Gewinner der bisherigen Vorbereitung ist. In der jetzt beginnenden „Akut-Phase“ geht es nur um Fußball und Training, verdeutlichte Friedrichs Abwehr-Nebenmann Mertesacker: „Jeder Tag zählt. Wir müssen uns abstimmen und die Sicherheit holen.“

Nach den ersten Übungsstunden im Super Stadium von Atteridgeville, zu denen das Team rund 15 Minuten mit dem Bus fährt, hat sich bei Beobachtern und den Führungsspielern selbst das Gefühl festgesetzt, dass sich Löw auf seine erste Elf für das Australien-Spiel festgelegt hat. „Ich gehe mal davon aus, ohne es zu wissen“, sagte der Noch-Berliner Friedrich, nachdem Löw auch im Training wieder die Elf des letzten Bosnien-Tests als A-Team präsentierte. Neuer, Lahm, Mertesacker, Friedrich, Badstuber, Khedira, Schweinsteiger, Trochowski, Özil, Podolski und Klose sind erste Wahl. Trotzdem schürt Löw weiter den Kampf um die Stammplätze. Und dass die Reservisten nicht aufstecken, zeigte sich bei der 3:5-Niederlage der A-Mannschaft in einem Trainingsspiel. Man solle zwar dieses Ergebnis „nicht überbewerten“, erklärte Friedrich:„Aber der Konkurrenzkampf ist groß. Die WM ist ein Riesen-Ereignis.“

Vor allem Müller und Cacau wittern weiter ihre Chance. „Ich versuche mich aufzudrängen“, betonte der Münchner Youngster, der Piotr Trochowski bedrängt. Und der zuletzt treffsichere Stuttgarter Cacau kündigte an: „Ich gebe alles.“ Doch Löws Favorit Miroslav Klose hielt mit zwei Trainings-Toren erst einmal dagegen.

Der WM-Torschützenkönig von 2006, der an diesem Mittwoch seinen 32. Geburtstag feiert und der älteste Feldspieler im deutschen WM-Kader ist, bekam am Dienstag nochmals Rückendeckung von den Kollegen. „Miro ist ein absolut WM-erfahrener Spieler. Er kann sich selbst am besten einschätzen“, betonte Mertesacker, der aber gespannt bliebt, was der Münchner „alles aus sich herausholen“ wird. „Der entscheidende Moment ist das erste WM-Spiel gegen Australien, daran lasse ich mich gerne messen“, erklärte Klose selbst.

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Zu einem Plus könnte für das junge deutsche Team die Fitness werden. „Ich habe einen extrem guten Eindruck“, betonte Teamarzt Tim Meyer und bestätigte den Spielern einen „ausgesprochen guten“ Fitness-Stand. „Das Trainingslager ist super gelaufen“, sagte Meyer, der mit der Anpassung auf über 1600 Meter Höhe in Erasmia und mit dem dritten Vorrunden-Spielort Johannesburg „keine Probleme“ sieht.

Die Rückschläge und das große Verletzungspech mit dem Ausfall von Anführer Michael Ballack an der Spitze wird im verjüngten DFB-Team inzwischen als Chance gesehen und sogar propagiert. „Im Endeffekt ist für uns als Mannschaft nicht so viel passiert“, erklärte Mertesacker überraschend offen. Und der oft kritische Franz Beckenbauer ordnet das unerfahrene DFB-Team bei der am Freitag beginnenden WM sogar dicht hinter den Top-Favoriten Brasilien und Spanien ein: „Direkt dahinter stufe ich Deutschland ein“, sagte der „Kaiser“ in Südafrika.

LÖW KENNT KEIN PARDON

Die Leistung von Philipp Lahm & Co. in den Vorbereitungsspielen seien „sehr beeindruckend“ gewesen, meinte Beckenbauer. Selbst die mangelnde Erfahrung einiger Frischlinge wie Holger Badstuber soll kein Nachteil sein. „Ich habe die Position schon oft beim FC Bayern gespielt, auch in großen, wichtigen Spielen“, sagte Badstuber - zuletzt im Champions League-Finale allerdings mit wenig Erfolg.

Ein Rest Ungewissheit bleibt auch für Löw, einen Selbstläufer sieht er im Auftakt gegen den ersten Gruppen-Gegner nicht. „Australien ist stark, sie haben sehr positive Spieler, sie geben nie auf, kämpfen immer, haben in der Defensive eine gute Organisation und schnelle Offensivkräfte“, erklärte der Bundestrainer.